Ahrensburg. Melchers-Gruppe und K-Motion wollen Bauvorhaben auf jeden Fall realisieren. Verzögerungen wegen Corona.

Trotz der Coronakrise halten die politische Mehrheit in Ahrensburg, die Verwaltung und Investoren am Bauvorhaben Alte Reitbahn und einem Kino-Neubau an der Bahnhofstraße fest. Auf dem 6000 Quadratmeter großen Grundstück neben der Polizeiwache soll ein Gebäudekomplex mit teils öffentlich gefördertem Wohnraum und einer großen Tiefgarage entstehen. Der Edeka-Markt an der Bahnhofstraße soll in den Neubau an der Alten Reitbahn umziehen – und am bisherigen Standort Platz für den Kino-Neubau und weitere Wohnungen machen.

Investition für das Ahrensburger Kino ist abgesichert

Nun sorgen die pandemiebedingten Beschränkungen für Verzögerungen: „Sämtliche Genehmigungen und Abstimmungen hinsichtlich der B-Pläne kommen zurzeit nicht voran“, sagt Jost Paarmann vom Plankontor Bremen, das zum Investor Melchers-Gruppe gehört und das Projekt realisieren wird. „Verwaltung und Politik arbeiten coronabedingt nur dezimiert, viele Ansprechpartner sind schwer zu erreichen.“ Dadurch sei das Timing ein Problem. Zuletzt rechnete der Architekt mit einem Baubeginn ab Ostern 2021. Dieser könnte sich nun weiter nach hinten verschieben.

„Die meisten Ahrensburger wollen die Bebauung und das Kino so haben. Wir müssen in der Sache endlich vorankommen“, sagt Detlev Levenhagen, CDU-Fraktionsvorsitzender.
„Die meisten Ahrensburger wollen die Bebauung und das Kino so haben. Wir müssen in der Sache endlich vorankommen“, sagt Detlev Levenhagen, CDU-Fraktionsvorsitzender. © Marc R. Hofmann

Mathias Kemme, Geschäftsführer der Hamburger K-Motion GmbH, die nach Umsetzung des Bauvorhabens an der Bahnhofstraße ein neues Kino in der Schlossstadt betreiben will, hat sich von den Plänen zur Eröffnung im Jahr 2023 verabschiedet: „Wir gehen eher von Herbst 2024 aus. Das Kino kann erst eröffnen, wenn der Edeka-Markt umgezogen ist, sowohl der Neubau an der Alten Reitbahn als auch an der Bahnhofstraße fertiggestellt sind“, sagt Kemme zum Abendblatt. Dennoch halten er und sein Geschäftspartner Christof Gläser „zu 100 Prozent“ an der Realisierung eines Kinos in Ahrensburg fest. „Klar zehrt die derzeitige Situation einen Teil unseres Eigenkapitals auf. Aber die Investition für das Ahrensburger Kino ist abgesichert. Die Verzögerung ändert nichts an unserem Vorhaben.“ Drei Millionen Euro will K-Motion in den Innenausbau seines 16. Kinos investieren. Sechs Säle mit bis zu 700 Sitzplätzen sehen die Betreiber für das Ahrensburger Lichtspielhaus vor. Die dazugehörige Tiefgarage soll Platz für bis zu 75 Autos bieten. Auf dem 4500 Quadratmeter großen Areal neben dem Parkhaus Alter Lokschuppen sollen zudem 38 Wohnungen in einem viergeschossigen Gebäude entstehen.

Planungen dauern mittlerweile mehr als acht Jahre an

Doch bevor dies geschieht, muss erst das Bauvorhaben an der Alten Reitbahn vorankommen. Geplant sind hier neben der Supermarktfläche mehr als Wohnungen in zwei gestaffelten Gebäuden mit bis zu vier Stockwerken. 30 Prozent davon sollen Sozialwohnungen werden. Eine Tiefgarage soll zudem für 220 Stellplätze sorgen. Das Investitionsvolumen beläuft sich für beide Projekte auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Planungen dauern mittlerweile mehr als acht Jahre an. Die Kommunalpolitiker diskutierten die aneinander gekoppelten Bauvorhaben immer wieder kontrovers. Während die CDU, WAB sowie die Grünen das Projekt begrüßen, kritisieren SPD und Linke, dass zu wenig sozialer Wohnraum und nicht genügend Parkplätze geplant seien. Die Ahrensburger FDP verweist zudem auf ein „mangelndes Verkehrskonzept“.

