Bad Oldesloe. Kreisverwaltung stellt bei Sanierung von Bürogebäude schwere Schäden fest. Neubau wirtschaftlicher. Mehrere Standorte im Gespräch.

Ein 3000 Quadratmeter großes Gebäude der Stormarner Kreisverwaltung in Bad Oldesloe ist so marode, dass es abgerissen werden soll. „Eine Sanierung erscheint im Vergleich zu einem Neubau nicht mehr wirtschaftlich“, sagt Kreisbaudirektor Thilo Scheuber. Auf den Kreis kommt damit eine Ausgabe von voraussichtlich rund zehn Millionen Euro zu.

Energetische Sanierung brachte Zustand an den Tag

Die miserable Substanz des viergeschossigen, von 1974 bis 1977 errichteten Bürohauses an der Mewesstraße 22-24 trat bei der energetischen Sanierung zutage. Im Vorjahr waren bereits die alten Fenster auf der Rückseite ausgetauscht worden. Jetzt mussten für eine bessere Wärmedämmung der Fassaden zunächst die vormontierten Waschbetonplatten abgenommen werden. „Dabei wurden große Schäden sichtbar, weil beim Bau offensichtlich auch gepfuscht wurde“, sagt Scheuber.

Das Gebäude war in Skelettbauweise aus Betonfertigteilen errichtet worden. An vielen Stellen kam verrosteter Bewehrungsstahl zum Vorschein, weil die Betondeckung in den Bereichen wohl von Anfang an zu gering war. Etliche der für die Statik wichtigen sogenannten Elastomerlager liegen außerdem nicht an der richtigen Stelle. Hinzu kamen Abplatzungen und Risse im Beton.

Reparatur kostet mehr als drei Millionen Euro

„Wir haben die Arbeiten sofort gestoppt“, sagt Scheuber. Mit externer Unterstützung von einem Betonsachverständigen, einem Betonlabor und einem Statiker untersuchte das Bauamt die Schäden genauer. Dabei kam heraus, dass die Sanierung der Auflager äußerst aufwendig ist. Sie müssten über alle Pfeiler und Geschosse nach und nach leicht angehoben werden, wofür eine Stützkonstruktion aus Stahl und Hydraulikanlagen erforderlich wäre.

Das macht ein Reparatur nicht nur zeitaufwendig, sondern auch teuer. Das Kreisbauamt erwartet Kosten von 3,1 Millionen Euro plus 900.000 Euro für die Anmietung von Ersatzbüros, da das Haus drei Jahre lang überhaupt nicht genutzt werden könnte. Kostensteigerungen seien nicht auszuschließen, da bei einer erforderlichen Untersuchung des Gebäudes von innen auch weitere Schäden auftreten können.

Für Neubau-Standort gäbe es Alternativen

Thilo Scheuber gibt zu bedenken, dass die Lebenszeit eines Neubaus im Vergleich zu der des sanierten Gebäudes viermal höher ist.
Thilo Scheuber gibt zu bedenken, dass die Lebenszeit eines Neubaus im Vergleich zu der des sanierten Gebäudes viermal höher ist. © HA

„Hinzu kommt, dass wir die Nutzungsdauer mit einer Sanierung um etwa 20 Jahre verlängern können, bei einem Neubau dagegen mit bis zu 80 Jahren rechnen“, sagt Thilo Scheuber. Mit grob geschätzten zehn Millionen Euro (inklusive Mietkosten für Ersatzbüros in der Übergangszeit) ist ein Neubau allerdings zunächst einmal deutlich teurer.

„Der Standort muss nicht zwingend an der Mewesstraße sein, es kommen auch andere Grundstücke infrage“, sagt Scheuber. Eine Option ist das Areal an der Teichkoppel, auf dem die 112-Notrufzentrale neu gebaut wird, die Integrierte Regionalleitstelle Süd (IRLS). Eine andere Möglichkeit ist ein drei- bis viergeschossiger Verbindungsbau zwischen den Gebäuden A und B. In beiden Fällen könnte die Altimmobilie an der Mewesstraße verkauft werden und wieder etwas Geld in die Kreiskasse bringen.

