Ahrensburg. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Ahrensburg kritisiert fehlende oder lückenhafte Beschilderung der 24 Touren im Kreisgebiet.

Mit dem Rad den Kreis zu erkunden, gehört zu einer der wichtigsten Säulen des Stormarner Tourismuskonzepts. Es gibt 24 Touren durch Wälder, über Wiesen und Felder, dazu drei BahnRadWege auf stillgelegten Eisenbahntrassen. „Wer die Routen fahren möchte, ist im Internet bestens aufgehoben. Dort sind sie bestens beschrieben und kartografiert“, bestätigt Jürgen Griebel, Sprecher der Ortsgruppe Ahrensburg des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Doch wehe, der geneigte Radler ist ohne moderne Navigationstechnik unterwegs. Dann stehe er schnell mal irgendwo im Nirgendwo und wisse nicht weiter. „Weil die Beschilderung oft äußerst lückenhaft oder in einem mangelhaften Zustand ist“, so Griebel.

Der „Ausritt ins Grüne“ ende gern mal am Ackerrand

Hinter Mollhagen Richtung Todendorf etwa, ende der Radweg urplötzlich im Nichts. In Todendorf müsse man schon wieder das Bauchgefühl bemühen. Eine klare Beschilderung? Fehlanzeige! Zum Glück findet sich in der Gegenrichtung ein Hinweis auf die Rundwege 13 und 16 – in klitzekleiner Schrift und fast zugewachsen.

Auf dem Weg von Mollhagen Richtung Todendorf, endet der Radweg urplötzlich im Nichts.
Auf dem Weg von Mollhagen Richtung Todendorf, endet der Radweg urplötzlich im Nichts. © ADFC Stormarn

„So sieht es fast überall außerhalb der Städte im Kreis Stormarn aus“, moniert Griebel. Wenn die Schilder nicht gänzlich fehlten, seien sie nicht selten verdreckt, bemoost, oder hinter wucherndem Blattwerk versteckt. Wer sich eh schlecht orientieren könne, der fahre lieber gleich an vielbefahrenen Straßen von Ort zu Ort. „Oder man sucht bewusst das Abenteuer in Stormarns schöner Natur – mit ungewissem Ausgang“, sagt der passionierte Radfahrer.

Denn schnell ende der „Ausritt ins Grüne“ mal am Ackerrand, an Weidegattern, oder in einer Sackgasse. Erschwerend hinzu komme, dass echte Waldwege oft nur mit „schwerem Gerät“, mindestens aber einem Mountainbike, befahrbar seien. Weil sie Regen und Forstbewirtschaftung zuweilen unpassierbar gemacht hätten.

Kreis ist für die Instandhaltung und Ausschilderung zuständig

„Da könnte eine vernünftige Ausschilderung schon hilfreich sein, wenn zwangsweise ein Umweg genommen werden muss“, meint Jürgen Griebel. Doch nicht einmal die viel gepriesenen drei BahnRadWege könnten als Vorzeigerouten herhalten.

Kaum zu erkennen: Die Schilder sind oft klein und zugewachsen.
Kaum zu erkennen: Die Schilder sind oft klein und zugewachsen. © ADFC Stormarn

Stormarns Tourismusmanagerin Rabea Stahl zeigt sich von der massiven Kritik überrascht. „Bislang hatten wir noch keine Rückmeldungen, dass sich Radler wegen fehlender Schilder völlig verirrt hätten“, sagt sie dem Abendblatt.

Und erst recht nicht auf den Bahnradwegen, deren Routen A, B und C in den vergangenen Jahren sukzessive sogar mit Infotafeln versehen worden seien. Im Übrigen aber, sei das Tourismusmanagement weder für die betreffende Infrastruktur, noch für die Beschilderung zuständig.

Tatsächlich ist der Kreis Stormarn als Baulastträger für die Instandhaltung und Ausschilderung etlicher Radwege zuständig. Allerdings nur für jene entlang der Kreisstraßen und auf den alten Bahntrassen. „Für Letztere beschäftigt die Kreisverwaltung zwei Wegewarte, die sich außerdem um die Beschilderung der 22 Rundwege kümmern. Die Radwege an den Kreisstraßen werden vom Landesbetrieb LBV unterhalten“, erklärt Bauamtsleiter Thilo Scheuber.

Jährlich 1000 Euro für Ersatzbeschaffung der Routen-Schilder

Geht’s hier nicht weiter? Die Infotafel zum Lückenschluss zwischen Sprenge und Mollhagen.
Geht’s hier nicht weiter? Die Infotafel zum Lückenschluss zwischen Sprenge und Mollhagen. © ADFC Stormarn

Da die Radwanderwege zudem Teil der zehn Fernrouten seien, die im Rahmen des Verkehrskonzepts „Fahrradfreundliches Stormarn“ entwickelt worden sind, gebe es Pfeilwegweiser mit Fern- und Nahzielen sowie Zwischenwegweiser gemäß Wegweisungserlass des Landes. „Die drei BahnRadWege A,B und C auf den alten Bahntrassen sind hingegen sogar mit eigenen Logos beschildert“, so Scheuber.

Das hat sich der Kreis Stormarn einiges kosten lassen. Zwischen 2002 und 2004 wurden für das bereits erwähnte Konzept 19.000 und für die Beschilderung 34.000 Euro ausgegeben. Nach einer Überarbeitung und Erweiterung des Konzepts für 40.000 Euro sind in den Jahren 2015 und 2016 noch 27.000 Euro in weitere Schilder investiert worden. Für die Ersatzbeschaffung der Routen-Schilder sieht der Kreisetat jährlich maximal 1000 Euro vor.

Keine weiteren Radwege an Kreisstraßen geplant

Mit 794.000 Euro schlägt indes der von vielen Tourenradlern lang ersehnte Lückenschluss des Radwanderwegs 2 Bad Oldesloe–Trittau zwischen Mollhagen und Sprenge zu Buche. Er war ursprünglich für die zweite Hälfte dieses Jahres geplant. Allerdings wartet die die Kreisverwaltung nach dem Beteiligungsverfahren noch immer auf den Planfeststellungsbeschluss.

„An den Kreisstraßen sind zunächst keine weiteren Radwege geplant, da aufgrund der geringen Verkehrszahlen die Bauwürdigkeit nach Straßenverkehrsrecht nicht gegeben ist“, sagt Bauamtsleiter Thilo Scheuber. Allerdings werde der Kreis Stormarn vorbehaltlich ausstehender Beschlüsse im Verkehrsausschuss im kommenden Jahr die Bauwürdigkeit weiterer Radwege an Kreisstraßen prüfen, die bislang noch keine begleitenden Radwege haben.