So hat die Unstimmigkeit der Fraktionen dazu geführt, dass die Politik bislang ihre notwendige Zustimmung zum ausgehandelten Kaufvertrag zwischen Stadt und Investor über das Baugrundstück verweigerte. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Detlev Levenhagen ist sich aber indes völlig sicher: „Die meisten Ahrensburger wollen die Bebauung und das Kino so haben. Wir müssen in der Sache endlich vorankommen.“

FDP fordert Gesamtkonzept für Stadtentwicklung

Halten an den Plänen für ihr Kinoprojekt fest (v. l.):  Christof Gläser und Mathias Kemme von K-Motion bei einem Besuch in Ahrensburg.
Halten an den Plänen für ihr Kinoprojekt fest (v. l.): Christof Gläser und Mathias Kemme von K-Motion bei einem Besuch in Ahrensburg. © Birgit Schücking

Seit nunmehr sechs Wochen tagen die Politiker wegen der Coronapandemie nicht mehr. „Ich nehme an, dass die Politik nun wieder in Gang kommt. Es bleiben uns ohnehin nur noch Mai und Juni bis zu den Ferien, um etwas zu bewegen“, sagt Levenhagen. Die nächste Stadtverordnetenversammlung werde wohl frühestens im Juni stattfinden. FDP-Fraktionsvorsitzender Thomas Bellizzi hält davon nichts. „Ich halte es wegen der aktuellen Ansteckungsgefahr für vernünftig, direkt in die Sommerpause zu gehen. Meines Erachtens gibt es kein Projekt in Ahrensburg, das eine öffentliche Versammlung mit Beschlüssen vorher nötig macht.“ Mit einem Beschluss ist vor der Sommerpause wohl nicht mehr zu rechnen. Nach der Präsentation des Kaufvertrags im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Finanzausschuss-Sitzung hatten die Fraktionen aufgrund der Pandemiebeschränkungen bislang keine Gelegenheit, sich final zum Vertragsentwurf zu beraten. Viele Politiker wünschen sich indes einen wasserdichten Vertrag, der den Neubau Alte Reitbahn an die Realisierung eines Kinos an der Bahnhofstraße koppelt. Nach Informationen dieser Zeitung ist die Verwaltung derzeit noch Antworten auf Fragen zum Vertragswerk schuldig.

Die FDP-Fraktion hält zudem an ihren grundsätzlichen Kritikpunkten fest, wie Bellizzi sagt: „Der Bau, so wie er vorgesehen ist, macht an der Stelle für uns keinen Sinn. Die Stadt hat nur ein begrenztes Kontingent innerstädtischer eigener Grundstücke. Aus unserer Sicht sollte Ahrensburg hier kein Stückwerk betreiben, sondern ein Gesamtkonzept im Rahmen des Städteförderungsprogramms entwickeln.“ Ahrensburg brauche mehr bezahlbaren Wohnraum, mehr Kinderbetreuung und mehr Sozialeinrichtungen. Darin sei er sich einig mit der SPD-Fraktion und den Linken.

Plankontor Bremen lässt sich von Diskussion nicht irritieren

Für die Grünen-Fraktion erfüllt die vorliegende Vereinbarung von Stadt und Investor hingegen alle gewünschten Kriterien: „Für uns hakt es nirgendwo, das Gerüst des Vertrags steht“, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzende Nadine Levenhagen auf Anfrage. „Die Verwaltung hat für viel Sicherheit gesorgt. Wir können, so wie es derzeit aussieht, grünes Licht geben.“ Die FDP-Kritik, die Stadt betreibe Stückwerk, teile sie nicht. „Der Zugewinn des Kinos ist höher als der Verlust des städtischen Grundstücks.“

Das Plankontor Bremen lässt sich von der Diskussion nicht irritieren. „Das Projekt steht für uns“, sagt Projektleiter Jost Paarmann. „Die Planungen sind inzwischen sehr viel detaillierter geworden. Wir sind auf der Zielgeraden. Die Verzögerungen ändern nichts an unserem Wollen.“ Nun liegt es am Zusammenspiel von Verwaltung und Politik, wann es weitergeht. Der Bau- und Planungsausschuss tagt am Mittwoch.