Bargteheide/Glinde. Gemeinde sagen Konfirmationen und Hochzeiten wegen Pandemie ab. Gottesdienste jetzt online. Beerdigungen nur noch im kleinen Kreis.

Rund 910 Stormarner Jugendliche können dieses Jahr ihre Konfirmation nicht feiern, Hochzeiten sind abgesagt, Gottesdienste ab sofort verboten. Und auf Beerdigungen darf nur ein kleiner Kreis der Verstorbenen trauern. Aufgrund der leerbleibenden Kirchen durch die Corona-Pandemie werden Stormarner Pastoren auf der Suche nach Alternativen kreativ.

Alle Beerdigungen sind auf den kleinen Kreis begrenzt

Pastor Ralf Meyer-Hansen hat für die Mitglieder der Kirchengemeinde Reinbek Mitte  einen Online-Gottesdienst eingerichtet.
Pastor Ralf Meyer-Hansen hat für die Mitglieder der Kirchengemeinde Reinbek Mitte einen Online-Gottesdienst eingerichtet. © HA

„Wir haben unsere rund 140 Konfirmanden darüber informiert, dass der Unterricht abgesagt ist, genauso wie alle neun Konfirmationstermine“, sagt Tim Ströver, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Bargteheide. Die Konfirmationen, die eigentlich von April bis Mai anstünden, sind auf unbestimmte Zeit nach den Sommerferien verschoben. „Wir sind uns aber einig, dass sie so schnell es geht nachgeholt werden“, so der Pastor. Als Ersatz für die ausfallenden Gottesdienste läuten in Bargteheide ab sofort täglich um 18 Uhr die Kirchenglocken für fünf Minuten.

Doch damit will sich Pastor Ströver nicht zufrieden geben, schließt sich zusammen mit seinen Kollegen der Kirchengemeinde Bargteheide und Eichede. „Gemeinsam mit Musikern produzieren wir jetzt jeden Tag ein fünfminütiges Video, in dem ein Abendgebet gesprochen wird“, so Ströver. Das Video wird auf der Internetseite der Kirchengemeinde sowie auf sozialen Netzwerken wie Youtube und Facebook veröffentlicht. Alle Beerdigungen sind auf den kleinen Kreis begrenzt, es muss im Freien getrauert werden. Gemeindeglieder bieten Hilfe für Menschen in Quarantäne an. „Wir rufen aktuell Senioren an und fragen nach, ob sie selbst oder andere jemanden brauchen, der für sie einkaufen geht“, sagt Jan Roßmanek, ebenfalls Pastor der Kirchengemeinde Bargteheide. Küster und Ehrenamtler stellten dann die gefüllte Einkaufstüte vor die Haustür.

Ahrensburg, Reinbek und Glinde planen auch Angebote

Sie wird weiterhin in der St.Johannes Kirche in Glinde vor Ort sein: Pastorin Anna Sofia Benkiser-Eklund.
Sie wird weiterhin in der St.Johannes Kirche in Glinde vor Ort sein: Pastorin Anna Sofia Benkiser-Eklund. © Pia Rabener

Auch die Kirchengemeinde in Ahrensburg beruft sich auf einen digitalen Gottesdienst. Am vergangenen Sonntag verfolgten bereits 60 Gemeindeglieder den Vorstellungsgottesdienst in der Schlosskirche zu Hause am eigenen Computer. „Ob es aber in den nächsten Wochen ähnliche Formate geben wird, ist aktuell noch in Planung“, sagt Florian Lemberg, Sprecher der Ahrensburger Kirchengemeinde, zum Abendblatt.

