Reinbek. Zwei Gruppen aus Ahrensburg teilen sich den Sieg. Ein Abend im Zeichen des Friedens. Prominenter Festredner spricht wichtige Themen an.
„Unsere vorrangigste Hoffnung ist, die Sehnsucht der Menschen nach Frieden, ihre Abscheu vor Krieg, ihre Vernunft“, sagte der schwedische Politiker Olof Palme 1984. Rund 200 Gäste folgten der Einladung der Stormarner SPD zur Verleihung des nach ihm benannten Friedenspreises. Traditionell wird dieser an seinem Todestag, dem 28. Februar, vergeben. 1986 wurde Olof Palme in Stockholm nach einem Kinobesuch auf offener Straße ermordet.
SPD-Kreisvorsitzender Tobias Pein sprach zum Publikum
Zum Festakt war ins Reinbeker Schloss geladen worden. Mit Spannung wurde die Verkündung der Preisträger erwartet. Begrüßung, Festrede und Laudatio untermalt mit musikalischen Einlagen der Ahrensburger Formation Allegro Con Trio, so der Ablauf des Abends. Erst nach eineinhalb Stunden sollte das Geheimnis gelüftet werden.
Der Pegel der Anspannung steigt, als sich endlich die Türen zum hell erleuchteten Hofsaal öffnen. Der SPD-Kreisvorsitzende Tobias Pein richtet die ersten Worte an das Publikum. „Aufgrund aktueller Ereignisse musste ich meine Rede mehrmals umschreiben“, berichtet er mit Blick auf die letzten Wochen. Der Mord am hessischen Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der Anschlag auf die Synagoge in Halle – Beispiele, die vor Augen geführt hätten, der Frieden im Land sei bedroht.
Angst vor dem Klimawandel ist ein Thema
Festredner des Abends ist Mats Hellström, der bedingt durch eine Knieoperation zurzeit im Rollstuhl sitzt. „Besonders durch meine Verbundenheit zu Olof Palme ist es mir eine Ehre, die Rede halten zu dürfen“, sagt er. Hellström war Außenhandelsminister in der letzten Amtszeit des damaligen Ministerpräsidenten Palme. Bescheiden und dennoch bestimmt spricht er mit seinem schwedischen Akzent klare Worte. „Wir brauchen mehr Engagement für Frieden in der Gesellschaft.“ Und auch die Anliegen der Jugend nimmt Hellström ernst. „Die Angst vor dem Klimawandel ist für die junge Generation vergleichbar mit der Angst vor Atombomben in den siebziger Jahren“, betont der ehemalige schwedische Botschafter in Berlin.
Als Yannick Reimers, Gewinner des Bertini-Preises für Menschen mit Zivilcourage, in Gedenken an Olof Palme Texte des Politikers rezitiert, ist es besonders still im Saal.
Schüler aus Ahrensburg erhalten einen Preis
Dann betritt Margit Baumann, Mitglied des Kuratoriums und Laudatorin die Bühne. „Der Olof-Palme-Friedenspreis wird seit 33 Jahren in seinem Andenken an Gruppen oder Einzelpersonen verliehen, die sich für Frieden einsetzen“, leitet die Pastorin die Laudatio ein. Alle Augen richten sich erwartungsvoll auf sie. Ohne Umwege erlöst sie Gäste und Nominierte und verkündet die Entscheidung, die dem siebenköpfigen Kuratorium nicht leicht gefallen sei.
Im Doppelpack geht der Preis nach Ahrensburg. An der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten haben Schüler in einer Projektgruppe über das jüdische Leben und Leiden der Familie Lehmann geforscht, die sich im 18. Jahrhundert in Ahrensburg niederließ. „Wir wurden durch das Projekt noch neugieriger auf das Thema. Wir sind sehr stolz auf den Preis“, so Celina Hultsch (17).
Neue Indizien in Aufklärung des Mordes an Olof Palme
Die Schüler teilen sich den mit 2000 Euro dotierten Preis, an dem sich die Walter-Jacobsen-Gesellschaft mit 1500 Euro beteiligt, mit dem Gemeinschaftsprojekt „Interkultureller Herbst“. Sieben Initiativen verbergen sich dahinter mit dem Ziel, Integration in allen Lebensbereichen zu fördern. Birgit Krömer-Meyn steht für die Initiative Dialog international. „Durch den Preis bekommen wir alle mehr Aufmerksamkeit für unser Engagement für Frieden“, sagt sie.
Zeitgleich mit der Preisverleihung kommt erneut Bewegung in die Aufklärung des Mordes an Olof Palme. Der schwedische Staatsanwalt Krister Pettersson scheint Indizien für die Aufklärung gefunden zu haben.
Am 28. Februar 1986 wurde Schwedens damaliger Regierungschef Olof Palme auf dem Heimweg vom Kino in Stockholm auf offener Straße ermordet. Ein Hauptverdächtiger wurde drei Jahre nach den tödlichen Schüssen erst schuldig und dann freigesprochen, der Palme-Mord ist bis heute nicht aufgeklärt. Aber daran könnte sich am Ende doch noch etwas ändern. Denn in die Sache ist nach fast dreieinhalb Jahrzehnten noch einmal Bewegung gekommen: Neue Spuren haben den zuständigen Staatsanwalt Krister Petersson dazu gebracht, öffentlich zu verkünden: „Ich bin zuversichtlich, präsentieren zu können, was um den Mord herum passiert ist und wer dafür verantwortlich ist.“ Noch im ersten Halbjahr 2020 wolle er entweder Anklage erheben oder die Voruntersuchungen einstellen. Eine Anklage 34 Jahre nach dem Mord wäre für das Land wohl die Nachricht des Jahres. „Ja, das wäre sensationell“, sagte auch Petersson selbst.