Reinbek. Anbieter stellen bei Vortrag in Reinbek das Dörpsmobil vor, ein elektrobetriebenes Gemeinschaftsfahrzeug. Politiker sind skeptisch.

Carsharing soll die Zukunft der umweltfreundlichen Mobilität sein. Aber lohnt sich das Dörpsmobil, ein elektrobetriebenes Gemeinschaftsfahrzeug, in Reinbek und anderen Orten rund um den Sachsenwald überhaupt? Und wenn ja, auf was müssten sich die Bürger dann einstellen? Timo Wiemann, Koordinator des Dörpsmobils Schleswig-Holstein, beantwortete auf einer Informationsveranstaltung der Klimaschutzinitiative Sachsenwald im Reinbeker Rathaus Fragen von Politikern und Bürgern. Nicht alle waren überzeugt.

Die Idee stammt aus dem Kreis Nordfriesland

„Natürlich stellt die Anschaffung eines Dörpsmobils eine Verbesserung für die Umwelt dar. Aber Carsharing ist auch immer ein Schritt raus aus der eigenen Komfortzone“, sagte Wiemann. Er hält die Elektro-Variante des Teilens im ländlichen Raum für die beste Alternative zum Zweitwagen, sagt, das Projekt würde sich schon ab sechs aktiven Fahrern rechnen. „Einkaufsfahrten, jene zum nächsten Arzt oder der Besuch im Nachbarort können mit dem Dörpsmobil erledigt werden“, so Wiemann. Voraussetzung dafür wäre das vorausschauende Planen der Termine sowie der Austausch untereinander.

Die Idee des Dörpsmobils stammt aus der Gemeinde Klixbüll im Kreis Nordfriesland, die 2017 die Notwendigkeit alternativer Mobilitätsangebote erkannte und in Zusammenarbeit mit der örtlichen Aktivregion, einer Förderinitiative, das elektrisch betriebene Dorfgemeinschaftsauto anschaffte. Die Akademie der ländlichen Räume Schleswig-Holsteins (ALR) wurde auf das nordfriesische Pilotprojekt aufmerksam, hält das Dörpsmobil für eine mögliche Zukunftslösung hinsichtlich der Mobilität im ländlichen Raum. Daraufhin schloss sich Klixbüll mit 21 weiteren schleswig-holsteinischen Aktivregionen zusammen, um die Idee des Dörpsmobils vielen Menschen zu vermitteln.

In Schleswig-Holstein sind bereits 25 Dörpsmobile unterwegs

Mittlerweile wird das Elektrofahrzeug – bevorzugt wird das Renault-Modell Zoe mit unterschiedlich großer Batterie – landesweit von 20 Vereinen vermietet. 25 Dörpsmobile sind bereits über diesen Weg auf Schleswig-Holsteins Straßen unterwegs.

Um ein Fahrzeug zu nutzen, braucht es nicht viel mehr als ein Smartphone, auf dem die Dörpsmobil-App installiert ist. Wer eine aufwendige Schlüsselübergabe fürchtet, den kann Wiemann beruhigen: „Der Fahrzeugschlüssel wird sicher im Handschuhfach verstaut, das Auto lässt sich nur über die App öffnen.“ Buchung und das Einsehen des Ladevolumens sind ebenfalls im Voraus per Smartphone-App möglich. Der Experte empfiehlt den Gemeinden die Koordination des Projektes über eine neugegründete Sparte eines ehrenamtlichen Vereins. „Das Leasing des Autos kostet ungefähr 1500 Euro pro Jahr. Viele Gemeinden sorgen aber zum Beispiel mit Werbeanzeigen auf dem Fahrzeug für eine Entlastung von 250 bis 500 Euro“, so der Koordinator, der auch ein Sponsoring durch die Gemeinde oder Privatleute für möglich hält.

Lütjensee sucht Verkehrsalternative für Senioren

Der Anschaffung eines Dörpsmobils gehe eine standortbezogene Bedarfsanalyse voraus. Lütjensees stellvertretender Bürgermeister Stefan Lehmhaus (CDU) ist dem Dörpsmobil gegenüber noch etwas skeptisch eingestellt. Der Christdemokrat sagt: „Wir suchen hauptsächlich nach einer Verkehrsalternative für Senioren. Unsere Gemeinde wäre mit rund 3200 Einwohnern für ein Dörpsmobil zu groß.“ Doch sei in Lütjensee E-Mobilität schon länger Thema und die Anschaffung eine Überlegung wert.