Trittau. Am Ortsausgang Richtung Grande entstehen zwei Kitas und ein Markant-Markt. Dafür müssen Jungwald und Acker weichen.

Der südliche Ortseingang Trittaus wird sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern. Mit drei aktuellen Projekten verschiebt die Gemeinde ihre bisherige Siedlungsgrenze um rund 300 Meter in Richtung Grande/Witzhave. Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel und hat dennoch überaus kontroverse Debatten ausgelöst. Denn angesiedelt werden sollen dort – vorerst – zwei Kitas und ein neuer Markant-Markt. Dafür müssen ein knapp ein Hektar großer Jungwald und eine 2,7 Hektar umfassende Ackerfläche weichen.

Grüne stört beträchtlicher Flächenverbrauch

Sabine Paap ist Fraktionschefin der Trittauer Grünen.
Sabine Paap ist Fraktionschefin der Trittauer Grünen. © Laura Treskatis | Laura Treskatis

„Aus umweltpolitischer Sicht sehen wir die Umsetzung der Projekte kritisch. Zum einen, weil sie außerhalb des bisherigen Siedlungsbereichs realisiert werden. Zum anderen, weil die Umsetzung mit einem beträchtlichen Flächenverbrauch und der Vernichtung eines Jungwalds einhergeht“, sagt Sabine Paap, Fraktionschefin der Grünen.

Andererseits brauche die Gemeinde die entstehenden knapp 200 Kitaplätze dringend. „Dass keine alternativen Flächen gefunden werden konnten, ist bedauerlich, aber eine Tatsache. Einen weiteren Zeitverzug kann sich Trittau bei diesem brennenden Problem aber nicht leisten“, sagt Paap.

Unterversorgung des Südens konstatiert

Etwas anders stellt sich die Ausgangssituation für die Grünen im Falle des geplanten Markant-Markts dar. Ursprünglich sollte der auf dem Schützenplatz im Zentrum der Gemeinde entstehen. Dazu gab es einen von der Mehrheit der Gemeindevertretung abgesegneten Satzungsbeschluss, der dem Unternehmen Bartels-Langness (Bela), zu dem die Markant-Märkte gehören, de facto ein verbrieftes Baurecht verschaffte.

Doch mit dem Erwerb der vorgelagerten alten Meierei durch Edeka Süllau sah sich Bela plötzlich massiv benachteiligt und forderte ein alternatives Areal. Da traf es sich gut, dass ein Nahversorgungskonzept vom November 2016 eine Unterversorgung des Trittauer Südens konstatierte. Den hatte die Gemeinde gemäß einer Konzeptstudie ohnehin als potenzielles Entwicklungsgebiet für eine Ausweitung der Siedlungsstruktur durch Wohnungsbau ausgemacht.

Erhöhtes Verkehrsaufkommen ist unvermeidlich

„Dennoch ist es unserer Ansicht nach nicht richtig, den Markant-Markt im Außenbereich des Ortes zu platzieren“, sagt Paap. Im Verbund mit dem Bau der beiden Kitas werde diese Entscheidung zu einem deutlich erhöhten Verkehrsaufkommen am südlichen Ortseingang führen, da eine Fußläufigkeit nur noch bedingt gegeben sei. „Doch anders war der gordische Knoten offenbar nicht zu lösen“, so die Grünen-Chefin.

Dabei haben auch viele Bürger die Ansiedlung des Marktes und die damit verbundenen Eingriffe in den Landschaftsraum kritisiert. Auf dem Facebook-Kanal von „Trittau online“ ist die Rede von einem „furchtbaren Raub an der Natur“. Eine Kommentatorin beklagt den Verlust völlig gesunder Eichen mit einem Umfang von mehr als zwei Metern.

Markant wird sechster Verbrauchermarkt im Ort

Vielfach wurde zudem die Frage gestellt, wozu eine Gemeinde mit nicht einmal 9000 Einwohnern einen sechsten großen Verbrauchermarkt braucht. Zumal der Kieler Firmenverbund Bela in Trittau bereits mit einer 2019 neu eröffneten, knapp 4000 Quadratmeter großen Famila-Filiale vertreten ist.

Bürgermeister Oliver Mesch begründete die Notwendigkeit mit dem Status Trittaus als Unterzentrum. Das habe nicht nur einen Versorgungsauftrag für die Gemeinde selbst, sondern für das gesamte Amt. „Hinzu kommt, dass wir in direkter Konkurrenz zu Kommunen wie Schwarzenbek und Sandesneben im Herzogtum Lauenburg stehen, die ebenfalls über stark frequentierte Einkaufszentren verfügen“, so Mesch.

Suche nach alternativen Flächen blieb erfolglos

Natürlich bedauere auch er die notwendige Rodung des Jungwalds westlich der Hamburger Straße. Andererseits sei das zähe Ringen um einen alternativen Standort für die zweite Kita seit 2015 leider erfolglos geblieben. Zuletzt war deren Bau auf dem Bolzplatz zwischen Goethe­ring und Lessingstraße am Widerstand der Anwohner gescheitert. „Wir haben wirklich alles versucht. Da der Bedarf an Kitaplätzen aber ständig wächst, standen wir unter enormem Zeitdruck und mussten endlich zu einer Entscheidung kommen“, so Mesch.

Den Kahlschlag findet der Bürgermeister auch deshalb verkraftbar, weil das Areal ursprünglich als Ackerfläche ausgewiesen war. „Außerdem werden wir nun mehr Wald schaffen, als bislang da war“, so Mesch. Denn für jeden gefällten Baum werden an anderer Stelle eineinhalb neue Bäume gepflanzt. Allerdings weit außerhalb Trittaus.

Verlust einer Waldfläche und eines Biotops drohen

Inzwischen haben selbst der Kreis Stormarn, die Untere Naturschutzbehörde, die Untere Forstbehörde und die Landesplanung ihre anfänglichen Einwände kassiert. Offenbar auch deshalb, weil die Gemeinde die zwischen Siedlungsrand und Markant-Areal gelegenen Wald- und Wiesenflächen östlich der Hamburger Straße sowie die auf gleicher Höhe westlich liegenden Äcker zu potenziellen Entwicklungsflächen für Wohnungsbau erklärt hat. Mesch rechnet mit einer Inanspruchnahme jedoch frühestens in 15 Jahren.

Das alles kann etliche Bewohner des südlichen Siedlungsrands nur mäßig trösten. „Eine Abwertung der Gemeinde im Hinblick auf Naherholung, Naturerhalt und äußeres Erscheinungsbild wird offenbar billigend in Kauf genommen“, sagt Katja Krause stellvertretend für viele Nachbarn. Mit dieser Planung sei westlich der Hamburger Straße eine weitere Vernichtung von Wald und sogar eines Trockenbiotops praktisch programmiert. Damit gehe Trittau immer mehr von seiner Lebensqualität verloren, ist Krause überzeugt.