Rümpel. Alle Bewohner und Mitarbeiter negativ auf Covid-19 getestet. Besuche voraussichtlich Ende dieser Woche wieder möglich.
Aufatmen im Pflegeheim Wohnpark Rohlfshagen: Sämtliche Bewohner der vom Coronavirus heimgesuchten Einrichtung nahe Bad Oldesloe sowie ihre knapp 60 Mitarbeiter sind aktuell negativ auf das Coronavirus getestet worden. „Die Quarantäne für die Mitarbeiter ist bereits ausgelaufen, für das Heim endet sie an diesem Mittwoch“, sagt Heimleiter Daniel Schöneberg. Lediglich eine Mitarbeiterin aus der Pflege verbringe zur Sicherheit noch ein paar Tage in häuslicher Quarantäne.
Infizierte und nicht-infizierte Mitarbeiter arbeiteten weiter
Am 9. April hatte das Gesundheitsamt die 70 Bewohner und 58 Mitarbeiter der Pflegeeinrichtung für Demenzkranke, die zur Pflegeheime Riedel GmbH gehört, auf das Sars-CoV-2-Virus getestet, nachdem eine Mitarbeiterin aufgrund von Symptomen bereits positiv getestet worden war. Das schockierende Ergebnis: 53 Bewohner und 19 Mitarbeiter hatten ein positives Testergebnis.
Noch am 9. April stellte das Gesundheitsamt das Heim sowie sämtliche Mitarbeiter unter Quarantäne. Fortan arbeiteten hier infizierte und nicht-infizierte Mitarbeiter gemeinsam weiter, um die Bewohner zu versorgen. Ein bis dahin einmaliger Vorgang in der Pflegelandschaft des Kreises, der vor allem der besonderen Situation der Heimbewohner geschuldet war. „Es war eine gute Entscheidung der Behörden, den Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagt Schöneberg. „Unsere an Demenz erkrankten Bewohner können nicht einfach woanders untergebracht werden, weil sie sich nicht an Hygiene- und Verhaltensregeln halten können.“ Die Mitarbeiter durften sich fortan nur noch zwischen Arbeits- und Wohnstätte hin- und herbewegen, ihre Mitbewohner standen ebenfalls unter häuslicher Quarantäne. Die Heimbewohner durften keinen Besuch mehr empfangen, auch Dienstleistern blieb der Zugang verwehrt.
15 Tote in vier Wochen, davon sieben binnen einer Woche
Die traurige Bilanz der vergangenen Wochen: 15 Bewohner mit Covid-19-Infektion starben bis Anfang Mai. Insgesamt waren 58 Bewohner und 24 Mitarbeiter erkrankt. „Mehr als 200 Rachenabstriche sind gemacht worden, um immer wieder neue oder auch schon abgeklungene Infektionen nachzuweisen“, so Schöneberg. Die häusliche Quarantäne habe die Mitarbeiter hart getroffen, sagt der 41-Jährige, weil die Arbeitsbedingungen bereits herausfordernd gewesen seien. „Wir konnten nichts mehr planen, das war der pure Wahnsinn. Normalerweise machen wir Dienstpläne von Monat zu Monat. Jetzt konnten wir nicht mal mehr für den nächsten Tag sicher sein. Mancher kam morgens zur Arbeit und ging mittags wegen Symptomen nach Hause, fiel dann aus.“ Andere Mitarbeiter hätten wegen Vorerkrankungen besonders geschützt werden müssen und seien deshalb nicht einsetzbar gewesen.
Erstmals hatte der Heimleiter zur Entlastung deshalb zusätzliche Pflegekräfte bei Personaldienstleistern gebucht, die noch bis Ende Juni im Wohnpark mithelfen. „Das hilft uns, wieder mehr Zeit für unsere Bewohner zu haben. Wir wollen unsere Gottesdienste und Musiknachmittage nachholen, die die ganze Zeit nicht stattfinden konnten“, sagt Schöneberg. „Dann machen wir eben fünf Musiknachmittage mit drei Leuten hintereinander, um Ansteckungsrisiken zu vermeiden.“ Das soziale Leben sei auf Null gewesen. Nun würden sich alle danach sehnen, es wieder hochzufahren.
Von Mittwoch an dürfen Dienstleister ins Haus
„Wir werden keine Luftsprünge machen“, sagt Schöneberg, „sondern Risiken genau abwägen, aber Besuche können nur positiv sein. Wir brauchen sie für die Seele manchmal mehr als die Gesundheit.“ Von diesem Mittwoch an dürfen Dienstleister wie medizinische Fußpfleger, Friseure, Ergotherapeuten oder Handwerker wieder ins Haus.
Angehörige können voraussichtlich von Donnerstag oder Freitag an wieder zu Besuch kommen. Das Hygienekonzept dafür sei bereits beim Gesundheitsamt eingereicht. „Pro Bewohner darf ein Besucher pro Tag für maximal 20 Minuten nach Voranmeldung kommen. Besuche finden nur auf dem Außengelände statt. Bei bettlägerigen Bewohnern ist ein Besuch auf dem Zimmer möglich, allerdings unter Aufsicht unseres Personals und ohne Mitbewohner.“ In Bad Oldesloe dürfen Angehörige von Bewohnern des Partner-Heims „Haus am Kurpark“ bereits am Mittwoch zu Besuchen in ein eigens dafür eingerichtetes Zelt aufs Gelände kommen.