Reinfeld. Bauausschuss der Karpfenstadt beschließt, Radverkehr über einen erhöhten Weg zu führen. Verkehrsclub-Mitglieder sind unzufrieden.

Für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Stormarn ist die aktuelle Planung der Reinfelder Bahnhofsbrücke Ergebnis eines „Coups im Hinterzimmer“. Stein des Anstoßes ist der Beschluss, den der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung, die trotz Coronakrise anberaumt worden war, in dieser Sache gefasst hat.

Reiner Hinsch wünscht sich eine Einwohnerversammlung

Dabei ging es um die Frage der Radverkehrsführung auf der geplanten Bahnquerung über die Gleise von der Feldstraße in Richtung Bahnhof. Die Mitglieder stimmten mehrheitlich für die Vorlage der Verwaltung. In Richtung der bahnhofsabgewandten Seite sieht diese einen höher liegenden Hochbordradweg und in Gegenrichtung einen gemeinsamen Rad- und Fußweg vor. Der Antrag der Grünen-Fraktion, der eine Fahrbahn mit niveaugleichen Radfahrstreifen auf beiden Seiten favorisiert, wurde dagegen abgelehnt.

Bodo Bachmann von der ADFC-Ortsgruppe Reinfeld/Nordstormarn sagt: „Dieses wichtige Projekt wird die Stadt auf Jahrzehnte hin prägen und sollte nicht so abgeschottet beraten werden, wie das in diesem Fall geschehen ist.“ Dieser Ansicht stimmt der Vorsitzende des ADFC Stormarn, Reiner Hinsch, zu. Er sagt: „Ich würde mir eine Einwohnerversammlung zum Thema wünschen.“ Wie groß das Interesse der Bürger am Thema Radverkehr sei, zeige sich auch an der stetig wachsenden Mitgliederzahl seit Gründung der Ortsgruppe im November 2019.

Auch andere Planungen sieht der ADFC kritisch

Bei der beschlossenen Variante sehen sowohl Bachmann als auch Hinsch ein erhebliches Gefährdungspotenzial für Radler: „Der Hochbordweg kann nach der Brücke nicht weitergeführt werden. Radfahrer, die von dort im Bereich des Bahnhofes herunterkommen, müssten sich dann in den laufenden Verkehr einfädeln“, erläutert Bachmann. An dieser Stelle komme zudem noch Autoverkehr in Richtung des Parkplatzes hinzu. Die mit Schwung von der Brücke herunterfahrenden Radler müssten all das im Auge behalten.

Der stadteinwärts geplante Hochbordradweg reduziere zudem die Fahrbahnfläche unnötig, werde bei Glätte und Schnee später geräumt als die Fahrbahn. Sollten die Radler die Straße benutzen, da eine Radwege-Benutzungspflicht nur noch in Ausnahmefällen erteilt werde, könnten Autofahrer diese aufgrund des fehlenden Mindestabstands nicht überholen. Und auch dass stadtauswärts ein gemeinsamer Weg von 3,50 Meter breite für Fußgänger und Radler beschlossen wurde, sieht der ADFC kritisch. Eine solche Planung lasse schon die aus 2012 stammende Leitlinie „Empfehlung für Radverkehrsanlagen“ nur noch für Ausnahmefälle zu.

Vorsitzender verteidigt den Beschluss

Der Vorsitzende des Bauausschusses Lorenz Hartwig (CDU) verteidigt den Beschluss, er sagt: „Die Mehrheit hat sich für die Variante, den Fahrradweg auf ein Hochbord zu setzen, entschieden.“ Der Beschluss sehe eine Reduzierung des Gefahrenpotenzials für Radfahrer vor. Hans-Otto Cramer (Wählerinitiative WIR) sagt zu: „Wir werden uns mit dem Anliegen des ADFC beschäftigen.“ Auch Rolf Hanf (SPD) verspricht: „Wir werden uns weiterhin um entsprechende Anpassungen der Planung bemühen.“