Ahrensburg/Bad Oldesloe. Reisebüros müssen bis zu 75 Prozent der Buchungen rückgängig machen. Taxibetriebe haben bis zu 40 Prozent weniger Kunden.

Es gibt kaum noch eine Branche im Kreis Stormarn, die nicht unter den Folgen des Coronavirus zu leiden hat. Besonders betroffen sind die Reisebüros, in denen Hunderte Kunden ihre Urlaube stornieren. Hinzu kommt ein starker Rückgang bei der Buchung von neuen Reisen. Aber auch Taxifahrer blicken voller Skepsis auf die kommenden Wochen. Weil immer weniger Menschen unterwegs sind, fürchten sie sogar um ihren Arbeitsplatz.

Enges Verhältnis zu Mitarbeitern

Hans-Jürgen Schügner, Geschäftsführer des Reisebüros Schügner in Bad Oldesloe, fasst die Situation bei seinen Kollegen und sich in einem Satz zusammen: „Jede zweite E-Mail ist eine Absage.“ Seit Februar dieses Jahres seien in der Branche bis zu 75 Prozent aller Buchungen storniert worden.

„Die großen Unternehmen in unserem Geschäftsbereich sind mit ganz anderen Problemen konfrontiert als wir Mittelständler“, sagt Schügner. Zu seinen elf Mitarbeitern habe er ein enges Verhältnis, deshalb könne er sich Kurzarbeit nicht vorstellen. Seit 1958 ist Schügner in der Branche, er habe schon viele Krisen miterlebt. „Sei es durch terroristische Anschläge, Kriege oder Naturkatastrophen, in allen Fällen brachen die Buchungen innerhalb weniger Tage um bis zu 50 Prozent ein“, sagt er. Deshalb ist Schügner zuversichtlich, auch die Coronakrise meistern zu können.

Urlauber sollten warten, ob der Veranstalter selbst absagt

Nadine-Christine Schmidt, die als selbstständige Reiseverkehrskauffrau arbeitet und eine mobile Beratung in Bargteheide anbietet, betont, dass sie sich auf ihren Stammkundenkreis verlassen könne. „Meine Kunden buchen momentan zwar keine kurzfristigen Urlaube, aber Stornierungen gab es bis jetzt noch nicht“, sagt sie. Zwei Interessenten seien von ihren Reiseplänen nach Italien für den Sommer abgesprungen, mehr sei jedoch nicht passiert. „Das kann natürlich in den nächsten Tagen schon wesentlich schlechter aussehen“, sagt Schmidt. „Natürlich bin ich auch noch in einer etwas anderen Situation als meine Kollegen in größeren Unternehmen.“

Manchmal hat Schmidt ein mulmiges Gefühl

Für den Ahrensburger Taxifahrer Stefan Schmidt ist es eine Ausnahmesituation. „Man achtet schon darauf, ob Kunden krank sind oder nicht“, sagt der 51-Jährige. Der Taxi-Bundesverband meldet bis zu 40 Prozent weniger Fahrgäste. Für Schmidt steht fest, dass er so lange wie möglich fahren wird. Allerdings sei auch möglich, dass sein Arbeitgeber irgendwann den Betrieb einstelle. „Das wäre natürlich schlimm, aber Gesundheit und Hygiene haben Vorrang.“

Ein mulmiges Gefühl habe er trotzdem, wenn er beispielsweise Kunden aus einem Krankenhaus abhole. „Ich will zumindest einen sauberen Arbeitsplatz haben, deshalb habe ich auch Desinfektionsspray dabei“, sagt Stefan Schmidt. Seitdem die Praxen nach und nach schließen, seien seine Fahrten deutlich weniger geworden. Das gelte auch für Touren zum Hamburger Flughafen, da zur Zeit niemand in den Urlaub fliegen könne oder wolle.