Hammoor. Wirtschaftsförderer und Investor wollen Millionenprojekt bei Infoabend präsentieren. 150 Lkw-Stellplätze sollen Parknot an A 1 lindern.

Der Investor für den ersten Autohof an der A 1 in Schleswig-Holstein hockt in den Startblöcken. Doch wegen der Corona-Krise kann er nicht losrennen. „Wir reden seit vielen Wochen intensiv miteinander über das weitere Vorgehen“, sagt Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS).

Tankstelle, ein Hotel und Systemgastronomie geplant

Die öffentliche Präsentation des Millionenprojektes, das auf einem Acker in Hammoor direkt neben der Autobahn entsteht, war ursprünglich für 9. April im Mehrzweckhaus des 1300-Einwohner-Dorfes geplant. Doch das wegen der Corona-Pandemie verhängte Versammlungsverbot kam dazwischen. „Wir wollen die Info-Veranstaltung sobald wie möglich organisieren“, sagt Hinselmann. In Zeiten von strengen Hygieneauflagen und Abstandsregeln sei das allerdings nicht so einfach. Er hoffe auf den Juni.

Bei dem Termin will der Investor sein Vorhaben den Hammoorern, aber auch den Bürgern aus den Nachbarorten Lasbek, Steinburg und Todendorf erläutern. Für Lastwagen soll es 150 Stellplätze geben, außerdem eine Tankstelle mit Shop, ein Hotel und Systemgastronomie. „In einer Werkstatt können Reisende zudem bei Pannen schnelle Hilfe bekommen“, so Hinselmann. Bei ähnlichen Anlagen in Deutschland lagen die Baukosten bei rund zehn Millionen Euro. Im hessischen Stadtallendorf (bei Kassel) investiert ein Unternehmer zurzeit 19 Millionen Euro.

Eine Spielhalle ist im aktuellen Plan nicht mehr erlaubt

Das gesamte Drumherum in Hammoor habe das Land streng begrenzt. Beispielsweise ist dort eine Spielhalle nicht möglich. „Das wird ein puristischer Autohof“, so der WAS-Geschäftsführer.

„Wie intensiv ein Projekt vorangetrieben wird, können wir immer an den Nachfragen dazu bei uns ablesen“, sagt Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft.
„Wie intensiv ein Projekt vorangetrieben wird, können wir immer an den Nachfragen dazu bei uns ablesen“, sagt Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft. © Harald Klix

Abzulesen ist das auch an der Größe des Areals: Rund 6,7 Hektar an der Hauptstraße in Richtung Lasbek-Dorf sind jetzt reserviert. Im ersten Entwurf waren es noch etwa 14,6 Hektar, um zusätzlich ein neues Gewerbegebiet zu ermöglichen. Dort sollten sich autohofbezogene Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe ansiedeln. Dem haben die Landesplaner zunächst aber einen Riegel vorgeschoben.

Der Investor hat laut WAS bundesweit Erfahrung mit der Entwicklung von Autohöfen. Er hat sich in einem sogenannten Investorenauswahlverfahren durchgesetzt, das die Stormarner Wirtschaftsförderer 2017 mit einer Unternehmensberatung initiiert hatten. Von 18 Interessenten kamen vier in die engere Auswahl, um konkrete Pläne einzureichen. Danach seien zwei Bewerber übrig geblieben, zwischen denen die Entscheidung gefallen ist. „Wie intensiv ein Projekt vorangetrieben wird, können wir immer an den Nachfragen dazu bei uns ablesen“, sagt Hinselmann. Beim Autohof habe es in jüngster Zeit einen regen Austausch gegeben.

Rastplätze an der A 1 sind nachts regelmäßig überfüllt

Parallel arbeitet die WAS an ihrem Antrag auf raumordnerische Abstimmung, der beim Land eingereicht werden muss. „Wir sind fast fertig, es sind nur noch einige Details zu klären“, sagt Detlev Hinselmann. Baubeginn könnte möglicherweise im nächsten Jahr sein. Zuvor müssen noch Haselmäuse eingefangen und umgesiedelt werden: Spuren der in Schleswig-Holstein als stark gefährdet eingestuften Tiere wurden in den Knicks auf dem Gelände gefunden.

