Bad Oldesloe/Kiel. Kreis will verschärfte Maßnahmen der Landesregierung konsequent umsetzen. Zahl der Corona-Infizierten im Kreis steigt auf 17.

Seit heute gelten in Stormarn verschärfte Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, hatte die Landesregierung bereits am Vorabend eine neue Landesverordnung erlassen. Sie hat gravierende Auswirkungen auf das Hotel- und Gaststättengewerbe und auf den Handel. „Einheitliches Handeln ist jetzt unabdingbar, um diese Krise zu meistern. Deshalb appelliere ich an alle Bürger des Kreises, sich trotz der vielfältigen Einschränkungen verantwortungsvoll zu verhalten und die neuen Regelungen konsequent zu beachten“, sagt Landrat Henning Görtz.

Laut Corona-Monitor hatten sich bis Mittwoch, 17 Uhr, bundesweit 11.370 Personen mit dem Virus infiziert. In Schleswig-Holstein waren es 196, im Kreis Stormarn 17. Experten gehen davon aus, dass die Zahlen im Verlaufe des Tages weiter ansteigen werden, weil die Dunkelziffer deutlich höher liege. Mit einer Verlangsamung des Anstiegs sei in den kommenden Tagen nicht zu rechnen.

Restaurants müssen geschlossen werden

Deshalb gelten ab sofort verschärfte Maßnahmen mit weitreichenden Folgen auch für das Geschäftsleben im Kreis. Restaurants und Gaststätten müssen jetzt generell geschlossen bleiben, Ausnahmen gelten nur für Liefer- und Abholservices. Betreibern von Beherbergungsstätten, Campingplätzen, Wohnmobilstellplätzen, Yacht- und Sportboothäfen sowie privaten und gewerblichen Vermietern von Ferienwohnungen und -häusern ist es untersagt, Personen zu touristischen Zwecken zu beherbergen.

Die Beschränkungen gelten nun auch für den Tagestourismus. Privatreisen aus touristischem Anlass sind untersagt. Das kann kontrolliert und ordnungsrechtlich durchgesetzt werden, auch an den Stränden von Nord- und Ostsee. Alle Touristen, die bereits an ihren Urlaubsorten sind, müssen ihre Unterkünfte bis Donnerstag, 19. März, räumen und nach Hause zurückkehren.

Ministerin bezeichnet Hamsterkäufe als „schädlich“

Sämtliche Verkaufsstellen des Einzelhandels sind umgehend zu schließen, vorerst bis einschließlich Sonntag, 19. April. Davon ausgenommen bleiben Geschäfte für Lebensmittel, Getränke- und Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Apotheken, Sanitätshäuser und Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte, die Tafeln und der Großhandel. Dienstleister und Handwerker können ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen.

Laut Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sei die Versorgung der Bürger mit allen lebensnotwendigen Dingen gesichert. Um Engpässe bei besonders nachgefragten Produktgruppen wie Nudeln, Konserven und Toilettenpapier zu vermeiden, sollten Hamsterkäufe unterbleiben. „Sie sind nicht nur unnötig, sie schaden auch“, sagt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Sie forderte die Bevölkerung auf, Ruhe und Augenmaß zu bewahren und weiterhin bedarfsgerecht einzukaufen.

Land darf bis zu 500 Millionen Euro aufnehmen

Der Handelsverband rief die Verbraucher auf, nicht nur zu Stoßzeiten und vorm Wochenende einkaufen zu gehen. „Wenn Hamsterkäufe unterbleiben, wird es für alle einfacher“, so der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth. Sonntagsöffnungen von Läden seien vorerst nicht notwendig. Auch für besondere Zutrittsbeschränkungen für Supermärkte sehe er bislang keinen Anlass.

Das Land betrachtet die derzeitige Lage laut Finanzministerin Monika Heinold als „außergewöhnliche Notsituation“. Deshalb werde der Landtag der Landesregierung die Genehmigung erteilen, Kredite in Höhe von bis zu 500 Millionen Euro aufzunehmen. „Große Herausforderungen brauchen starke Antworten“, sagt die Ministerin. Das Land sei voll handlungsfähig und wolle nun die Menschen und Unternehmen unterstützen, die durch die Corona-Pandemie in Existenznot gerieten.

Kindernotbetreuung wird bis Freitag verlängert

Die Notbetreuung in Kitas und Schulen wird vorerst bis Freitag verlängert. „Wir haben festgestellt, dass viele Eltern in Stormarn auf die Schließung dieser Einrichtungen besonnen und vernünftig reagiert haben“, sagt Landrat Görtz. In diesem Bereich habe es bislang kaum Probleme gegeben. „Natürlich bedeutet die Corona-Krise für alle tiefe Einschnitte in den Alltag, das Freizeitverhalten und das Berufsleben. Alle Experten sagen jedoch, dass die jetzt getroffenen Maßnahmen dringend erforderlich sind“, so Görtz. Der Kreis Stormarn unternehme jedenfalls alles, um die Folgen der Krise weiterhin im Griff zu behalten.

Ausgangssperren sind in Schleswig-Holstein vorerst nicht geplant. Die Landesregierung will es den Menschen weiterhin ermöglichen, das Haus zu verlassen. „Ziel muss aber weiterhin sein, die Infektionsketten zu unterbrechen“, betont Ministerpräsident Daniel Günther. Deshalb bitte er darum, größtere Menschenansammlungen zu vermeiden und lieber dorthin zu gehen, wo wenige Menschen sind.