Norderstedt.

Gewalt gegen Frauen ist nach Ansicht der schleswig-holsteinischen Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack kein gesellschaftliches Randphänomen. Sie finde "mitten unter uns statt, in allen Familien, über alle Gehaltsklassen hinweg", sagte die CDU-Politikerin am Montag in Norderstedt (Kreis Segeberg) zum Start der diesjährigen Aktionswoche "Gewalt kommt nicht in die Tüte" im Norden. 2019 gab es ihren Angaben zufolge allein in Schleswig-Holstein 3874 Fälle, in denen Frauen in der Partnerschaft Gewalt erlebt haben. "Und das ist nur die Spitze des Eisberges. Viele Taten werden gar nicht erst mitgeteilt oder angezeigt."

In diesem Jahr gebe es durch die Corona-Pandemie zusätzliche Risiken, sagte die Ministerin. Die eigenen vier Wände seien nicht für alle Frauen ein sicherer Ort. Demnach erhöhe wenig Platz und Freiraum zu Hause in Verbindung mit finanziellen Sorgen oder psychischen Erkrankungen das Risiko von körperlicher und sexueller Gewalt. "Die Aktion "Gewalt kommt nicht in die Tüte" ist deshalb umso wichtiger. Ich rufe alle auf, hin zu schauen und wachsam zu sein." Nichts rechtfertige Gewalt gegen Frauen, so die Christdemokratin.

Mit der Aktionswoche soll seit mittlerweile 17 Jahren auf das Thema "häusliche Gewalt" aufmerksam gemacht werden. Dabei werden Backwaren in speziellen Brötchentüten mit Informationen zu dem Thema verteilt. Ein breites Bündnis aus Politik und Hilfsorganisationen hat sich dafür zusammengeschlossen.