Mitarbeiter sollen in andere Räume umziehen

Das Bauamt untersucht nun Vor- und Nachteile aller Varianten, um im kommenden Jahr eine Machbarkeitsstudie zu präsentieren. Die Baugenehmigung könnte dann Anfang 2022 vorliegen, sodass die Handwerker nach erfolgter Ausschreibung Ende des Jahres 2022 beginnen könnten. Wenn alles reibungslos läuft, wären die neuen Büros Anfang 2024 bezugsfertig.

Zurzeit steht das Verwaltungsgebäude E teilweise leer. Der IT-Verbund Stormarn, der im zweiten und dritten Obergeschoss untergebracht war, ist im September ins Reinfelder Gewerbegebiet an der A 1 umgezogen. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss nutzt der Fachdienst Veterinärwesen. Der Dachboden dient als Aktenlager. Ursprünglich war vorgesehen, dass nach der Modernisierung der Fachdienst Wasserwirtschaft und die Untere Naturschutzbehörde einziehen. Da die Sanierung nun aber abgebrochen wurde, sollen jetzt sämtliche Mitarbeiter das Haus verlassen.

Weitere Ausgaben für das Gebäude sinnlos

Das Gebäude E der Kreisverwaltung an der Mewesstraße in Bad Oldesloe ist marode und steht bereits teilweise leer.
Das Gebäude E der Kreisverwaltung an der Mewesstraße in Bad Oldesloe ist marode und steht bereits teilweise leer. © Harald Klix

An der Mewesstraße hatte über Jahrzehnte auch die Verwaltung vom Amt Bad Oldesloe-Land ihren Sitz, das Miteigentümer der Immobilie war. Anfang 2019 zog die Amtsverwaltung innerhalb der Stadt an die Louise-Zietz-Straße um. Der Kreis übernahm das Gebäude komplett und investierte in den vergangenen vier Jahren rund zwei Millionen Euro in die Modernisierung.

Dass jede weitere Ausgabe wenig Sinn ergibt, sahen auch die Kommunalpolitiker im Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschuss des Stormarner Kreistags so. Sie folgten einstimmig der Argumentation der Verwaltung und beschlossen, einen Neubau auf den Weg zu bringen. Das Ziel soll ein in der Herstellung und im Betrieb klimaneutrales Gebäude sein. Um jeden der mittlerweile mehr als 800 Beschäftigten unterzubringen, dürfen vorübergehend Büros gemietet werden.

18 Millionen Plus – Lage besser als erwartet

Angesichts der unvorhersehbaren Mehrausgaben kann sich der Kreis Stormarn immerhin mit einer äußerst positiven finanziellen Entwicklung trösten. So stehen im Jahresabschluss 2019 den Aufwendungen von knapp 320 Millionen Euro Erträge von mehr als 328 Millionen gegenüber. Unterm Strich bleibt ein Überschuss von rund 8,3 Millionen Euro. Im Nachtragshaushalt war lediglich mit einem Plus von 1,4 Millionen Euro kalkuliert worden.

Auch im laufenden Jahr hat sich der Kontostand deutlich besser entwickelt als erwartet, was vor allem auf eine sehr viel höhere Beteiligung des Bundes an Sozialhilfekosten zurückzuführen ist. Die Prognose für den Überschuss liegt nun bei 10,2 Millionen Euro, nachdem zunächst sogar ein Fünf-Millionen-Defizit erwartet worden war. Die Städte und Gemeinden, die über die Kreisumlage einen Teil ihrer Steuereinnahmen weiterleiten müssen, sollen an der Entwicklung beteiligt werden. Die Verwaltung schlägt vor, den Hebesatz von aktuell 30,6 auf 29,0 Punkte zu senken. Das Maximum war im Jahr 2007 mit 37,25 Prozent erreicht worden.