Im Süden Stormarns wird hingegen versucht, die Kirchen unter strengen Hygienevorschriften für Besucher geöffnet zu lassen. „Die Kirchen sind weiterhin von montags bis sonnabends von 17 bis 18 Uhr geöffnet“, sagt Ralf Meyer-Hansen, Pastor der Kirchengemeinde Reinbek Mitte. Wer Hilfe braucht oder das Gespräch sucht, könne ihn selbst oder das Kirchenbüro kontaktieren. Ehrenamtler hätten sich auch in Reinbek bereit erklärt, Einkäufe für Risikogruppen zu übernehmen. Online-Gottesdienste gibt es ebenfalls. Die Konfirmationen der Jugendlichen aus Reinbek sind auf die Zeit im Herbst verschoben.

Veranstaltungen bis Ende April sind abgesagt

Ähnlich geht es den Konfirmanden der Kirchengemeinde Glinde. Bei ihnen fällt nicht nur der Unterricht aus, auch die Jugendfahrt ist abgesagt. Die Termine zur Konfirmation bleiben vorerst bestehen, da diese erst für Mai angesetzt seien. „Auch unsere St. Johannes Kirche ist weiterhin für Besucher zugänglich. Ich passe aber darauf auf, dass sich maximal zehn Personen gleichzeitig in der Kirche aufhalten“, sagt Pastorin Anna Sofia Benkiser-Eklund. Desinfektionsmittel gibt es vor Ort. Für Seelsorge und Gebete steht sie telefonisch zur Verfügung. Benkiser-Eklund will älteren Glindern durch die Einrichtung eines Einkaufservices helfen.

Die Gemeinden Bargfeld, Hamberge, Klein Wesenberg, Reinfeld und Zarpen, haben alle Veranstaltungen bis Ende April vorerst abgesagt. „Es ist unklar, wann unsere rund 120 Jugendlichen konfirmiert werden können. Vorerst haben auch wir vom Unterricht bis zur Jugendfahrt alles abgesagt“, sagt Sebastian von Gehren, Sprecher des Kirchenkreises Plön-Segeberg.

Steffen Paar aus Sülfeld ist der neue WhatsApp-Pastor

Pastor Steffen Paar hat seinen Konfirmanden für die Unterrichtsfreie Zeit Hausaufgaben aufgegeben.
Pastor Steffen Paar hat seinen Konfirmanden für die Unterrichtsfreie Zeit Hausaufgaben aufgegeben. © Ulf Dahl

Neben einer wöchentlichen Online-Zeremonie bietet die Nordkirche auf ihrer Internetseite unter dem Begriff „Corona-Ticker“ Neuigkeiten und Maßnahmen zum Corona-Virus in Bezug auf die Kirchen an. Das größte Problem laut Von Gehren: „Alles Beschlossene kann innerhalb weniger Stunden schon wieder nichtig sein.“ Die Kirchen in den Gemeinden blieben aber vorerst frei zugänglich. Auch in Sülfeld sind 32 Konfirmanden von den Einschränkungen durch die Pandemie betroffen, die drei Konfirmationstermine bereits in den Herbst verschoben.

Als Alternative hat Pastor Steffen Paar der Kirchengemeinde Sülfeld den Konfirmanden eine Hausaufgabe gegeben: „Sie sollen ein persönliches Glaubensbekenntnis verfassen.“ Paar veröffentlicht jeden Freitag um 19 Uhr eine 15-minütige Andacht auf Youtube. Diese beinhaltet ein Lied mit sichtbarem Songtext zum Mitsingen, Gebete, den Segen und das Glockenläuten. „Wir überlegen auch den Kurz-Gottesdienst in unserem Heim auszustrahlen“, so Paar. Die Kirche in Sülfeld ist noch geöffnet. Sonntags von 10 bis 18 Uhr können dort Kerzen angezündet und kirchlicher Musik gelauscht werden.

Paar selbst ist von 10 bis 12 Uhr anwesend. Wer Kummer hat oder einfach nur das Gespräch sucht, kann den Geistlichen auch über WhatsApp oder unter Telefon 0151/27538888 kontaktieren. „Es soll denjenigen als Wegbegleiter dienen, die Redebedarf haben“, sagt er. Auch finanzielle Unterstützung sei in Planung.