Bad Oldesloe. Neue Allgemeinverfügung: Kontaktsportarten und Versammlungen eingeschränkt. Mehrere Schulklassen in Quarantäne.

Mit 40 klinisch bestätigten Neuinfektionen seit Freitagmittag erhöht sich die kreisweite Gesamtzahl von Covid-19-Fällen auf 908. Damit verzeichnet Stormarn 131 Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage – das entspricht einem Inzidenzwert von 53,6 bis Montagmittag. Die Kreisverwaltung hat deshalb noch am Montag weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verabschiedet, die mit sofortiger Wirkung in Kraft getreten sind. 210 Stormarner stehen derzeit unter Quarantäne, vier weitere werden in Krankenhäusern stationär behandelt, 659 gelten als genesen.

Ab sofort gilt eine erweiterte Maskenpflicht

Die neue Allgemeinverfügung des Kreises zur Einschränkung der Corona-Pandemie orientiert sich am Landeserlass und sieht weitere Beschränkungen bei Kontakten sowie lokal eine erweiterte Maskenpflicht vor. „Ab sofort dürfen sich sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum nur noch maximal zehn Personen gemeinsam treffen“, sagte Landrat Henning Görtz gegenüber unserer Redaktion. „Anders als in Hamburg sieht der Landeserlass dabei nicht die Beschränkung auf zwei Haushalte vor. Ich bedauere, dass wir hier nicht einheitlich vorgehen.“

Neben der erweiterten Maskenpflicht im Bereich des Schulzentrums in Trittau ist nun auch jeder, der sich rund um den S-Bahnhof in Reinbek aufhält, zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtet. Auch auf allen Reyclinghöfen der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) herrscht ab sofort eine Maskenpflicht für Kunden.

Veranstaltungsbeschränkung und reduzierter Kontaktsport

Ferner gilt für Messen, Floh- oder Landmärkte, aber auch Veranstaltungen mit Sitzungscharakter, also Theatervorstellungen, Lesungen oder Vorträge, nun eine Beschränkung auf maximal 100 Besucher. Der Verkauf von Alkohol ist zwischen 23 Uhr und 6 Uhr untersagt. Auch der Amateursport muss Einbußen hinnehmen: Das Ausüben von Kontaktsportarten mit mehr als zehn Personen gleichzeitig auf dem Platz oder in der Halle ist ab sofort nicht mehr erlaubt (siehe auch Seite 24).

Die neuen Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Anstieg der Corona-Neuinfektionen zu bremsen. „Den Lockdown will ja keiner, also müssen wir alles andere versuchen“, so der Landrat. „Ich appelliere an alle: Wenn wir uns jetzt nicht zusammenreißen und alle an die Regeln halten, gefährden wir das Gesundheitssystem und riskieren noch drastischere Maßnahmen.“ Jeder Stormarner solle deshalb ebenso unnötige Zusammenkünfte wie Reisen vermeiden.

Weitere Corona-Infektionen an Schulen im Kreis

Landrat Henning Görtz rät Stormarnern, unnötige Zusammenkünfte und Reisen zu vermeiden.
Landrat Henning Görtz rät Stormarnern, unnötige Zusammenkünfte und Reisen zu vermeiden. © Lutz Kastendieck

Henning Görtz nimmt auch den Nachwuchs ins Gebet: „Kinder sollten dieses Jahr zu Halloween auf den Gang von Haustür zu Haustür, um Süßigkeiten zu sammeln, verzichten. Das ist in der aktuellen Situation nicht ratsam.“

An der Ida-Ehre-Schule in Bad Oldesloe, einer weiterführenden Schule mit Oberstufe, stehen seit vergangenem Freitag eine komplette 5. Klasse sowie weitere zwölf Schüler unter zweiwöchiger Quarantäne, nachdem bei einem Schüler Verdacht auf eine Corona-Infektion bestand. Sein anschließendes Corona-Testergebnis fiel positiv aus. „Zusätzlich zur Klasse mussten sich noch zwölf weitere Schüler des 5. Jahrgangs in Quarantäne begeben, die mit dem Schüler gemeinsame Kurse hatten“, bestätigte der stellvertretende Schulleiter Sven Baumann auf Anfrage. Lehrer seien von der Quarantäne nicht betroffen, weil sie genügend Abstand zu dem infizierten Schüler bewahrt hätten oder nur kurz in seiner Nähe gewesen seien. Für alle Schüler an weiterführenden Schulen gilt seit 19. Oktober Maskenpflicht im Unterricht. Seit Montag gilt diese für sämtliche Schulen im Kreis, auch für Lehrer und andere an der Schule tätige Personen.

