Bad Oldesloe/Kiel. Ausbau von Gewaltschutz gefordert. Polizei registriert bislang weniger Übergriffe. Frauenfachberatungsstelle bietet Hilfestellung an.

Anlässlich des heutigen Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein den Ausbau von Gewaltschutzangeboten und Präventionsmaßnahmen. Verbandsratsvorsitzende Ursula Schele: „Es ist gut zu sehen, dass sich mehr Frauen trauen, Taten anzuzeigen, trotzdem bleibt eine riesige Dunkelziffer, weil Frauen aus Scham oder ökonomischen und familiären Zwängen schweigen.“ Gewalt in Ehe und Partnerschaft sei nicht abhängig vom sozialen Umfeld, sondern ziehe sich quer durch alle Bildungs- und Einkommensniveaus.

Nach erstem Lockdown war Bedarf an Beratung groß

Tatsächlich verzeichnet die Polizei für dieses Jahr bisher niedrige Fallzahlen von häuslicher Gewalt, eine genaue Auswertung liegt noch nicht vor. Die Corona-Pandemie beeinflusse vielleicht auch das Anzeigeverhalten, weil weniger Sozialkontrolle durch Freunde, Verwandte oder Ärzte stattfinde und Betroffenen Ausweichmöglichkeiten fehlten, so Sandra Kilian, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg. Im vergangenen Jahr habe es 262 Anzeigen von häuslicher Gewalt in Stormarn gegeben. Die Kriminalstatistik 2019 wurde angeführt von 164 Fällen vorsätzlicher einfacher Körperverletzung, gefolgt von 29 Stalking-Fällen und 28 Fällen von Bedrohung.

„Nach dem ersten Lockdown sind auffällig viele Frauen mit dem Thema Trennung und Scheidung zu uns zur Beratung gekommen“, sagt Dagmar Wölm vom Verein „Frauen helfen Frauen“ in Stormarn. Der Verein ist Träger der Frauenfachberatungsstelle in Bad Oldesloe und des Frauenhauses Stormarn sowie Koordinationsstelle des Netzwerks bei häuslicher Gewalt für den Kreis Stormarn. „Die Frauen informieren sich bei uns, welche Möglichkeiten sie haben, wenn sie sich von ihrem Partner bedroht fühlen oder auch ohne Gewalterlebnisse trennen wollen“, so Wölm.

Auf Brötchentüten steht die Nummer des Hilfstelefons

An der bekannten Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, bei der Brötchentüten mit der Nummer des bundesweiten Hilfstelefons 08000 116 016 bedruckt und über hiesige Bäckereien verteilt werden, beteiligt sich der Verein in diesem Jahr wegen der Pandemiebeschränkungen nicht. „Wir verschieben alle geplanten Aktionen, darunter auch eine Plakatkampagne, nach 2021“, so Wölm. „Beratungen finden aber weiter statt, auch in unseren Räumen.“ Kontakt zum Verein unter Tel. 04531/867 72.