Ahrensburg. Im Herbst startet das Projekt mit Lastenrädern. Standorte soll es in sieben Stormarner Kommunen geben. Anmeldungen über Online-System.

Der Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) will in sieben Stormarner Kommunen kostenlos E-Bike-Lastenräder verleihen. Ihm wurden jetzt Fördermittel zugesagt. Die Summe reicht, um sich zwei Exemplare anzuschaffen und das Projekt noch in diesem Jahr zu starten. Im Fokus steht dabei der Klimaschutz – und die Initiatoren erhoffen sich dadurch, dass mehr Menschen zum Beispiel beim Einkaufen auf das Auto verzichten und stattdessen ein anderes Fortbewegungsmittel nutzen, bei dem sie wenig Muskelkraft einsetzen müssen.

„Wir haben vom Landesverband 2017 für einen Monat so ein Rad zur Probe in Ahrensburg gehabt. Gerade an Wochenenden war es komplett ausgebucht. Genutzt haben es Privatpersonen und auch Gewerbetreibende“, sagt Jürgen Hentschke, stellvertretender ADFC-Vorsitzender in Stormarn. Er bildet mit Reiner Hinsch, dem Chef des Vereins, sowie weiteren drei Mitgliedern eine Arbeitsgruppe, die das Vorhaben konkretisiert. Unter anderem gilt es zu entscheiden, wo die Räder jetzt gekauft werden und vor allem welche. Der ADFC rechnet mit 5000 Euro pro Stück. Die Auswahl ist ob des großen Angebots nicht einfach.

Verband bemüht sich hartnäckig um Förderung

Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Stormarner beim Bundesumweltministerium um finanzielle Unterstützung bemüht, waren aber nicht zum Zug gekommen. Nun hat es geklappt. Über die Bingo-Umweltlotterie, Hamburger Sparkasse (Haspa) und Solarkraft Stormarn generierte der Verein 12.700 Euro. „Ursprünglich wollten wir eine Dienstleistung mit den Rädern anbieten und uns beauftragen lassen, Lebensmittel an Haushalte zu liefern. Das haben wir dann aber verworfen“, sagt Hentschke. Er ist selbst schon mit einem elektrischen Lastenrad unterwegs gewesen und begeistert: „Es fährt sich leicht. Durch die Länge ist das Lenkverhalten jedoch anders als bei einem herkömmlichen Rad. Das gilt auch für den Wendekreis.“

Ein Exemplar, das zur Auswahl steht, ist 2,65 Meter lang und kann mit 200 Kilogramm beladen werden – inklusive Fahrer. Damit lässt sich problemlos ein Fernseher oder ein Kühlschrank transportieren. Es gibt auch Modelle, die für vier Personen ausgelegt sind. So kann ein Erwachsener beispielsweise drei Kinder in einer vor ihm befindlichen Box chauffieren. Das Rad eignet sich für ausgedehnte Familienausflüge.

Verleihe soll im Herbst starten

„Wir wollen im Herbst mit der Verleihe beginnen, im optimalen Fall im September“, sagt Hinsch. Das hänge jedoch von der Lieferzeit ab. Auf einen festen Standort will er sich jetzt noch nicht festlegen. Stattdessen möchte der Verein die beiden Räder zuerst im Rotationsprinzip in Ahrensburg, Reinbek, Bad Oldesloe, Bargteheide, Glinde, Trittau und Oststeinbek einsetzen. Also dort, wo es Ortsgruppen gibt. Städte und Gemeinden mit der höchsten Auslastung werden nach der Testphase die ersten mit dauerhaftem Angebot sein. „Ich halte es für machbar, dass wir 2020 in jeder der sieben Kommunen ein elektrisches Rad zur Verfügung stellen“, so Hinsch.

Für ihn liegt das Projekt im Trend der Zeit. Vorbild sei das Carsharing, also das Prinzip des Teilens. „Mit dem Unterschied, dass unser Angebot gratis ist“, sagt Hinsch, der jedoch auf Spenden der Nutzer hofft. „Unser Ziel ist es, dass wir Menschen durch das Projekt zum Kauf von solchen Rädern animieren, die dann auch auf das Auto verzichten“, sagt er.

Die in der Regel zwischen 25 und 35 Kilogramm schweren E-Bike-Lastenräder haben eine Reichweite von bis zu 100 Kilometer. Der ADFC wird sie an Personen ab 18 Jahren verleihen und kümmert sich auch um die Instandhaltung. Größere Reparaturen müssen von Fachbetrieben erledigt werden. „Wartung und Versicherung kosten uns etwa zehn Prozent des Anschaffungspreises pro Jahr“, sagt Jürgen Hentschke. Wird einem Nutzer das Rad gestohlen, muss er nicht zahlen. Bedingung ist allerdings, dass das E-Bike mit einem Schloss versehen war.

Lastenräder für maximal drei Tage

Der Verein erwägt, die Lastenräder für maximal drei Tage am Stück an einen Interessenten abzugeben. „Entschieden ist das aber noch nicht, weil wir natürlich möchten, dass viele Leute in den Genuss kommen und die Wartezeit gering bleibt“, so Hentschke. Das Anmelden wird über ein Online-System ermöglicht. Derzeit sucht der ADFC ein passendes aus. Das Ladegerät für die Akkus können die Nutzer bei Bedarf auch mit nach Hause nehmen. Der Fahrrad-Club hofft an zentralen Stellen in den Kommunen auf Kooperationspartner, die Abhol- und Abgabestation sind. Das können laut Hinsch Tankstellen, Geschäfte oder auch Betriebshöfe sein.

Der ADFC Stormarn ist mit seinen 1000 Mitgliedern der größte Kreisverband in Schleswig-Holstein und wächst weiter. Vor fünf Jahren waren in ihm 650 Personen organisiert. Er bietet im Jahr rund 100 Radtouren an, bei denen die Teilnahme kostenlos ist. In Hamburg verleiht der ADFC bereits seit 2015 ein Lastenrad. Inzwischen kann über die Website www.klara.bike auch eine Elektro-Variante gratis gebucht werden.

Reinbeker hoffen auf Hilfe von Stiftungen

Wie berichtet, plant auch die Klimaschutzinitiative Sachsenwald ein solches Projekt in Reinbek – allerdings mit einem Rad ohne Elektro-Antrieb. Als Partner konnte sie Onkel Dieters Naturkostladen am Täbyplatz gewinnen. Das Lager ist Ausleihe-Standort. „Wir möchten auch im Herbst starten“, sagt Joachim Becker. Er ist in der 20 Mitglieder zählenden Gruppe für die Bereiche Mobilität und Fahrrad zuständig. Die Initiative benötigt 3000 Euro und hat sich zwecks finanzieller Unterstützung an zwei Stiftungen gewandt.