Ahrensburg/Reinbek. Polizei verstärkt in der dunklen Jahreszeit den Kampf gegen die Täter. Einbruchszahlen gehen im Vorjahresvergleich zurück.
70 Prozent aller Einbrüche registriert die Polizei in den Herbst- und Wintermonaten. Dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort, wie exklusiv dem Abendblatt vorliegende, vorläufige Zahlen zeigen. In Stormarn soll deswegen unter anderem die Streifenpräsenz verstärkt werden. Auch verdeckte Polizeibeamte gehen auf Einbrecherjagd.
192 Stormarner Einbrüche im ersten Quartal 2019
Fenster und Terrassentüren aufhebeln ist Saisongeschäft. Denn die Bedingungen sind in den Wintermonaten gut für Einbrecher. Es wird früh dunkel und so können die Täter bereits nachmittags mit ihrem Treiben beginnen, wenn die Bewohner oft noch nicht zu Hause sind. Weit über ein Drittel aller Wohnungseinbrüche werden durch sogenannte Tageswohnungseinbrecher begangen. Deren Schwerpunkt sind Großstädte. In ländlichen Kreisen wie in Stormarn sind es vor allem Banden oder Einzeltäter, die in kurzer Zeit gleich in mehrere Häuser einbrechen.
Im ersten Quartal 2019 sind bei der Polizei in Stormarn 192 Einbrüche angezeigt worden, ein Jahr zuvor waren es 204. Das sind in etwa zwei Taten pro Tag. Im zweiten Quartal waren es „nur“ 103 (67) und im dritten 90 (115). „Wie zu erkennen ist, ist auch in diesem Jahr das erste Quartal vergleichsweise stärker betroffen“, sagt Polizeisprecherin Sandra Kilian. „Die Tatschwerpunkte für Einbrüche liegen dabei weiterhin im Raum Ahrensburg und Reinbek.“
Anstieg im Bereich der Wohnungseinbruchsdiebstähle
Die Vorgehensweisen der Täter weichen nicht signifikant von den Vorjahren ab. Das bedeutet: Die Täter gehen in der Regel professionell vor. Sie vergewissern sich, dass niemand zu Hause ist, hebeln ein möglichst versteckt liegendes Fenster oder die Terrassentür auf und gelangen so ins Innere des betroffenen Objektes. Einbrechern geht es dann meist um kompakte und gleichzeitig wertvolle Beute: Neben Schmuck und Bargeld sind das vor allem kleine Elektronikgeräte wie Laptops, Smartphones und Digitalkameras – eben alles, was gut zu transportieren ist und sich ohne Aufwand schnell zu Geld machen lässt.
In den vergangenen Jahren beobachtete die Polizei im Bereich der Wohnungseinbruchsdiebstähle, kurz WED, im Norden einen beunruhigenden Anstieg. Mittlerweile hat sich die Lage wieder normalisiert. Im ersten Halbjahr 2019 zählte die Polizei landesweit 2090 Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche. Zum Vergleich: 2015 waren es noch 3843. In dem Jahr gründete die für Stormarn zuständige Polizeidirektion Ratzeburg eine Sondereinheit mit 15 Beamten, die von zwei Standorten aus agieren. „Die 15 Mitarbeiter der Ermittlungsgruppen übernehmen die Sachbearbeitung, die Spurensuche und -sicherung und kümmern sich intensiv um die Einbruchstatorte“, sagt Sandra Kilian. Die Mitarbeiter der Tatortgruppen, ein Teil der Ermittlungsgruppe, sind besonders in der Spurensuche und -sicherung geschult und investieren viel Aufwand in die Tatortarbeit. „Aufgrund der Spezialisierung der Mitarbeiter konnte die Qualität der gesicherten Spuren deutlich erhöht werden“, so Kilian.
