Bargteheide. Innerhalb von fünf Monaten wurden leichtathletische Anlagen der Heimat des TSV und des Schulsports für 1,1 Millionen Euro saniert.
Leichtathletikfreunde, die sich in den vergangenen Tagen über den Fortgang der Bauarbeiten im Sportzentrum am Volkspark in Bargteheide informiert haben, standen nicht selten grübelnd vor der runderneuerten Laufbahn. Will Bargteheide wirklich zu einem schwarzen Belag aus den Gründungstagen des Stadions zurückkehren? Da konnte Bernd Wohlfahrt vom Fachbereich Bau und Liegenschaften der Stadtverwaltung jetzt aber Entwarnung geben. „Was man momentan sieht, ist nur der Unterbau. Die Kunststoffauflage wird demnächst eingebaut und sie wird natürlich wieder rot sein“, so Wohlfahrt, der alle baulichen Schritte koordiniert. Pünktlich zum Start des neuen Schuljahres am 10. August soll alles fertig sein.
Kostensteigerung in einem Jahr um 180.000 Euro
Tatsächlich präsentierte sich die Laufbahn in den ersten 16 Jahren nach der festlichen Einweihung des Sportparks am 5. September 1971 ganz in Schwarz. „Es handelte sich um eine so genannte Rubkor-Kunststoffbahn. Die war damals der letzte Schrei und die modernste Bahn im ganzen Kreis Stormarn“, erinnerte sich Manfred Giese, der seit 50 Jahren die Entwicklung des TSV Bargteheide intensiv begleitet.
Lange war über Art und Umfang der Sanierungsmaßnahmen diskutiert worden, in der Arbeitsgemeinschaft Sportstättenentwicklung ebenso wie in den kommunalpolitischen Gremien. Was muss unbedingt angegangen werden, was wäre darüber hinaus wünschenswert? 2018 waren die Gesamtkosten auf rund 1,14 Millionen Euro geschätzt worden. Als dann Mitte vergangenen Jahres ausgeschrieben werden sollte, beliefen sich die Kosten auf 1,32 Millionen Euro.
Qualifizierte Fachbetriebe waren nahezu ausgelastet
Der Fachplaner Arne Siller vom gleichnamigen Landschaftsarchitektenbüro in Kiel hatte im Juni 2019 eine rasante Preissteigerung im Marktsegment Sportstättenbau konstatiert, insbesondere in der Sparte Kunststoffbau. „Angesichts des fast 50-jährigen Bestehens der Bahn und deren altersbedingten Blessuren sind zudem weitere Preisaufschläge von bis zu zehn Prozent möglich“, prophezeite Siller Mitte Juni 2019. Auf gut 200.000 Euro taxierte der Experte die Mehrkosten allein für die Laufbahn.
Erschwerend hinzu kam, dass wegen einer frisch aufgelegten Landesförderung in dieser Zeit eine Vielzahl an Sportplatzprojekten konzipiert und ausgeschrieben wurde. „Da für die Ausführung aber nur eine sehr begrenzte Anzahl qualifizierter Fachfirmen infrage kommt, die zudem bereits nahezu ausgelastet waren, hätte die Stadt neben Haushaltsresten von 42.000 Euro mindestens weitere 81.000 Euro aufbringen müssen, um die Sanierung sofort anzugehen“, erinnert sich Wohlfahrt.
Ausschreibung wurde um sechs Monate verschoben
Um den städtischen Haushalt nicht mehr zu belasten, als ursprünglich geplant, hatte er in Abstimmung mit dem Planungsbüro Siller vorgeschlagen, die Ausschreibung für die erforderlichen Baumaßnahmen um ein halbes Jahr zu verschieben und erst im Frühjahr 2020 mit der Umsetzung zu beginnen. „So konnte die Chance auf einen echten Wettbewerb mit mehreren Angeboten und marktgerechten Preisen gewahrt werden“, erklärte Wohlfahrt das Kalkül.
Es ging auf. Ende 2019 gelang es tatsächlich, deutlich günstigere Konditionen für die Sportpark-Sanierung auszuhandeln, deren Kosten sich letztlich auf 1,1 Millionen Euro begrenzen ließen. Zudem war ein Förderantrag auf Landesmittel erfolgreich, der der Stadt einen maximal möglichen Zuschuss von 250.000 Euro sichert.
Alle Rundbahnen und der Wassergraben bleiben erhalten
Allerdings unter einer wesentlichen Voraussetzung: Alle Maßnahmen müssen bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. So schauten die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen des Öfteren mit bangem Blick gen Himmel. Denn gerade für die bauliche Qualität der Laufbahn sind gewisse Witterungsbedingungen unabdingbar. Laut Aussagen in der Bauausschusssitzung am 14. Mai sollte die Kunststoffauflage bereits in der letzten Juni-Woche aufgebracht werden. Nun hofft die Spezialfirma, in der Woche ab 20. Juli loslegen zu können. Zwischenzeitlich war sogar mal erwogen worden, statt ehemals sechs nur noch vier Rundlaufbahnen wiederherzustellen und die anderen beiden in eine Skaterbahn zu verwandeln.
„Das ist jedoch ebenso verworfen worden, wie der Rückbau des Wassergrabens“, sagt Bernd Wohlfahrt. Übergeordnetes Ziel sei es gewesen, das Stadion als Leichtathletikanlage zu bewahren. Deshalb ist auch die Sprunggrube mit jetzt sogar drei parallelen Anläufen in der Nordkurve erhalten geblieben. In der Südkurve entsteht gerade ein neuer Diskuskäfig, der Rasen im Innenbereich kann bereits vollautomatisch beregnet werden. Saniert wurden ebenfalls die zweite Sprunggrube und die Kugelstoßanlage am östlichen Rand des Stadions. Nur auf die Stabhochsprungeinrichtungen wurde verzichtet. Zum Abschluss sollen noch die Betonelemente der Traversen an der Zielgeraden mit den sieben, 110 Meter langen Sprintbahnen von Unkraut befreit und gesäubert werden.
Bürgermeisterin hofft auf Projektabschluss zu Schulbeginn
Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht zeigte sich bei einer Baustellenbegehung beeindruckt von den Fortschritten: „Weil das Sportzentrum nicht nur zentrale Bedeutung für den TSV hat, sondern auch für den Schulsport, wollten wir das Projekt unbedingt zum Ferienende abschließen. Ich bin jetzt sicher, das wird auch gelingen.“
TSV-Urgestein Manfred Giese träumt derweil schon von der 25. Auflage des Schülertriathlons, der zuletzt 500 Starter und 1500 Zuschauer verzeichnete. Und vielleicht schaue ja auch mal wieder der HSV vorbei. Im Juli 1999 verfolgten 3600 Zuschauer, wie Anthony Yeboah, Rodolfo Cardoso, Niko Kovac und Co. den TSV mit 8:2 vom Platz fegten. „Mit sogar 8000 Gästen noch voller war das Stadion aber in den 80er-Jahren bei einem Schweinerennen“, erinnert sich Giese, als wäre es gestern gewesen.