Ahrensburg. Planfeststellungsbeschluss bald erwartet. Bürgerinitiative will Klage gegen Vorhaben beim Bundesverwaltungsgericht einreichen.
Bei der geplanten neuen S-Bahn-Linie 4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe könnte es bald vorangehen: Die Deutsche Bahn hofft darauf, im September Baurecht für den ersten Abschnitt auf Hamburger Stadtgebiet von Hasselbrook bis Luetkensallee zu bekommen. „Wir erwarten den Planfeststellungsbeschluss durch das Eisenbahn-Bundesamt und hoffen auf baldigen Baustart im ersten Bauabschnitt“, sagt Peter Mantik, der für das Großprojekt zuständige Bahnsprecher. „Wir planen, im Oktober zu starten – beginnend in Hasselbrook mit Grünrückschnitt, bauvorbereitenden Maßnahmen und der Verlegung von Leitungen.“
Gegner wollen neue Gleise am Naturschutzgebiet verhindern
Gegner des Bahnprojekts zeigen sich von der Ankündigung jedoch unbeeindruckt. Claus-Peter Schmidt, Vorsitzender der „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck“, ist fest davon überzeugt, den geplanten Baustart im Herbst verhindern zu können. „Sobald der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, werden wir unverzüglich Klage einreichen“, kündigt er an. Schmidt war in der vergangenen Woche bei seiner Anwältin, um letzte Vorbereitungen für den Gang vor das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zu treffen. „Wir werden dort für die Aufhebung des Projekts klagen.“
Die Initiative will verhindern, dass am Rand des Naturschutzgebiets Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal, einem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) der Europäischen Union, zwei neue Gleise für die S 4 gebaut werden. Dadurch sollen die bestehenden Gleise freigemacht werden für bis zu 835 Meter lange Güterzüge, die nach der Fertigstellung der Fehmarnbeltquerung täglich dutzendfach durch Reinfeld, Bad Oldesloe, Bargteheide und Ahrensburg rollen werden. Die Projektgegner möchten, dass die Güterzüge, aber auch Fern- und einige Regionalzüge über eine noch zu bauende Alternativstrecke an der Autobahn 1 geleitet werden. Die S 4 solle dann die bestehenden Gleise nutzen.
Bürgerinitiative rechnet mit zwei Jahren bis zum Urteil
„Wir sind guter Hoffnung, dass wir vor dem Bundesverwaltungsgericht gewinnen werden“, sagt Schmidt. Die Initiative rechnet damit, dass es rund zwei Jahre bis zu einem Urteil dauern wird. „In der Klagezeit darf nicht gebaut werden“, sagt der Hamburger, der in Rahlstedt direkt an den Gleisen wohnt. Insgesamt gebe es 30 bis 40 Kläger, die in verschiedenen Gruppen organisiert seien und mit mehreren Anwälten gegen den Planfeststellungsbeschluss im ersten Abschnitt vorgehen wollten.
Die Bahn äußert sich zu möglichen klagebedingten Verzögerungen zurückhaltend. „Wir hoffen, das Projekt ohne Klagen fortzusetzen“, sagt Sprecher Peter Mantik nur. „Wir sind immer gesprächsbereit und stehen mit allen Beteiligten im engen Austausch.“ In der Broschüre der Bahn zum Thema Planfeststellung der S 4 heißt es zu der Frage, warum solche Verfahren so lange dauern: „Große Infrastrukturvorhaben betreffen viele Menschen und Interessensgruppen.
Allein durch Menge und Komplexität der Einwendungen und Stellungnahmen benötigt ein Planfeststellungsverfahren, das einen rechtssicheren Beschluss zum Ziel hat, relativ viel Zeit. Wird zudem der Klageweg beschritten, verzögert sich das Verfahren nochmals – selbst wenn die Klagen abgewiesen werden.“
Wann es auf Stormarner Seite weitergeht, ist noch unklar
Nach den aktuellen Plänen der Deutschen Bahn sollen 2027/28 die ersten S-Bahnen über Ahrensburg und Bargteheide bis Bad Oldesloe rollen und werktags rund 100.000 Menschen befördern. Bis Ahrensburg soll es einen Zehn-Minuten-Takt geben, bis Bargteheide einen 20-Minuten- und bis Bad Oldesloe einen 60-Minuten-Takt.
Dafür sollen zwischen Hasselbrook und Ahrensburg auf 17 Kilometern zwei zusätzliche Gleise gebaut werden, bis Gartenholz kommt ein Gleis hinzu. Zudem ist eine neue Station Ahrensburg-West vorgesehen. Auch soll der Übergang am Braunen Hirsch durch eine knapp 120 Meter lange Straßenbrücke ersetzt werden.
Fest steht: Bis die Bauarbeiten auf Stormarner Seite beginnen, wird es noch dauern. Die Strecke von der Landesgrenze bis zum Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz ist Bestandteil des dritten Planfeststellungsabschnitts. Für diesen wird zurzeit laut Mantik die Entwurfs- und Genehmigungsplanung final fertiggestellt. Einen Termin für die öffentliche Auslegung gebe es noch nicht. Der Bahnsprecher sagt: „Wenn es so weit ist, werden wir vorab informieren und die Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützen, die Unterlagen zu sichten und ihre Stellungnahmen einbringen zu können.“
Ahrensburg hat gesetzlichen Anspruch auf Lärmschutz
Beim Thema Lärmschutz seien auf Stormarner Gebiet „noch leichte Anpassungen vorzunehmen“, sagt Peter Mantik. „Wir stellen die finale Planung vor, sobald sie aktualisiert ist.“ Nur Ahrensburg hat wegen der zusätzlichen Gleise einen gesetzlichen Anspruch auf Lärmschutz, der Kreis will für alle anderen Orte entlang der Strecke freiwillige Maßnahmen erreichen.
Er hat dafür einen Arbeitskreis mit Vertretern der Kommunen gegründet. Zudem will Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach versuchen, die von der Bahn geplanten sechs Meter hohen Lärmschutzwände durch die Innenstadt noch zu verhindern.