Polizeidirektion Ratzeburg arbeitet eng mit Hamburg zusammen
Diese gehen auch an das Landeskriminalamt (LKA) und werden dort archiviert. So können die Spuren auch landes- und letztendlich bundesweit möglicherweise anderen Tatorten oder festgenommenen Personen zugeordnet werden. Sandra Kilian: „Durch den rigorosen Ausbau einer WED-Sondereinheit, mehr Präsenz und auch mit einer verstärkten Präventionsarbeit gelang es der Polizei in Stormarn in den vergangenen Jahren, die zeitweise enorm hohen Einbruchszahlen nach unten zu bringen.“
Trotz sinkender Zahlen gehören Stormarn und die nördlichen Hamburger Randgebiete noch immer zu den Bereichen mit den höchsten Einbruchszahlen im Norden. Deswegen arbeitet die Polizeidirektion Ratzeburg verstärkt mit den Hamburger Kollegen zusammen. Eine erste gemeinsame Operation gab es bereits vor einem Jahr mit einem länderübergreifenden Kontrolleinsatz, an dem insgesamt 180 Beamte beteiligt waren. „Der südliche Kreis Stormarn und der Norden Hamburgs ist im Grunde ein gemeinsamer Raum, in dem die die gleichen Täter agieren“, sagt Holger Meincke, Leitender Polizeidirektor der Polizeidirektion Ratzeburg. Die damals vereinbarte Kooperation mit der Polizei Hamburg werde fortgesetzt, weitere gemeinsame Einsätze seien geplant. Außerdem verstärkt die Polizei in den kommenden Monaten ihre Präsenz in Gemeinden und Ortsteilen, in denen es in der Vergangenheit verstärkt zu Einbrüchen kam. Dabei setzt die Polizei auch auf Zivilstreifen. Das Ziel: Täter sollen sich zu keiner Zeit sicher fühlen.
Diese Tipps erteilt die Polizei
Damit sich aber die Stormarner trotz der in den Wintermonaten verstärkt drohenden Gefahr so sicher wie möglich fühlen können, rät die Polizei Hausbesitzern, die Initiative zu ergreifen und ihre Gebäude sicherer zu machen. Schon mit einfachen Mitteln lassen sich Einbrecher abschrecken:
Der Zeitfaktor: Je länger ein Einbrecher für das Aufhebeln einer Tür benötigt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er aufgibt. Rollläden bieten zwar einen zusätzlichen Schutz, weisen aber auch darauf hin, dass niemand zu Hause ist. Bevor sie an der zur Straße gewandten Gebäudeseite zum Einsatz kommen, sollte lieber in stabile Fensterrahmen und Sicherheitsglas investiert werden.
Technik: Wer bereits gute Fenster und Türen hat, kann auch über zusätzliche Technik wie Sicherheitssysteme nachdenken. Die Polizei rät zu Alarmanlagen, die Einbruchversuche still an eine Sicherheitsfirma melden. So können die Täter im günstigsten Fall noch vor Ort von alarmierten Beamten festgenommen werden.
Gelegenheit macht Diebe: Fenster niemals auf Kipp stehen lassen. Sie lassen sich in wenigen Sekunden öffnen. Selbst bei kurzer Abwesenheit alle Fenster und Türen fest verschließen.
Nicht die Arbeit erleichtern: Dunkle Häuser ohne Auto in der Einfahrt und mit einem vollen Briefkasten sind eine Einladung für Einbrecher. Im Urlaub einen Nachbarn bitten, die Post an sich zu nehmen und – ganz wichtig – niemals Hinweise auf eine längere Abwesenheit auf dem Anrufbeantworter oder in sozialen Netzwerken hinterlassen.
Gute Nachbarschaft: Eines der effektivsten Mittel gegen ungebetene Gäste ist Achtsamkeit. Bei verdächtigen Personen in der Nachbarschaft oder gar auf dem eigenem Grundstück sollte immer die Polizei unter der Telefonnummer 110 informiert werden.
Weitere Informationen im Internet unter www.polizei-beratung.de und www.k-einbruch.de.