Eltern werden per E-Mail über Verdachtsfälle informiert

Derzeit befindet sich noch eine 13. Klasse der Ida-Ehre-Schule in häuslicher Quarantäne, nachdem dort am vergangenen Mittwoch ebenfalls bei einem Schüler eine Corona-Infektion nachgewiesen worden war. Vorsorglich hatte die Schule zunächst den gesamten Jahrgang in Quarantäne geschickt. Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt gelte diese nun noch bis 2. November nur für die Klasse des Schülers, so Baumann. Darüber hinaus teilte das Gesundheitsamt des Kreises auf Anfrage mit, dass es seit Montag auch an einer Stormarner Grundschule einen mit dem Coronavirus infizierten Schüler gebe. Die Kontaktermittlungen seien aufgenommen worden. Nähere Angaben machte das Gesundheitsamt zu dem Fall nicht.

„Wir versuchen, so umsichtig wie möglich mit Corona-Infektionen umzugehen. Wir schicken unsere Kontaktlisten im Verdachtsfall an das Gesundheitsamt und informieren die Eltern per E-Mail“, sagt Baumann. „Unsere Schüler müssen dann zwei Tage zu Hause bleiben, bis das Testergebnis da ist. Danach entscheidet das Gesundheitsamt, wer sich weiter in Quarantäne begeben muss.“ Geschwisterkinder müssten nicht zwingend ebenfalls zu Hause bleiben, das hänge von der Kontaktintensität ab. Baumann ist froh, wenn die 13. Klasse in die Schule zurückkehrt: „Der 13. Jahrgang steht kurz vor den Probeklausuren, das geht nur im Präsenzunterricht.“

Testzentrum in Trittau soll Montag Betrieb aufnehmen

Die Inbetriebnahme des gemeinsamen Corona-Testzentrums der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg am Standort Trittau ist weiterhin für den kommenden Montag geplant. Das Deutsche Rote Kreuz wird dann auf dem Parkplatz des ehemaligen Famila-Markts an der Nikolaus-Otto-Straße ein Drive-In-Testzentrum betreiben. Die Testpersonen sollen hier in einem Auto vorfahren, durch die geöffnete Fensterscheiben wird dann bei ihnen ein Abstrich vorgenommen.

Bis zum 2. November ist neben den bestehenden Testzentren in Hamburg und Lübeck der eigene Hausarzt die erste Anlaufstelle für Stormarner, die sich auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus testen lassen müssen.

Verkaufsoffener Sonntag in Bad Oldesloe auf der Kippe

Ob am kommenden Wochenende der verkaufsoffene Sonntag in Bad Oldesloe stattfinden kann, ist unsicher. Ob das Gesundheitsamt seine Bestätigung des Hygienekonzepts aufgrund des Infektionsgeschehens zurückziehe, müsse noch kurzfristig geklärt werden, sagte Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Gesundheit, am Montag.

Organisator Jan Rohde, Inhaber des Oldesloer Modehauses Rohde, hat die Anzahl der geplanten Foodtrucks vor Ort bereits reduziert. „Noch sind wir zuversichtlich, den verkaufsoffenen Sonntag durchzuführen“, sagt Rohde auf Anfrage. „Wir müssen nun einen Sicherheitsdienst beauftragen, der die Einhaltung der Corona-Regeln überwacht. Es darf nichts mehr in der Fußgängerzone stattfinden, auf dem Marktplatz dürfen maximal fünf Stände stehen. Das werden wir alles berücksichtigen, wir wollen keine Menschenleben gefährden.“ Dienstag erwartet Rohde von der Kreisverwaltung die Mitteilung, ob es bei diesen Auflagen bleibt oder neue hinzukommen. „Werden die Auflagen noch höher, findet der verkaufsoffene Sonntag nicht statt. Das wäre bitter, denn durch den 3. Oktober und den 31. Oktober als Feiertage fehlen uns bereits zwei umsatzstarke Sonnabende in diesem Monat.“