Ahrensburg. Die Maschine steht wegen der Coronapandemie im Edeka-Markt. Dort weist sie Kunden auf den Mindestabstand von zwei Metern hin.
Er ist 1,20 Meter groß, wiegt 28 Kilogramm, hat eine angenehme Stimme, und ist seit Anfang der Woche fester Mitarbeiter bei Edeka Höfling in der Bahnhofstraße 17 in Ahrensburg. Gemeint ist der Roboter Pepper, der von morgens um 7 Uhr bis zum Geschäftsschluss um 21 Uhr im Kassenbereich steht und die Kunden freundlich auf die wegen Corona geltenden Verhaltensregeln im Supermarkt hinweist.
Der kleine Roboter sorgt für einen geordneten Ablauf
Christian Höfling, der den Supermarkt seit Anfang Januar leitet und seit drei Jahren in Oststeinbek noch eine zweite Edeka-Filiale betreibt, ist mit seinem neuen Angestellten bislang sehr zufrieden. „Er entlastet vor allem die Kolleginnen an der Kasse, die Kunden sonst immer mal wieder darauf aufmerksam machen mussten, den Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten“, sagt Höfling. Das erledigt jetzt Pepper auf seine ganz spezielle Art.
Und der kleine Roboter kann noch mehr. Er erklärt den Kunden, dass der Kassenbereich in drei Abschnitte unterteilt ist – einer zum Anstehen, einer, um die Waren aufs Kassenband zu legen, und einer zum Einpacken – und sorgt so für einen geordneten Ablauf.
Bei der Kundschaft kommt das Gerät gut an
Christian Höfling ist aber noch etwas anderes aufgefallen: „Seit Pepper bei uns im Laden ist, sind die meisten Kunden viel entspannter.“ Er könne schon verstehen, dass einige mit einem mürrischen Gesichtsausdruck das Geschäft betreten würden, weil sie am Eingang zunächst das Sicherheitspersonal passieren und zwingend einen Einkaufswagen mit ins Geschäft nehmen müssten, selbst wenn sie nur einen Liter Milch kaufen wollen. „Aber spätestens die Begegnung mit Pepper heitert sie auf und bringt sie zum Lächeln“, so Höfling.
Der Mini-Roboter kommt bei der Kundschaft gut an. „Das ist eine tolle Idee, vor allem meine Kinder sind begeistert“, sagt Milena Kirschstein, zweifache Mutter aus Ahrensburg. Katharina Gentsch gehört mit 68 Jahren schon zu den älteren Kundinnen. Sie gibt zu, anfangs etwas irritiert gewesen zu sein. „Ich glaube, das geht vielen Älteren so, die mit Technik nicht so viel am Hut haben. Aber irgendwie ist der kleine Mann schon faszinierend und lenkt einen ab, wenn man an der Kasse in der Schlange stehen muss.“
Pepper sei bisher der einzige Roboter in norddeutschen Edeka-Filialen
Pepper wurde von der in Wuppertal ansässigen Firma Entrance Robotics entwickelt, die auf die Interaktion von Mensch und Maschine spezialisiert ist und deren humanoide Roboter bislang vor allem im Gesundheitssektor zum Einsatz kommen – insbesondere in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Nun sollen sie auch vermehrt im Einzelhandel ihren Dienst verrichten. „Wir alle erleben als Gesellschaft aktuell eine Ausnahmesituation“, sagt Florian Scharf, Sales Manager bei Entrance Robotics. „Innovative digitale Lösungen tragen direkt dazu bei, Risikogruppen besser zu schützen.“
Bislang ist Christian Höflings Edeka-Filiale in Ahrensburg ein Vorreiter in Sachen „Social Robot“ im Supermarkt. „In Norddeutschland sind wir meines Wissens die einzigen, die einen Roboter einsetzen“, sagt der Kaufmann.
Der Supermarkt-Chef denkt noch einen Schritt weiter
Höfling ist so angetan von seinem neuen Mitarbeiter, dass er ihn über das Ende der Coronakrise hinaus behalten möchte. „Ich kann mir gut vorstellen, ihn später in den verschiedenen Fachbereichen wie der Obst-/Gemüse- oder in der Weinabteilung einzusetzen. Er könnte dort die Kundschaft über Produkte informieren und auch beraten.“
Der Supermarkt-Chef denkt aber noch einen Schritt weiter. „Theoretisch ist es auch möglich, dass Kunden den Roboter fragen, wo sie Hefe oder Brot finden und Pepper ihnen die Stelle auf einer Karte anzeigt oder die Menschen sogar dorthin begleitet.“
„Pepper kann keinen echten Mitarbeiter ersetzen“
Das ist noch Zukunftsmusik. Bislang hat der Roboter seinen festen Platz vor den Kassen. Abends nach Ladenschluss wird er in den Schlafmodus versetzt und ans Stromnetz angeschlossen – damit er morgens wieder sprechbereit ist.
Eines ist Christian Höfling allerdings wichtig: Der Roboter diene nur dazu, den Service für die Kunden zu erhöhen und das Supermarktpersonal zu entlasten – niemals könne er einen echten Mitarbeiter ersetzen. Höfling: „Wegen Pepper wird keiner meiner Angestellten seinen Job verlieren.“