Wentorf. Traum vom Sicherheitsunternehmen auf der Kippe: Tony Domin konzentriert sich auf seinen Roman „Anderswelt – Sein letzter Auftrag“.

Mit dem Traum eines Neuanfangs im Gepäck reiste der Wentorfer Tony Domin am 29. Februar nach Ibiza. Doch statt Sommer, Sonne und glänzenden unternehmerischen Aussichten hielt das Leben für den Personenschützer eine Corona-Vollbremsung parat. „Ich kam mit vollen Auftragsbüchern nach Ibiza. 14 Tage später war alles storniert“, erklärt er. Zumindest die Veröffentlichung seines Romans „Anderswelt – Sein letzter Auftrag“, den er als sein Lebenswerk bezeichnet, scheitert nicht am Virus.

Den Roman bezeichnt der Wentorfer als sein Lebenswerk

Sein 620-seitiger Roman fußt auf seinem persönlichen Notizbuch. „Über Jahre habe ich meine Gedanken und Zitate aufgeschrieben, bis heute“, erklärt Tony Domin. „Jeder Mensch hat ein Päckchen zu tragen, bei mir war es eine ganze Wagenladung. Die habe ich in diesem Buch abgelagert.“ 2008 hatte Domin die ersten Zeilen verfasst, nach persönlichen Schicksalsschlägen seine Notizen beiseite gelegt und vor Kurzem zu Ende gebracht.

„Das, was ich einst als Fiktion formuliert hatte, war tatsächlich passiert. Es war, als hätte ich das Drehbuch meines Lebens geschrieben“, sagt er heute. Bei „Anderswelt“ handelt sich um eine Mischung aus Krimi, Liebesgeschichte und einem persönlichen Schicksal. Im Mittelpunkt steht der Bodyguard John Bark, der auf Umwegen an einem neuen Auftrag in Rom arbeitet.

„Ich habe in den letzten Monaten in alle Richtungen gedacht“

Gähnende Leere: In Santa Eulalia herrscht für gewöhnlich Trubel, gerade bei hohen Temperaturen wie sie auf Ibiza derzeit gemessen werden.
Gähnende Leere: In Santa Eulalia herrscht für gewöhnlich Trubel, gerade bei hohen Temperaturen wie sie auf Ibiza derzeit gemessen werden. © Tony Domin

Tony Domin möchte den Menschen durch seine Zeilen Botschaften senden, Alternativen aufzeigen, wie sie mit ihrem Schicksal umgehen können. Er selbst ist das beste Beispiel: In Stehaufmännchenmanier lässt er sich nicht durch den Corona-Dämpfer auf Ibiza kleinkriegen. Der ursprüngliche Plan war, mit seinem besten Freund, der seit 14 Jahren auf Ibiza lebt, ein zweites Sicherheitsunternehmen zu etablieren. Durch gute Verbindungen auf der Insel hatte er bereits einige Aufträge an Land gezogen, beispielsweise an Schulen. „Geplant war eine Kombination aus Selbstverteidigung, Fitness, Boxen und Sozialarbeit“, erklärt er. Auch Fußballmannschaften sowie DJs hatten bei Tony Domin angeklopft. Durch Corona haben die Schulen nun aber andere Sorgen, Promis keine Aufträge für einen Personenschützer.

„Ich habe in den letzten Monaten in alle Richtungen gedacht. Es ist kräftezehrend, vor einer Mauer zu stehen, wo nur durch ein kleines Loch Licht hineinkommt“, gesteht er. Finanzpolster hatte er sich zugelegt. Die waren auch nötig. „Viele, die einen Neustart im Ausland wagen, sind nicht vorbereitet. Ich komme bereits seit 20 Jahren immer wieder nach Ibiza, habe hier ein Riesennetzwerk und die besten Voraussetzungen. Trotzdem bin ich davon ausgegangen, dass ich die ersten zwei Jahre nichts verdienen werde“, sagt er.

Insel sei wie ausgestorben, Lockdown in Sant Antoni

Denn Domin beschreibt sich selbst als Stratege, der alle kalkulierbaren Risiken berücksichtigt. „Dennoch muss ich jetzt sehr eng haushalten“, sagt er. Denn die Corona-Pandemie war kein Risiko, mit dem man rechnen konnte.

In Sant Antoni, wo der Personenschützer, Kaufmann, Marketingexperte, Box- und Fitnesstrainer und Autor lebt, herrscht Lockdown. „Die 28 Grad sind das einzig Positive“, sagt er. „Die Insel ist ausgestorben. Seit Wochen ist am Flughafen kein Mensch. Die Leute hier leben vom Tourismus, zehren davon von Oktober bis März. Jetzt hat keiner Arbeit. 10.000 Unternehmen auf den Balearen mussten schließen. Die Caritas auf der anderen Seite hat das Achtfache zu tun. Hier werden Menschen mit Essen versorgt“, sagt Domin.

Polizei greift auf Ibiza hart durch – alle sind verängstigt

Zudem greife die Polizei auf Ibiza hart durch, stoppe den Verkehr auf Autobahnen, ziehe schwer bewaffnet über Strände, Menschen würden in Lokalen umzingelt und beobachtet. „Alle sind irritiert und verängstigt“, sagt Domin.

Er möchte nun abwarten, wie sich die Situation auf Ibiza entwickelt. Wenn alle Stricke reißen, wird er seine Zelte abbrechen und nach Wentorf zurückkehren. „Mein Unternehmen in Wentorf steuere ich momentan von Ibiza aus“, erklärt er. „Dort habe ich genügend Leute, die Aufträge abarbeiten. Das Unternehmen läuft stabil.“ Aufträge, das sind momentan vor allem Detektivarbeiten. Lukrative Einsätze für die Personenschützer auf großen Veranstaltungen wie etwa bei der „Goldenen Kamera“ fallen weg. Seit März wird der Termin für das Event immer wieder verschoben.

Tony Domins, „Anderswelt – Sein letzter Auftrag“, Triga Verlag, 8,99 Euro als E-Book, ab 18 Euro in Druckform