Glinde. Betreiber Arbeiterwohlfahrt kann Hortbetreuung in Glinder Kita nicht mehr gewährleisten. Stadt reagiert mit Notfallplan.
Rund 50 Eltern sitzen den Mitgliedern des Glinder Sozialausschusses in einem kleinen Raum des Bürgerhauses gegenüber. Zusätzliche Stühle wurden herbeigeschafft, damit alle einen Platz finden. Die Stimmung ist zu Beginn alles andere als ausgelassen. Mütter und Väter wollen Antworten auf die Frage, wie es ab dem 20. März mit der Hortbetreuung in der Kindertagesstätte Tannenweg weitergeht. Mehrere Erzieher sind dort abgesprungen. Aufgrund des Personalmangels löst der Betreiber, die Arbeiterwohlfahrt (Awo), Ende des Monats die Gruppen der Dritt- und Viertklässler auf. Betroffen sind 28 Jungen und Mädchen.
Glinde rettet Kita-Hortgruppen aus Personalnot
Als Reaktion hat die Verwaltung einen Notfallplan entwickelt und präsentierte diesen jetzt im Gremium. Er sieht vor, dass der städtische Hort Löwenzahn mit Sitz an der Straße Holstenkamp eine Außenstelle am Tannenweg bekommt und sich dessen Erzieher um die Grundschüler kümmern. Außerdem soll zügig neues Personal akquiriert werden.
Dem Vorschlag stimmten die Kommunalpolitiker zu. Glinde wird jetzt eine sogenannte Betriebserweiterungserlaubnis bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe beantragen. „Wir wollen Sie als Eltern nicht im Regen stehen lassen“, sagte Bürgermeister Rainhard Zug in Richtung der Erwachsenen.
Stadt und Arbeiterwohlfahrt streiten über Modalitäten für Betriebsübergang
In absehbarer Zeit wird Glinde die Kita Tannenweg ohnehin in Eigenregie betreiben. Die Stadt setzt auf ein einheitliches Hortbetreuungskonzept für die beiden Grundschulstandorte, hatte deshalb den Vertrag mit der Arbeiterwohlfahrt zum 31. Dezember dieses Jahres gekündigt.
Beide Seiten befürworten jedoch einen Betriebsübergang zum 1. August, können sich aber nicht über die Modalitäten einigen. Deswegen haben die Awo-Mitarbeiter, deren Übernahme geplant ist, noch keinen unterschriftsreifen Vertrag der Stadt vorliegen. Zum 31. März haben drei weitere Kräfte gekündigt. Die Kita-Leitung wollte dem Engpass mit Zeitarbeitern entgegenwirken, was misslang. Das Team hat sich in Sachen Personenstärke halbiert.
Kinder sollen vorübergehend in Schulräumen betreut werden
Der Vorsitzende des Ausschusses, Frank Lauterbach (SPD), war kürzlich in der Einrichtung und hatte sich ein Bild über die Personalnot in den Glinder Kitas gemacht. Über den Notfallplan sagt er: „Das ist ein sehr guter Lösungsvorschlag, wir reagieren damit flexibel. Ich habe Hoffnung, dass wir zeitnah Betreuer finden.“ Die Neuerung gilt laut Bürgeramtsleiter Bernd Mahns ab 16. März.
Er sagt: „Mit dem Personal aus dem Hort Löwenzahn können wir die Betreuung von zwei weiteren Hortgruppen zumindest befristet gewährleisten.“ Jene werden übrigens nicht in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt am Tannenweg angesiedelt. „Die Kinder werden in Schulräumen unterkommen“, so Mahns. Mittagessen wird für die Jungen und Mädchen weiterhin angeboten. Glindes Bürgeramtsleiter rechnet mit Neueinstellungen frühestens zum 1. April und fügt hinzu, es könne auch erst im Mai soweit sein.
Eltern müssen Kinder für Hortplatz neu anmelden
Eltern fürchten jedoch, dass es bei der Arbeiterwohlfahrt zu weiteren Kündigungen oder krankheitsbedingten Ausfällen kommt, sehen unter diesen Umständen auch die Betreuung der Erst- und Zweitklässler gefährdet. Daraufhin entgegnete Verwaltungschef Zug, dann werde man sich auch darum kümmern. Er erklärte zudem: „Wir wünschen uns die langfristige Übernahme der Awo-Mitarbeiter. Willkommen sind alle – von der Leitung bis zur Hausmeisterei.“ Neben Bürgermeister und Bürgeramtsleiter stellte sich auch Stadtjugendpflegerin Dagmar Schöps den Fragen der besorgten Eltern.
Jene, die Dritt- und Viertklässler in der Kita Tannenweg untergebracht haben, müssen nun ihren Vertrag mit der Awo kündigen und sich bis Ende kommender Woche bei der Stadtverwaltung anmelden zwecks Hortplatz für den Nachwuchs. Eltern fragten, ob sie bei dem Trägerwechsel mit Mehrkosten zu rechnen haben. „Mit 30 Stunden Betreuung im Monat inklusive der Beaufsichtigung während der Ferien dürfte unser Angebot nicht teurer als das der Awo werden“, sagte Schöps.
Personal soll über Stormarner Berufsschulen angeworben werden
Die Stadtjugendpflegerin gab Einblicke, wie Glinde zeitnah zusätzliches Personal rekrutieren will. Sieben Auszubildende seien bereits angefragt worden, „weitere sollen in den kommenden Wochen in den Stormarner Berufsschulen angeworben werden. Unter ihnen ausreichend erfahrene Quereinsteiger, die schnell lernen“. Bürgeramtsleiter Mahns sagte zur Situation in Glinde: „Wir brauchen jede helfende Hand, nicht nur für diese Einrichtung.“ Er hofft zudem auf Initiativbewerbungen.
Was nehmen die Eltern aus der Sitzung des Sozialausschusses mit? „Ich muss das jetzt erstmal sacken lassen, bin aber glücklich, dass die Stadt so schnell und gut reagiert hat. Einige ausweichende Antworten beunruhigen mich trotzdem“, sagte Sabrina Michalski, die zwei Kinder in der Kindertagesstätte Tannenweg untergebracht hat.