Reinbek. St.-Adolf-Stift beantragt Langzeitprojekt beim Bundesforschungsministerium, bei dem es auch um Immunität geht. 850 Kräfte machen mit.

Notfallpatienten, die aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus Arztpraxen und Kliniken meiden: Solche Fälle sind auch dem St.-Adolf-Stift bekannt. Dabei unternimmt das Reinbeker Krankenhaus alles, um für Sicherheit zu Sorgen. Seit Anfang März wurden die Beschäftigten der Covid-Stationen inklusive Reinigungspersonal einmal pro Woche abgestrichen. „Das reichte uns aber nicht“, sagt Professor Tim Strate, Chefarzt der Chirurgischen Klinik. Seit Ostern können sich alle Mitarbeiter regelmäßig testen lassen. Mittlerweile machen 850 der 1100 Kräfte mit. Die Daten sollen Bestandteil einer Studie werden.

Bei 16 Krankenhausmitarbeitern Antikörper entdeckt

Bei den Untersuchungen sind in vier Wochen und rund 3500 Tests zwei Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet und sofort in Quarantäne geschickt worden. Bei 16 Beschäftigten konnten Antikörper im Blut nachgewiesen werden. Strate sagt: „Nur 0,16 Prozent unser Belegschaft hatte zum Testzeitpunkt eine unentdeckte Infektion, und weniger als zwei Prozent haben bislang Antikörper, die darauf hinweisen, dass sie eine Infektion mit oder ohne Symptome durchgemacht haben. Da kann man auch Rückschlüsse auf die Allgemeinbevölkerung und die Dunkelziffer ziehen. Wir führen Messungen bei Menschen durch, die sonst nie einen Test erhalten würden.“

Weil Strate eine große Wissenslücke über die tatsächliche Verbreitung des Virus sieht, hat er mit einem Team eine Langzeitstudie entwickelt und diese beim Bundesforschungsministerium beantragt. „Wir haben hier ideale Voraussetzungen, über ein Jahr lang wirklich wöchentlich zu gucken: Wie entwickelt sich die Epidemie in Deutschland und insbesondere in einem Krankenhaus“, sagt Dr. Jonas Herzberg, Studienarzt für das Projekt. Zusätzlich wird Blut der Probanden eingefroren, um bei besseren Antikörpertests rückwirkend zu schauen, wann sich die Immunreaktion gezeigt hat und wie lange Antikörper nachweisbar sind. Damit könne man künftig auch wichtige Aussagen zur Immunität von Menschen machen, so Strate.