Die WAS macht sich schon seit einem knappen Jahrzehnt für einen Autohof am Kreuz A 1/A 21 stark. An der gesamten Strecke zwischen Hamburg und der Insel Fehmarn gibt es nicht eine dieser Einrichtungen. Die Raststätten in Stormarn sind regelmäßig überbelegt. So stehen auf der Buddikate bei Todendorf (auf beiden Seiten zusammen gut 50 Plätze) in manchen Nächten doppelt so viele Lastwagen wie erlaubt.

Autohof-Projekt lag wegen Windkraftplänen lange auf Eis

Auf kleineren Anlagen mit WC wie den Parkplätzen Ellerbrook und Ohlendiek (beide zwischen Stapelfeld und Ahrensburg) parken die Trucker notgedrungen auch mal in den Einfahrten. Wenn sich die Fahrzeuge nachts bis auf den Standstreifen stauen, ist die Gefahr für andere Autofahrer groß. Dutzende Lkw-Fahrer weichen zudem in Gewerbe- und sogar Wohngebiete von Ahrensburg, Bargteheide oder Bad Oldesloe aus, um zu schlafen und Pausenzeiten einzuhalten. Dort gibt es aber keine Toiletten und Waschgelegenheiten.

Das Autohof-Projekt lag wegen der Windkraftpläne der Landesregierung jahrelang auf Eis. Kiel hatte rechts und links der Autobahn 67 Hektar für sogenannte Vorranggebiete reserviert. Diese Flächen wurden Mitte 2018 auch nach massiven Protesten aus Stormarn von der „Jamaika“-Koalition aus dem Entwurf gestrichen.

Lasbek, Steinburg, Todendorf fühlten sich nicht einbezogen

Gegenwind kam zudem aus den Nachbargemeinden Lasbek, Steinburg und Todendorf. Die dortigen Kommunalpolitiker fühlten sich nicht ausreichend einbezogen und in den eigenen Entwicklungsmöglichkeiten beschnitten. Das Gebiet reicht bis zum Bach Sü­derbeste, der die Grenze zu Lasbek markiert. Mehr Verkehrs-, Lärm-, Luft- und Müllbelastung waren weitere Sorgen. Die Nachbarn forderten vergeblich ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren, das deutlich aufwendiger gewesen wäre als der jetzige Weg.

Bund und Land planen zudem den Umbau des unübersichtlichen Autobahnkreuzes Bargteheide. Die Planer untersuchen unterschiedliche Varianten. Noch müssen Fahrer teilweise lange Umwege über die Landesstraße 89 oder die Bundesstraße 404 nehmen, um von der einen auf die andere Autobahn zu kommen. Ein Entwurf sieht die Verlegung des A-1-Anschlusses Bargteheide um einen Kilometer nach Norden auf Lasbeker Gebiet vor. Zudem soll die marode Brücke der A 21/B 404 (Kiel–Schwarzenbek) durch einen Neubau direkt daneben ersetzt werden. Für die Bundesstraße ist zunächst eine dritte Spur und später der Ausbau zur Autobahn vorgesehen.

Verband setzt auf Qualitätsstandards

Aus Schleswig-Holstein kommen nur zwei von 74 Mitgliedern der Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA). Der 1995 gegründete Verband hat unter anderem Qualitätsstandards festgelegt. Seine Anlagen bieten rund 10.000 Lkw- und Pkw-Stellplätze sowie 5000 Arbeitsplätze in der Gastronomie und im Tankstellenbereich.

Autohof Wikingerland: A-7-Abfahrt Schleswig/Jagel (Nummer 6), 50 Lkw- und 55 Pkw-Plätze.

Autohof Kiel-Rosenow: an der A 21/B 404 kurz vor der Landeshauptstadt, 50 Lkw- und 30 Pkw-Plätze.

Nicht im Verband sind unter anderem:

Autohof Bordesholm: A-7-Abfahrt Bordesholm, 50 Lkw-Plätze.

Autohof Neumünster: A-7-Abfahrt Neumünster-Süd, 60 Lkw-Plätze.

Scandinavian Park: A-7-Ausfahrt Flensburg/Harrislee, 130 Lkw-Plätze, auch sonntags geöffnetes Einkaufscenter.

Tankhof Geschendorf: A-20-Ausfahrt Geschendorf, acht Lkw-Plätze.

Autohof Tornesch: A-23-Abfahrt Tornesch (15), 60 Lkw-Plätze.