Glinde. Ein Discounter und zwei Bäckereien unterstützen Projektleiterin Barbara Bednarz. Hinter den Kulissen gab es Ärger mit Mitstreitern.

Es geht voran bei der Glinder Suppenküche, die im Juli an den Start gegangen war und ihr Angebot nun erweitert hat: Projektleiterin Barbara Bednarz konnte zwei Bäckereien und einen Discounter als weitere Sponsoren gewinnen. Die Hauptmahlzeit kocht der im Zentrum ansässige Gastrobetrieb
Remise gratis. Doch damit nicht genug der Neuerungen: Künftig wird die Einrichtung nicht nur für Senioren mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten zugänglich sein, auch Bedürftige im jüngeren Alter sind willkommen.

Bednarz hat bislang sechs ehrenamtliche Mitarbeiter

„Wir sind mit den ersten beiden Terminen zufrieden“, sagt Bednarz. Bei der Premiere waren 30 Gäste ins Bürgerhaus gekommen, zuletzt dann 29 – in der Mehrzahl Frauen. Die Verköstigung ist immer am letzten Freitag eines Monats von 12 bis 14 Uhr und kostenfrei. Nur im Dezember weicht die 71-Jährige von diesem Termin wegen der Weihnachtsfeiertage ab. Dann ist die Essensausgabe am 30. Dezember, einem Mittwoch.

Nahrung gibt es reichlich. Das Restaurant liefert rund 50 Portionen Suppe. „Einige Gäste haben ordentlich Nachschlag genommen“, berichtet die Organisatorin. Der Discounter spendet Joghurt und Obst, hat sich jedoch bereiterklärt, auch andere Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. Sechs ehrenamtliche Mitarbeiter stehen Bednarz zur Seite, die für ihr Herzensprojekt eine Schulung in Bad Oldesloe gemacht hat. Sie sagt: „Für die Küche können wir noch zwei Personen gebrauchen.“

Runder Tisch und Kirche verabschiedeten sich vom Projekt

Die Idee, eine Suppenküche zu installieren, hatte der Runde Tisch Senioren bereits 2017. Dieser ist ein loser Zusammenschluss aus Vereinen, Verbänden und Gruppen wie Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz, Sozialverband, Gutshaus, Altenheimen, Seniorenbeirat und evangelischer Kirche. Allerdings gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Raum schwierig. Bednarz hatte zum Beispiel die Feuerwache am Oher Weg ins Auge gefasst, das wollte die Stadt aber nicht. Dort sei es zu gefährlich, lautete die Begründung. Und im Gutshaus standen keine Kapazitäten zur Verfügung. Schließlich stellte Bürgermeister Rainhard Zug einen Sitzungssaal im Marcellin-Verbe-Haus kostenlos zur Verfügung.

Ursprünglich wollte die Suppenküche im März dieses Jahres eröffnen. Doch die Corona-Pandemie durchkreuzte den Plan. In der Zwischenzeit hat es hinter den Kulissen ordentlich geruckelt. Barbara Bednarz und ihre Helfer sind jetzt auf sich allein gestellt. Auf den Flyern, die sie regelmäßig verteilt, ist der Runde Tisch nicht mehr erwähnt. Die Kirche, für die Pastorin Sabine Spirgatis im Einsatz gewesen ist, hat sich vom Projekt verabschiedet. „Es gab Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf den Zeitpunkt des Starts“, sagt Bednarz. Einigen sei es wegen Corona zu schnell gegangen. „Aber wir mussten im Sommer beginnen, die älteren Menschen sind hier in Vergessenheit geraten.“

Viele Glinder mit geringem Einkommen sind auf Tafel angewiesen

Laut Statistikamt Nord sind mehr als 1200 Senioren in Stormarn im Alter ab 65 Jahren auf Grundsicherung oder Sozialhilfe angewiesen. Viele versorgen sich auch bei den Tafeln. In Glinde gibt es diese Einrichtung. Dort stehen in Spitzenzeiten rund 150 Personen an. Barbara Bednarz kennt viele Senioren, die sehr wenig Geld für den Lebensunterhalt haben. Sie engagiert sich im örtlichen Sozialverband als Vorstandsbeisitzerin. Viele Glinder kennen die Rentnerin auch aus der Politik. Im Stadtparlament vertritt sie die FDP und hat sich für Gremiumssitzungen etwas Besonderes einfallen lassen: Regelmäßig verteilt Bednarz Süßigkeiten an Mitglieder aller Parteien und die Besucher.

Beim vergangenen Suppenküchentreff gesellte sich Bürgervorsteher Martin Radtke (CDU) dazu und machte sich ein Bild von der Arbeit der freiwilligen Helfer. Laut Barbara Bednarz hat sich auch Bürgermeister Rainhard Zug für einen Besuch angekündigt.