Bargteheide. Weder das Projekt „Südtor“ noch die Erweiterung des Famila-Marktes kommen voran. Stadtvertretung könnte Ausschuss-Votum aushebeln.
Frust und Unverständnis dominierten bei zwei großen Investoren nach der jüngsten Sitzung des Bargteheider Planungs- und Verkehrsausschusses. Die Causa Famila-Markt im Gewerbegebiet Langenhorst ist vertagt, das Projekt „Südtor“ ausgebremst worden. „Jahre der Planung sind nun in Frage gestellt. Auf dem Areal werden erst einmal kein Wohnraum und keine Gewerbeflächen entstehen. Die Enttäuschung darüber sitzt tief“, sagt Frank Karkow, der die Brache nordöstlich der Kreuzung Südring/Hamburger Straße entwickeln wollte.
Bereits dritter Anlauf zur baulichen Nutzung der Fläche
Seit acht Jahren ist noch jeder Versuch gescheitert, diese Stelle am südlichen Eingang Bargteheides sinnvoll zu nutzen. 2012 wollte der ehemalige VW-Händler Russmeyer auf der früheren Koppel einen Ausstellungspavillon bauen. Ein Jahr nach dessen Insolvenz sollte 2014 auf der Fläche ein Fachmarkt mit Drogerie, Getränkemarkt und einer Bäckerei entstehen. Auch dazu ist es nicht gekommen.
Nun hatte sich der Großhansdorfer Projektentwickler Frank Karkow des Terrains angenommen. Ein viergeschossiges, 14 Meter hohes Gebäude schwebte ihm vor, das sich stadtbildprägend präsentiert. Über einem Erdgeschoss mit Platz für Praxen und eine Bäckerei waren 20 bis 30 barrierefreie Wohneinheiten geplant, darunter Mikroappartements mit 25 bis 30 Quadratmetern für Pflegekräfte, aber auch altersgerechte Wohnungen mit bis zu drei Zimmern für Senioren und Familien.
Planungsausschuss lehnt erneutes Auslegungsverfahren ab
Zu seiner großen Überraschung verweigerte ihm der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV) eine Zufahrt vom Südring aus, die im aktuell gültigen Bebauungsplan aber noch vorgesehen ist. Gespräche mit dem Besitzer des nördlich angrenzenden Tankstellengeländes über eine gemeinsame Nutzung der Zufahrt in der Hamburger Straße blieben derweil ergebnislos. So plante Karkow eine eigene Zufahrt, was jedoch ein erneutes Auslegungsverfahren erforderlich macht. Das hat der Planungsausschuss mit sechs zu vier Stimmen bei zwei Enthaltungen jedoch abgelehnt.
„Wie ich mit dieser Situation umgehen werde, weiß ich momentan noch nicht“, sagt Karkow. Ein Verkauf des Grundstücks stehe ebenso zur Disposition wie eine Verpachtung, oder eine anderweitige Nutzung. „Vorerst wird es wohl eine Wiese bleiben. Wenn die Stadtvertretung heute nicht noch anders entscheidet“, so der 46-Jährige.
Anwohner wehrt sich gegen „Klotz mit 14 Meter Höhe“
Dieser Sitzung dürfte auch Ulf Brügmann mit Spannung entgegen sehen. Ihm gehören neben dem Tankstellen-Areal drei Einfamilienhäuser in unmittelbarer Nachbarschaft, von denen er eins selbst bewohnt. „Ich bin immer gesprächsbereit“, verteidigte sich der Inhaber einer Internetagentur. Aber nicht, wenn seine Belange nicht hinreichend beachtet würden.
Sein Vater habe schon erfolglos gegen die „zu hohen Reihenhäuser der Neuen Heimat weiter östlich gekämpft. Das soll dem Sohn nicht wieder passieren. „Wenn mir im Süden jetzt noch so ein Klotz mit 14 Metern Höhe vor die Nase gesetzt wird, leben ich und meine Mieter endgültig im tiefen, dunklen Tal“, erklärt Brügmann. Die massiven Probleme mit Schatten und Schall seien nicht hinnehmbar.
Bela plant Erweiterung plus Einkaufszentrum
Zumal er angeblich mit einem erfahrenen Investor in Kontakt stehe, der bundesweit Seniorenwohnanlagen baue. Da der Vertrag mit dem Tankstellenpächter Ende des Jahres auslaufe, sei eine gemeinsame Entwicklung beider Grundstücke denkbar. Einem flacheren Gebäuderiegel entlang der Hamburger Straße könnte Brügmann offenbar deutlich mehr abgewinnen, als der vierstöckigen „Eigernordwand“ am Südring.
Anders als Investor Karkow wollte sich die Geschäftsführung der Kieler Unternehmensgruppe Bartels-Langness (Bela) zur Vertagung des Tagesordnungspunkts Einkaufszentrum Am Redder nicht äußern. Die versteinerten Minen der Bela-Delegation sprachen indes Bände. Wie bereits berichtet, will das Unternehmen aus der Landeshauptstadt ihre nicht mehr zeitgemäße Famila-Filiale im Gewerbegebiet Langenhorst nicht nur um 1000 auf dann 4200 Quadratmeter erweitern, zuzüglich einer Mall mit mehreren Shops in der Vorkassenzone. Drum herum soll gleich ein ganzes Einkaufszentrum entstehen mit Extra-Discounter, Bau- und Tierfuttermarkt, Tankstelle und 350 Parkplätzen.
Gutachten stützt massive Kritik an Famila-Plänen
Allein die schiere Dimension von insgesamt 10.750 Quadratmetern Verkaufsfläche rief zahlreiche Kritiker auf den Plan. Vor allem Unternehmen im näheren Umfeld empfanden die Pläne als maßlos. Doch auch Geschäftsleute aus dem Stadtzentrum opponierten. Mit diesem Vorhaben würde zu viel Kaufkraft aus der City abgezogen und ihr auf diese Weise viel von ihrem Charme und ihrer Lebendigkeit genommen.
So beurteilte das letztlich auch die Landesplanungsbehörde, die erhebliche Auswirkungen auf zentrenrelevante Sortimente sieht. Zu ähnlichen Ergebnissen ist zudem ein von Edeka-Süllau in Auftrag gegebenes Gutachten gekommen. Mitbewerber müssten mit Umsatzeinbußen von bis zu 13 Prozent rechnen, neben dem Zentralitätsgebot würden auch das Kongruenz- und das Integrationsgebot absehbar verletzt. Bela-Geschäftsführer Christian Lahrtz hatte sich zwar nach Kräften bemüht, die vorgenommenen Plananpassungen als gelungenen Kompromiss darzustellen: „Immerhin haben wir auf die Ansiedlung eines Discounters ebenso verzichtet wie auf einen Pflanzenmarkt.“ Dennoch fiel etlichen Ausschussmitgliedern die Reduzierung der Gesamtverkaufsfläche auf maximal 9100 Quadratmeter deutlich zu gering aus.