Bargteheide. Planungsausschuss beschließt Einstieg ins Genehmigungsverfahren. Investor hält an den Fachmärkten und der Tankstelle fest.
Entgegen zahlreicher Einwände und Bedenken hat der Bargteheider Ausschuss für Planung und Verkehr in seiner jüngsten Sitzung dem Aufstellungsbeschluss zur Überplanung des Famila-Areals im Gewerbegebiet Langenhorst mehrheitlich zugestimmt. „Das ist nach der ganzen Diskussion um das Thema für uns nur schwer nachvollziehbar“, sagt Grünen-Fraktionschefin Ruth Kastner. Damit würden weder die kritischen Stimmen der Bargteheider Gewerbetreibenden hinreichend gewürdigt, noch stehe die Entscheidung im Einklang mit früheren Beschlüssen.
Wie bereits berichtet, plant die Unternehmensgruppe Bartels-Langness (Bela) am Redder 2 ein neues Einkaufszentrum mit einer Gesamtfläche von 10.750 Quadratmetern plus 350 Parkplätzen. Im Zentrum der Planung steht der Neubau der Famila-Filiale. Sie soll um 1000 auf dann 4200 Quadratmeter wachsen, zuzüglich 500 für eine Mall mit Shops in der Vorkassenzone.
Investor will „mehrere Millionen Euro“ investieren
„Die bestehende Filiale ist das hässliche Entlein unter unseren 88 Märkten, ein wahrer Schandfleck an dieser wichtigen Einfallstraße nach Bargteheide“, beschrieb Bela-Geschäftsführer Christian Lahrtz den Grund für die Offensive des Unternehmens mit Sitz in Kiel. Es wolle jetzt „mehrere Millionen Euro“ investieren, neue Arbeitsplätze schaffen und den Standort deutlich aufwerten. „Damit schaffen wir doch etwas Attraktives, Modernes und durchweg Gutes für die Stadt“, warb Lahrtz im Stile eines Verkaufsprofis für das Projekt.
Die Skepsis etlicher Bargteheider Kommunalpolitiker und Geschäftsleute zu zerstreuen, vermochte er indes nicht. Denn rund um die neue Famila-Filiale wünschen sich die Bela-Planer noch einen Bau- und einen Tierfuttermarkt, sowie eine Tankstelle, die für zusätzliche Frequenz sorgen sollen. Ursprünglich war zudem die Ansiedlung eines Discounters geplant. Wunschkandidat Aldi hatte aber abgesagt zugunsten eines Neubaus an seinem eigenen Standort, nur einen Kilometer entfernt.
Stadt hat Einzugsgebiet von 30.000 Einwohnern
Mit dem Verzicht auf den Discounter und eine Gartenabteilung im Baumarkt hofften die Bela-Manager den aufkeimenden Widerstand gegen ihr Großprojekt zu besänftigen. Zumindest im Hinblick auf die CDU ist das wohl auch gelungen. Während Fraktionschef Mathias Steinbuck Anfang Februar auf Abendblatt-Nachfrage „ein Einkaufszentrum in dieser Dimension mit einem Shop-in-Shop-System“ noch als „Konkurrenz zur Innenstadt“ bezeichnet hatte, die die Christdemokraten „kritisch sehen und so nicht wollen“, stimmten im Ausschuss jetzt drei seiner vier Parteifreunde für den Aufstellungsbeschluss, Gudrun Hofer enthielt sich.
Das ist umso bemerkenswerter, als Kai Jentsch, Chef der gleichnamigen Gärtnerei an der Hamburger Straße, kurz vor der Abstimmung darauf hinwies, dass in einer Kommune wie Bargteheide mit einem Einzugsgebiet von 30.000 Einwohnern laut Landesentwicklungsplan neu zu entwickelnde Einzelhandelseinrichtungen eine Flächengröße von 5000 Quadratmeter nicht überschreiten und bestehende Einrichtungen in ihrer Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt werden sollten.
Edeka-Süllau will eigenes Gutachten vorlegen
„Unser Ausschuss hat im März 2019 mehrheitlich beschlossen, in unserer Stadt sogar neue Einzelhandelsprojekte in einer Maximalgröße von 6000 Quadratmeter zuzulassen“, mahnte anschließend Klaus Witt von den Grünen. „Wenn nun aber ein Projekt mit deutlich über 10.000 Quadratmetern auf den Weg gebracht wird, stellt sich schon die Frage, welchen Wert unsere eigenen Beschlüsse überhaupt haben“, so Witt.
Ginge es nach FDP-Stadtvertreter Gorch-Hannis la Baume, sollte Bartels-Langness „größtmögliche Freiheit“ eingeräumt werden: „Solange sich der Investor im Rahmen der Bauordnung bewegt, sollte alles erlaubt sein. Wir wollen alles, was da zur Disposition steht, außer Wohnungen.“
Das hatten die Grünen angeregt, um die Fläche optimal ausnutzen zu können. Eine Prüfung durch das Büro Lairm Consult ergab jedoch, dass Wohnungsbau auf dem Famila-Areal aus emissionsrechtlichen Gründen de facto an keiner Stelle zulässig ist, da es an drei Flanken von Gewerbe umgeben ist, teilweise mit dauerhaftem Nachtbetrieb. Jürgen Engfer, Planungschef der Stadtverwaltung, sieht trotz der Einschränkungen durch den Landesentwicklungsplan Chancen für eine Genehmigung des Bela-Projekts: „Immerhin liegt Bargteheide in einen dynamischen Wachstumsraum des Kreises.“ Abwarten müsse man zudem ein weiteres Gutachten zu den Auswirkungen auf den bestehenden Einzelhandel. Das will nach Abendblatt-Informationen Edeka-Süllau vorlegen.