Ahrensburg/Reinbek. Viele Geschäfte bieten wegen der Pandemie jetzt einen Lieferdienst an. Ahrensburger und Oldesloer Internetseite geben einen Überblick.

Speiseeis, Schmuck und Uhren, Sportbekleidung, Blumen und Haushaltsbedarf: Das und vieles mehr gibt es in Stormarner Kommunen wie Ahrensburg, Reinbek, Bad Oldesloe, Bargteheide und Trittau trotz Zwangsschließungen der Geschäfte wegen der Coronakrise auch weiterhin zu kaufen. Denn der Einzelhandel stellt sich um. Immer mehr Händler bieten jetzt einen Lieferservice an und bringen ihre Waren zu Kunden bis an die Haustür.

Einzelhändler müssen sich auf die neue Situation einstellen

Besonders schnell handelte die Wirtschaftsvereinigung in Bad Oldesloe und hat ein Online-Portal für Händler mit Lieferservice eingerichtet. Nicht einmal eine Woche nach dem Erlass der Landesregierung, dass wegen der Pandemie alle nicht systemrelevanten Einzelhändler schließen müssen, ging „Gemeinsam in Bad Oldesloe gegen Corona“ (www.gemeinsam-in-oldesloe.de) online. Dort finden Kunden eine immer länger werdende Liste mit Unternehmen, die ihr Geschäft umstellen. „Für Einzelhändler ist das natürlich keine einfache Sache. Alle müssen sich auf die neue Situation einstellen, und da wollen wir so gut es geht unsere Hilfe anbieten“, sagt Nicole Brandstetter. Die Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe hat die Seite innerhalb von ein paar Tagen fit gemacht. Seitdem kommen immer neue Firmen hinzu, die einen Lieferservice offerieren.

Coronavirus pfuscht Eigentümer ihn den Abverkauf

Kunden können bei ihr die Bestellung abholen: Margareta Wagschal (51), die eine Gärtnerei in Reinbek betreibt.
Kunden können bei ihr die Bestellung abholen: Margareta Wagschal (51), die eine Gärtnerei in Reinbek betreibt. © Pia Rabener

Einer der mitmacht, ist Martin Dittmar vom Oldesloer Preisparadies. „Wer bis 12 Uhr etwas bestellt, bekommt die Artikel noch am selben Tag von uns kostenfrei nach Hause geliefert“, sagt der Einzelhändler. Kostendeckend arbeiten können so die wenigsten. Auch Martin Dittmar nicht. Ihm geht es darum, den Handel am Leben zu halten – obwohl er sein Geschäft Mitte des Jahres ohnehin schließen wird. Das Coronavirus pfuschte ihm in den Abverkauf. Andere Einzelhändler trifft es noch härter: wie etwa die „MachBar“ in der Kreisstadt. Ihr „Do it yourself“-Geschäft hat Daniela Frackmann erst vor Kurzem eröffnet: „Aufgrund der Coronakrise stehen wir vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen in der Gründungsphase, da alle Veranstaltungen und somit Einnahmen für mindestens fünf Wochen komplett wegfallen.“ Um die Miete und die laufenden Kosten zahlen zu können, hat die MachBar-Gründerin eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und bittet um Spenden (www.startnext.com/unterstuetzt-die-machbar). Mehr als 3700 Euro sind so bereits zusammengekommen.

Auch in Ahrensburg ist die Innenstadt ziemlich leer

Viele, aber nicht alle Oldesloer Geschäfte sind durch die Pandemie in der Krise. Myriam Klahn, Inhaberin von Lehmanns Bioladen in der Hagenstraße, hatte Glück. „Durch unser Sortiment an Lebensmitteln gelten wir als Nahversorger und dürfen auch jetzt noch öffnen“, sagt die Einzelhändlerin, während sie gerade vor der Apotheke in der Mühlenstraße auf Einlass wartet. Der Bioladen lieferte Obst und Gemüse schon vor der Krise bis an die Haustür. Das wird jetzt so stark nachgefragt, dass derzeit keine Neukunden mehr aufgenommen werden.

Wie überall in Stormarn ist auch in Ahrensburg die werktags sonst so belebte Innenstadt ziemlich leer. Das Stadtforum Ahrensburg, die hiesige Interessenvertretung der Kaufleute, listet jetzt auf ihrer Homepage Geschäfte, die Lieferdienste anbieten. Nach dem ersten Schock, den die coronabedingten Zwangsschließungen im Einzelhandel auslösten, spürt Antje Karstens vom Stadtforum einen vorsichtigen Optimismus bei vielen Geschäftsleuten: „Die Stimmung ist relativ positiv. Die meisten Händler sind davon überzeugt, dass es nach der Krise weitergeht.“ Es gebe viele Ideen, und einige seien schon umgesetzt worden. Vor allem sind es Gastronomen, die jetzt Lieferdienste anbieten. Aber auch ein Elektrofachgeschäft, ein Blumenladen, eine Änderungsschneiderei und ein Geschäft für Damenmode stehen mit auf der Liste, die das Stadtforum mit dem Slogan „Ahrensburg hilft“ bewirbt. Alle Geschäfte können kostenfrei teilnehmen.

Ahrensburger Modeboutique liefert auch nach Hamburg

Silke Dahlmann (61) ist Inhaberin der Modeboutique
Silke Dahlmann (61) ist Inhaberin der Modeboutique "La Joliette" in der Ahrensburger Innenstadt. Sie bietet jetzt einen Lieferservice an. © Pia Rabener

„Ich habe meine Sachen vorher noch nie online angeboten, das ist eine aus der Not geborene Idee“, sagt Silke Dahlmann, Inhaberin der Modeboutique „La Joliette“ in der Ahrensburger Innenstadt. Als sie ihr Geschäft aufgrund der Coronakrise vorübergehend schließen musste, hat die 61-Jährige sofort einen Lieferservice für ihre Kunden eingerichtet, wirbt auf Facebook, Instagram und per Newsletter regelmäßig für das neue Angebot.

„Ich packe die bestellte Ware vor Ort im Laden hübsch ein und liefere sie dann selbst aus“, sagt Dahlmann. Zusätzlich gibt es dann noch einen Marienkäfer aus Schokolade oben drauf. Sie käme bei Weitem nicht auf ihren Tagessatz an Einnahmen, sei aber mit der Resonanz ihrer Kunden sehr zufrieden. Mittlerweile liefert sie nicht mehr nur in einem 20-Kilometer-Radius, sondern auch bis nach Volksdorf, Sasel oder Bad Oldesloe.

Reinbeker Gärtnerei klagt über fehlende Laufkundschaft

Im Gegensatz zu anderen Einzelhändlern hat die Gärtnerei Wagschal in Reinbek schon immer Pflanzenlieferungen angeboten. Doch eine wichtige Einnahmequelle, die Laufkundschaft, blieb auch hier aus. „Natürlich bedeutet die Krise wie bei vielen anderen auch für uns einen Umsatzeinbruch, aber einige treue Kunden bleiben uns auch in dieser Zeit erhalten“, sagt Margareta Wagschal, die zusammen mit ihrem Mann Jürgen die Gärtnerei führt. Über Telefon oder per E-Mail können Kunden, die sich mit einem Blumengesteck oder einem Strauß eine Freude machen wollen, beliefern lassen oder die Ware in der Klosterbergstraße abholen. „Natürlich immer mit dem nötigen Sicherheitsabstand“, fügt die 51-Jährige hastig hinzu. Mittlerweile dürfen die Blumenläden wieder geöffnet haben.