Bad Oldesloe. Gäste sind im Standesamt wegen der Corona-Pandemie verboten. Ein Paar aus der Kreisstadt traut sich trotzdem.

Mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht verlassen Leif und Kerstin Rasmussen das Historische Rathaus in Bad Oldesloe – ganz allein und durch den Seitenausgang. „Geschafft“, sagt der Bräutigam erleichtert, gibt seiner frisch vermählten Frau einen langen Kuss. Seit Monaten hat das Paar auf diesen Tag hin gefiebert. Doch dann drohte die Hochzeit plötzlich wegen der Corona-Krise und der ständig verschärften Sicherheitsvorschriften zu scheitern.

Glückwunsche von wildfremden Menschen

„Nach der Fernsehansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der vergangenen Woche erklärte uns die Standesbeamtin, dass nicht sicher sei, ob wir überhaupt noch heiraten dürften“, sagt der Oldesloer. Erst drei Tage vor der Hochzeit erhielt das Paar die erlösende Nachricht: Sie werden getraut, aber nur ganz allein und mit einem Sicherheitsabstand von zwei Metern zur Standesbeamtin. Weder Trauzeugen noch die Familie dürfen dabei sein und wegen des Versammlungsverbots auch nicht vor dem Historischen Rathaus warten. Selbst Sohn Mats (1) und Tochter Emily (3) müssen zu Hause bleiben.

Nach der Trauung feiert das Brautpaar mit den Kindern Mats (1) und Emily (3) im eigenen Garten.
Nach der Trauung feiert das Brautpaar mit den Kindern Mats (1) und Emily (3) im eigenen Garten. © HA

Stattdessen erhält das Paar am Donnerstagvormittag von wildfremden Menschen Glückwünsche, die gerade zufällig über den Oldesloer Marktplatz gehen. Einige beginnen zu klatschen. Die Großmutter des Bräutigams beobachtet die Szene aus einiger Entfernung. „Ich lasse es mir doch nicht entgehen, wenn mein Enkel heiratet“, sagt sie zum Abendblatt. Statt herzlicher Umarmung gibt es einen kurzen Ellenbogencheck, dann nehmen beide sofort wieder Abstand.

Gefeiert wird anschließend mit den Kindern zu Hause. Per Videoanruf zeigt das Brautpaar Familie und Freunden die Eheringe und das Kleid, stößt dann mit Sekt an. Davon haben die Oldesloer reichlich, die Flaschen waren eigentlich für eine große Hochzeitsfeier mit 80 Gästen gedacht. Dafür hatten sie bereits alles vorbereitet: Rund 200 Liter Getränke waren besorgt – und lagern nun im Keller. Daneben stehen Kartons voller Deko. „Nächtelang haben wir daran gebastelt“, sagt Kerstin Rasmussen.

Hochzeit zu verschieben sei nie infrage gekommen

Doch dann ging in den vergangenen zwei Wochen alles Schlag auf Schlag. Zunächst sagte das Restaurant ab, in dem das Hochzeitspaar mittags mit der Familie brunchen wollte – wegen der neuen Vorschriften. Das Paar organisierte daraufhin alles um, verlegte das Mittagessen in die Alte Schule nach Meddewade, in der am Nachmittag die große Feier geplant war. Wenig später musste auch dieses Vorhaben gestrichen werden. „Wir haben die komplette Gefühlspalette durchlebt, von Vorfreude und Aufregung über Trauer, Wut und Resignation“, sagt Leif Rasmussen. „Wir haben aber immer versucht, positiv nach vorn zu schauen – trotz der vielen Rückschläge.“ Das sei nicht immer leicht gewesen. Bei den Anproben ihres Brautkleides sei sie wegen der Unsicherheit am Boden zerstört gewesen, sagt Kerstin Rasmussen. „Dabei sollten das doch eigentlich Glücksmomente sein.“ Auch bei der Arbeit sei sie in Tränen ausgebrochen, sagt die Augenarzthelferin.

Die Hochzeit zu verschieben sei für die beiden trotz aller Hürden nie infrage gekommen – denn der 26. März 2020 ist für sie ein besonderes Datum. „An diesem Tag sind wir zehn Jahre zusammen und fünf Jahre verlobt“, sagt der 30-Jährige. „Deshalb war uns das Wie letztlich egal. Hauptsache, wir durften an unserem Tag heiraten.“ Mit einer Handykamera durfte das Paar die Zeremonie aufnehmen, um das Video anschließend Familie und Freunden zeigen zu können. Damit diese doch ein bisschen an der Hochzeit teilhaben können. Die große Feier wollen die Oldesloer nachholen, sobald sich die Corona-Lage entspannt hat. Vorbereitet ist jedenfalls alles.