Bad Oldesloe/Kiel. T-Versorgung der Einrichtungen im Kreis durchwachsen. Geräte für Schüler und Lehrer sind Mangelware, Internet teilweise instabil.
Mit zwei landesweiten Übungstagen zum sogenannten Distanzlernen am 7. und 8. Januar 2021 startet der Präsenzunterricht an Stormarns Schulen erst am 11. Januar – und stellt direkt nach den Weihnachtsferien die Digitalkompetenz und technische Ausstattung von Schulen und Schülern auf den Prüfstand.
36 Schulen gaben Auskunft zur technischen Ausstattung
„Wir greifen damit die Wünsche der Eltern und Lehrerverbände auf und schaffen einen Raum, in dem die Schulen das Lernen auf Distanz mit den Schülern einüben können“, erklärte Landesbildungsministerin Karin Prien jüngst. Wie gut sind die Schulen im Kreis tatsächlich mit digitalen Endgeräten und stabilen, leistungsstarken Netzverbindungen, mit versierten Lehrern und digitalen Leihgeräten für Schüler ausgestattet, um eine gute Beschulung aus der Ferne gewährleisten zu können?
„Die Versorgung der Schulen mit digitalen Endgeräten zum Ausleihen an Schüler ist total gemischt“, weiß Schulrat Michael Rebling, dem seit Montag die Ergebnisse einer Umfrage im November an allen Stormarner Grund- und weiterführenden Schulen ohne Oberstufe zur Digitalisierung vorliegen. 36 der 50 befragten Schulen gaben Auskunft zur technischen Ausstattung, Erfahrungen mit Onlineunterricht und Schulungsbedarf der Lehrkräfte. „Manche Schulträger haben hier gut vorgesorgt, andere bemühen sich um Nachrüstung und leiden derzeit unter Lieferschwierigkeiten“, so Michael Rebling weiter.
75 Prozent der Schulen im Kreis kommunizieren digital
Die Versorgung mit W-LAN in den Schulen, also einem drahtlosen, lokalen Netzwerk zur Internetverbindung, sei teils gut bis sehr gut, teils schlecht bis gar nicht vorhanden, so Rebling weiter. Das macht für manche Schule die Kommunikation mit Schülern im Distanzlernen schwierig, wenn es gilt, über digitale Kollaborationsplattformen wie I-Serv, sh.itslearning oder SchulCommSy Aufgaben zu empfangen und die Ergebnisse hochzuladen. Immerhin nutzen 27 Schulen diesen Kommunikationsweg laut Umfrageergebnissen. „Ergänzend dazu wird per Mail, Telefon oder zur Abholung in den Schulen bereitgestellten Arbeitsunterlagen kommuniziert“, so Rebling. „75 Prozent der befragten Schulen kommunizieren über digitale Wege, ein Großteil der Schüler verfügt zu Hause über einen Internetzugang.“
70 Prozent der befragten Lehrkräfte seien mit dieser Kommunikation zufrieden. Doch die Umfrage habe auch gezeigt, dass derzeit noch nicht alle Lehrer mit einem Laptop ausgestattet seien, das über eine Kamera für Videokonferenzen verfüge. Auch an Leihgeräten für Schüler hapert es noch: „Wir benötigen für unsere Schüler knapp 90 Notebooks und warten seit September darauf“, sagt Thomas Gehrke, Leiter der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten in Ahrensburg. „Wir brauchen Materie, mit der die Kinder arbeiten können.“
Reinbeker Gemeinschaftsschule wartet noch auf iPads
Jeder sechste der 490 Schüler an der Gemeinschaftsschule habe nur ein Smartphone als Arbeitsgerät zur Verfügung. „Und etliche Schüler müssen sich zu Hause Laptop oder Computer mit Geschwisterkindern oder Eltern, die im Homeoffice arbeiten, teilen. Wann stattet man endlich die Schulen aus, deren Schüler es am nötigsten haben?“
Von der ersten Lieferung bestellter Laptops im September bekamen weder seine Schule noch die beiden Ahrensburger Gymnasien etwas ab. Stattdessen waren die 142 Geräte an sämtliche Grundschulen und die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule gegangen. Für den 28. Januar erwartet Robert Tessmer vom Fachdienst Schule der Stadt Ahrensburg weitere 133 von insgesamt 323 Geräten. Diese würden dann an die Gemeinschaftsschule und das Eric-Kandel-Gymnasium geliefert. Zu spät für die vom Ministerium angeordneten Distanzlernen-Testtage.
Auch Dirk Böckmann, Leiter der Reinbeker Gemeinschaftsschule im Schulzentrum Mühlenredder, wartet noch auf die Lieferung von iPads. Böckmann: „Wir haben einen Bedarf von zirka 70 Leihgeräten. Leider sind die Lehrergeräte noch gar nicht angekündigt. Nur der freiwilligen Bereitschaft der Lehrkräfte, ihre Privatgeräte zu nutzen, ist es zu verdanken, dass wir bereits in Quarantänefällen einige Klassen in Distanz unterrichten konnten.“
Am Gymnasium Trittau läuft die Fernverbindung stabil
Die Stadt Bargteheide hat indes 400 iPads beschafft, die als Leihpool für alle Bargteheider Schulen bereitstehen. Während die Erfahrungen mit Distanzunterricht an den Schulen weitgehend gut seien, sei die noch fehlende Glasfaseranbindung der Schulen eine Herausforderung, sagt Alexander Wagner, Sprecher der Stadt. „Bei Nutzung der Geräte in der Schule stößt das WLAN an seine Grenzen. In Abstimmung mit den Stadtwerken wird daran gearbeitet, um im Zuge des Glasfaserausbaus die Schulen zügig anzubinden.“
Die Zuleitungen entpuppen sich an etlichen Schulen im Kreis als Schwachstelle. Greifen zu viele Schüler und Lehrer gleichzeitig aufs Internet zu, brechen Verbindungen schnell zusammen, wie die Anfragen unserer Redaktion zeigen. „Wir glauben, dass Distanzlernen schon recht gut funktionieren kann, wenn Schüler auf eigene Netze zurückgreifen können“, sagt Carola Eberhardt, Vorsitzende des Kreiselternbeirats der Gymnasien. Doch die digitalen Reichweiten blieben eine Herausforderung, wenn nicht nur einzelne Kohorten, sondern ganze Schulen für den Unterricht online gehen würden.
Am Gymnasium Trittau läuft die Fernverbindung indes stabil: „Die Teilnahme von Schülern zu Hause am Unterricht kann durch das schulweit vorhandene W-LAN sichergestellt werden. Der Unterricht mit Hilfe der IServ-Plattform gelingt immer besser“, sagt Lars Püschel, Koordinator MINT und Neue Medien. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass das weiterhin gut funktionieren wird, auch wenn die Plattform wieder stärker beansprucht wird.“ 85 Prozent der Schulen im Kreis hätten sich seit März zum Digitalunterricht fortgebildet, habe die Umfrage gezeigt, sagt Schulrat Michael Rebling. „Einige machen jetzt noch vor den Weihnachtsferien eine Fortbildung dazu.“