Ahrensburg. Forstbehörde ordnet die Rodung eines drei Hektar großen Gebietes an, um Schädling abzuwehren. Neuaufforstung ist geplant.

Zersägte Baumstämme und Geäst liegen am Rand der Straße Sahlmannsberg im Westen Ahrensburgs. Bis vor wenigen Tagen stand auf dem Areal, das Teil des Naherholungsgebietes am Bredenbeker Teich ist, ein dichter Kiefernwald, jetzt wurde das Gebiet fast vollständig gerodet. Zahlreiche Spaziergänger und Anwohner des nahen Wohngebietes haben sich deshalb in den vergangenen Tagen an das Abendblatt gewendet. Auch im Ahrensburger Rathaus erkundigten sich mehrere Bürger. Sie sind besorgt, befürchten einen Verstoß gegen den Naturschutz. Doch für die Fällaktion gibt es eine Begründung – und die ist nur wenige Millimeter groß.

Nur noch die Rodung konnte Übergreifen verhindern

„Die Fällung der Bäume ist zur Abwehr des Borkenkäfers erfolgt“, sagt Rathaussprecher Fabian Dorow auf Abendblatt-Anfrage. „Sie ist im Auftrag der Unteren Forstbehörde des Kreises Stormarn von einem Fachbetrieb vorgenommen worden.“ Ein Förster hatte bei einem Kontrollgang festgestellt, dass zahlreiche Fichten auf dem Areal von Borkenkäfern befallen waren. Ein großer Teil der Fläche gehört der Stadt, ein weiteres Stück ist in Privateigentum.

„Die Schädlinge hatten sich bereits so stark ausgebreitet, dass nur noch die Rodung ein Übergreifen auf benachbarte Waldstücke verhindern konnte“, sagt Martina Grote, zuständige Sachbearbeiterin im Umweltamt des Ahrensburger Rathauses. „Natürlich ist uns die Entscheidung schwer gefallen“, sagt Grote zum Abendblatt. Doch letztlich habe es keine Wahl gegeben. „Um den Großteil der umliegenden Waldfläche zu retten, musste dieses Stück weichen.“

Stadtsprecher wehrt sich gegen Vorwürfe von Bürgern

„Die Käfer fressen Löcher in die Rinde, dadurch wird die Nährstoffversorgung des Baumes geschädigt und er stirbt ab“, sagt Reinhard Schulte,Stormarns Bezirksförster.
„Die Käfer fressen Löcher in die Rinde, dadurch wird die Nährstoffversorgung des Baumes geschädigt und er stirbt ab“, sagt Reinhard Schulte,Stormarns Bezirksförster. © Melissa Jahn

Etwas mehr als drei Hektar Wald mussten abgeholzt werden. Anderorts, etwa im Forst Hagen und am Beimoorweg seien nur einzelne, befallene Bäume abgesägt worden. Doch in diesem Fall habe des nicht genügt. „Die Schädlinge hatten sich schon zu stark ausgebreitet, es waren Dutzende Bäume befallen“, sagt Grote. „Auch die umliegenden Bäume müssen als Puffer weichen, um die Ausbreitung zu stoppen“, erklärt Grote. Nur Fichten seien gefällt worden, die Laubbäume, darunter Buchen und Birken, bleiben stehen.

„Einige Bürger haben uns vorgeworfen, mit der Rodung gegen das Bundesnaturschutzgesetz zu verstoßen, das ist aber nicht korrekt“, sagt Stadtsprecher Fabian Dorow. Das Gesetz verbietet es, Bäume, Hecken und Sträucher in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September zu beschneiden, zu fällen oder zu roden. Dadurch sollen Tiere geschützt werden, die Bäume und Sträucher als Lebensraum nutzen, insbesondere Vögel, die im Frühjahr und Sommer ihre Nester bauen und ihre Jungen aufziehen.

Borkenkäfer bereiten Stormarns Förstern große Probleme

„Ist Gefahr im Verzug, und das ist der Fall, wenn eine weitere Ausbreitung der Schädlinge wahrscheinlich ist, gelten die Schutzfristen nicht“, erklärt Dorow. „Da gilt es zuerst, den umliegenden Wald zu schützen.“ Die befallenen Bäume hätten sofort beseitigt werden müssen. „Wenn es wärmer wird, beginnen die Käfer zu fliegen und verbreiten sich rasant weiter.“

Borkenkäfer bereiten Stormarns Förstern bereits seit mehreren Jahren große Probleme. Die Insekten werden nur 0,7 bis 12 Millimeter groß und haben sich darauf spezialisiert, Rotfichten zu befallen. „Die Schädlinge fressen Löcher in die Rinde, dadurch wird die Leiterbahn des Baumes unterbrochen, über die er Wasser und Nährstoffe aus dem Boden bezieht“, sagt Stormarns Bezirksförster Reinhard Schulte. „Die Bäume sterben dann ab.“ In dem Totholz können sie Schädlinge sich weiter vermehren, bevor sie zu anderen Bäumen weiterziehen.

Fichten sind im Kreis Stormarn eigentlich gar nicht heimisch

„Die Winter sind zu mild und es ist seit zwei Jahren viel zu trocken“, sagt Schulte. Beides begünstigt die Vermehrung des Borkenkäfers. „Ist es im Winter nicht kalt genug, überleben mehr Käfer. Und wenn die sich im Frühjahr vermehren, wächst die Population exponentiell an“, sagt der Bezirksförster. Sei es lange im Jahr warm, gebe es bis zu vier Käfergenerationen pro Saison anstatt nur ein bis zwei. „Und Wassermangel schwächt die Bäume, macht sie anfälliger“, so Schulte. Die Käfer können weite Strecken fliegen, sich also gut auf großen Flächen verbreiten. Schulte: „Befallene Bäume können nicht als qualitativ hochwertiges Bauholz verkauft werden, sondern werden zu Papier oder Paletten.“

Das Ahrensburger Areal am Sahlmannsberg soll in den kommenden Monaten aufgeforstet werden. „Es werden unterschiedliche Laubbäume gesetzt“, sagt Martina Grote. Sie sind weniger anfällig für den Borkenkäfer und zudem besser an das norddeutsche Klima angepasst als die Fichten, die in Stormarn eigentlich nicht heimisch ist. Fichten wurden in der Vergangenheit vor allem gepflanzt wurden, weil sie günstig sind.