Barsbüttel. Rita Dux geht in den Ruhestand, hat bald ihren letzten Arbeitstag. Stelle dreimal ausgeschrieben und ist immer noch nicht nachbesetzt.

Ein Job im öffentlichen Dienst in einer Verwaltung als Angestellter oder Beamter: Das bedeutet Sicherheit. Insbesondere in Corona-Zeiten sehnt sich manch einer danach. In Barsbüttel ist eine attraktive Stelle offen. Seit Monaten müht man sich dort, die Nachfolge von Bauamtsleiterin Rita Dux zu regeln. Die 63-Jährige geht offiziell Anfang Februar kommenden Jahres in den Ruhestand, hat aber aufgrund von Resturlaub bereits am 18. Dezember ihren letzten Arbeitstag im Rathaus. Eigentlich sollte sie die neue Führungskraft schon im Oktober einarbeiten, kann ihre Expertise jedoch nicht mehr weitergeben. Der Bereich wird vorübergehend ohne Leitung sein.

Keine Bewerbungen aus den eigenen Reihen

Es ist eine schwierige Suche für Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Dreimal wurde die Stelle bereits ausgeschrieben. Laut dem Verwaltungschef gab es 14 Bewerber. Bei einem Vorstellungsgespräch überzeugte eine Frau aus Ostholstein. Die Entscheidung über die Besetzung obliegt allerdings dem Hauptausschuss. Die Politik stimmte zu. „Kurz vor dem Unterschriftstermin ist die Person dann leider abgesprungen“, berichtet Schreitmüller.

Bewerbungen aus den eigenen Reihen hat es nicht gegeben. „Ich höre von vielen Kollegen, dass eine Entgeltgruppe mehr keine Motivation ist, sich in erster Reihe zu positionieren“, so der Rathauschef. In Barsbüttel sind der Bauamtsleitung rund 40 Personen untergeordnet, dazu zählen auch Hausmeister von Schulen. Ausgeschrieben war eine Stelle im Angestelltenverhältnis mit der Entgeltgruppe 13. Sie ist wie alle anderen in sechs Stufen gegliedert. In der höchsten liegt das Monatsgehalt bei 5899,26 Euro brutto, in der Kategorie vier bei 5163,37 Euro. Die Einstufung erfolgt nach Berufserfahrung und Alter. Verhandlungsgeschick ist hilfreich, um eine Entwicklungsstufe höher als angedacht zu erlangen. Diesbezüglich haben Gemeinden und Städte Spielraum.

Geregelte Arbeitszeiten gibt es nicht immer

„Als Bauamtsleiter ist man einer hohen Streitkultur ausgesetzt. Mich haben Leute angepöbelt und sich danach entschuldigt“, sagt Frank Thiemann, Ammersbeker Bauamtsleiter.
„Als Bauamtsleiter ist man einer hohen Streitkultur ausgesetzt. Mich haben Leute angepöbelt und sich danach entschuldigt“, sagt Frank Thiemann, Ammersbeker Bauamtsleiter. © Harald Klix

In anderen Stormarner Kommunen sind Bauamtsleiter verbeamtet. Das ist mit einigen Vorteilen verbunden: Ihre Pension ist weitaus höher als die Rente gewöhnlicher Arbeitnehmer mit identischem Bruttogehalt. Und es bleibt mehr Nettolohn. Grund: Beamte zahlen keine Beiträge in die gesetzliche Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung.

Sven Noetzel hat diesen Status. Er ist seit 2011 Reinbeker Bauamtschef und Vorgesetzter von rund 100 Mitarbeitern inklusive der Kräfte des städtischen Betriebshofs. Der 48-Jährige hat Bauingenieurwesen und Umwelttechnik studiert. Seine Besoldung ist eine A 15. Es gibt sieben Stufen. Das Monatseinkommen liegt zwischen 5311,86 und 6668,16 Euro brutto.

Noetzel hat keine geregelten Arbeitszeiten, sitzt an manchen Tagen bis in den späten Abend in Ausschusssitzungen. Überstunden bummelt er ab. Zu seinem Job gehört es auch, Beschlüsse der Politik umzusetzen, zu denen er nicht steht. Mitunter wird er verbal attackiert – von Entscheidungsträgern und Bürgern. „Es geschieht zwar nicht oft, aber einige Angriffe sind unter der Gürtellinie. Ich habe aber auch viele positive Rückmeldungen“, sagt Noetzel.

Größere Kommunen zahlen mehr Lohn

Sein Ammersbeker Pendant Frank Thiemann, der von 2001 bis 2018 Bauamtsleiter in Glinde gewesen ist, berichtet von ähnlichen Vorfällen: „Mich haben Leute angepöbelt und sich danach entschuldigt.“ Über seinen Job sagt er: „Man ist einer hohen Streitkultur ausgesetzt.“ Es führe auch zu Konflikten innerhalb der Verwaltung, wenn Projekte aus dem Kostenrahmen liefen. „Ich habe zwei Jahre für den Beschluss zum Neubau der Feuerwehrwache gekämpft, das hat Nerven gekostet.“ Zu Beginn seiner Amtszeit seien zwei Millionen Euro für das Projekt angedacht gewesen, jetzt liege man bei rund 4,4 Millionen. Der 59 Jahre alte Architekt ist trotzdem nach wie vor der Meinung, seinem Traumberuf nachzugehen. Thiemann ist in der Besoldungstabelle mit einer A 12 niedriger eingestuft als Noetzel, weil Reinbek größer als Ammersbek ist.

Am vergangenen Montag hatte Thomas Schreitmüller wieder ein Gespräch mit einem Bewerber. Dabei handelt es sich um einen Beamten. Er soll eine A 13 in Barsbüttel bekommen, das sind ab Januar maximal 5403,24 Euro brutto pro Monat. „Ich würde ihn nehmen“, sagt der Bürgermeister, der womöglich kurzfristig eine Sondersitzung des Hauptausschusses ansetzt, damit der Vertrag schnell unterschrieben werden kann. Bis zum Dienstantritt würde es laut Schreitmüller zwei bis vier Monate dauern. „Solange bringe ich mich mehr ins Tagesgeschäft ein.“ Sollte sein auserwählter oberster technischer Berater abspringen, will der Verwaltungschef ein Personalberatungsbüro einschalten, um geeignete Interessenten zu finden.