Glinde. Bürger können bald Ausweise über die neue Glinder Internetseite beantragen. Ein Programm übersetzt Inhalte in 18 Sprachen.

Vor eineinhalb Jahren wurde das Projekt gestartet. Abgeschlossen ist es noch nicht, aber zumindest sichtbar: Glindes überarbeitete Homepage hat viele neue Funktionalitäten. „Sie ist ein wichtiger Meilenstein für die Digitalisierungsstrategie der Stadt“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Spätestens Ende 2022 können die Menschen in der 18.900 Einwohner zählenden Kommunen die rund 500 Dienstleistungen der Verwaltung über die Internetseite regeln, müssen dann nicht mehr das Rathaus besuchen und kein Formular herunterladen: zum Beispiel beim Beantragen des Ausweises.

Ein Bezahlsystem wird noch integriert

Die dafür benötigte Eingabemaske wird erst zu einem späteren Zeitpunkt integriert, dann kann auch der Zahlungsverkehr über die Homepage abgewickelt werden. In Sachen Anwenderfreundlichkeit ist Glinde schon jetzt ein Quantensprung gelungen. Menschen mit einer Sehbehinderung können sich alle Texte vorlesen lassen. Ein Mausklick reicht, und die automatische Stimme beginnt mit dem Sprechen. Ebenfalls neu: Für Personen mit Migrationshintergrund werden Artikel und Mitteilungen in 18 Sprachen übersetzt: unter anderem Arabisch, Polnisch, Türkisch und Mandarin. Nutzer markieren hierbei einen Abschnitt, woraufhin das Programm alle Optionen anbietet.

Zudem gibt es jetzt einen Videokanal. Drei Filme sind derzeit abrufbar. In einem ermuntert Zug die Bürger zum lokalen Einkauf in Glinde. „Wir wollen damit gerade junge Menschen ansprechen. Zusammenfassungen von Ausschusssitzungen wird es nicht geben“, sagt Katharina Richter. Die 42-Jährige leitet die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt und war federführend bei der Überarbeitung der Internetseite. Vorerst soll jeden Monat ein Video hinzugefügt und die Schlagzahl erst erhöht werden, wenn wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen möglich sind. Laut Richter sind die Nutzerzahlen stetig gestiegen, vor allem seit dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr.

Projekt kostet 16.000 Euro

Glinde war 2001 mit einer Homepage an den Start gegangen, machte 2017 einen Relaunch. Schon allein wegen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) musste jetzt nachgebessert werden. Es verpflichtet Kommunen, bis Ende 2022 ihre Leistungen über Verwaltungsportale auch digital anzubieten. Wer nicht auf diese Möglichkeit zurückgreifen möchte, kann weiterhin Anträge im Rathaus abgeben und Probleme mit den Mitarbeitern vor Ort besprechen.

Rainhard Zug ist mit dem Projektverlauf zufrieden, sagt über anstehende Arbeiten: „Es müssen zum Beispiel noch digitale Akten eingeführt werden.“ Das Bezahlsystem werde an zentraler Stelle für das ganze Land entwickelt, Glinde übernehme es dann. Auf der Homepage wird noch der Menüpunkt mit dem Namen digitales Bürgerportal hinzugefügt. So hat es zum Beispiel das Amt Hüttener Berge im Kreis Rendsburg-Eckernförde gemacht. Richter plant die Installation im Sommer oder Herbst dieses Jahres, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Leistungen abrufbar sind. Glinder können sich dann ein Konto anlegen und müssen sich einloggen.

Bürger prangern Vermüllung per Mängelmelder an

Die Verwaltung kontaktierte zwecks Erstellung der Homepage vier gr0ße Anbieter in Deutschland. Alle unterbreiteten Angebote. Die Wahl fiel auf jenen Dienstleister, für den sich schon Reinbek und Oststeinbek entschieden hatten. Das Unternehmen hat laut Zug Verträge mit 300 Kommunen. „Wir haben verschiedene Kriterien aufgestellt. Wichtig war, möglichst schnell auf Serviceanfragen reagieren zu können“, sagt Richter. Auch Layoutvorschläge seien gemacht worden. Die Stadt zahlt für das Projekt rund 16.000 Euro.

Mit den drei Menüpunkten „Über uns“, „Rathaus & Politik“ sowie „Leben in Glinde“ ist die Startseite übersichtlich gestaltet. Bei den Unterkategorien gibt es nun einen Mängelmelder, der reichlich genutzt wird, berichtet Richter. Bürger beschwerten sich so über illegal entsorgten Müll. In Sachen Digitalisierung will sich Glinde noch breiter aufstellen. Ein Facebookauftritt ist in Planung.