Kayhude/Tangstedt. Grünenpolitiker aus Kayhude und Tangstedt wollen einen Verein für das E-Carsharing auf dem Land gründen.

Das Interesse und der Bedarf in der Bevölkerung nach einem Elektro-„Dörpsmobil“, das öffentlich für jedermann auszuleihen wäre, ist offenbar in den Gemeinden Kayhude und Tangstedt vorhanden. Bei einem Infoabend mit dem Dörpsmobil-Projektleiter Timo Wiemann, zu dem die beiden grünen Ortsverbände der Dörfer ins Gemeindezentrum nach Kayhude eingeladen hatten, sprachen sich zwei Dutzend Bürger beider Orte dafür aus.

„Ich bin ganz scharf dahinter her, dass wir das jetzt in Angriff nehmen“, sagt Eberhard Krauß, stellvertretender Bürgermeister von Kayhude. Auch Mitveranstalter Ralf Stuchlik aus Tangstedt plädiert für das E-Carsharing-Angebot, das insbesondere für die Ortsteile Wulksfelde, Rade, Wiemerskamp und Ehlersberg infrage komme, die östlich der Bundesstraße 432 liegen und keine gute Busanbindung haben.

Rund 20 Gemeinden in ganz Schleswig-Holstein seien seit dem Jahr 2016 dem Beispiel des Dorfes Klixbüll in Nordfriesland gefolgt und hätten sich jeweils ein bis zwei Elektrofahrzeuge angeschafft oder geleast, um sie für drei bis vier Euro je Stunde an ihre Mitbürger auszuleihen. Betreiber sei jeweils ein Verein, der sich dort eigens dafür gegründet habe.

Elektrisch und für alle da: Das Dörpsmobil aus der Gemeinde Klixbüll in Nordfriesland.
Elektrisch und für alle da: Das Dörpsmobil aus der Gemeinde Klixbüll in Nordfriesland. © Gemeinde Klixbüll | Gemeinde Klixbüll

Gebucht und abgerechnet werde die Nutzung über ein einheitliches Programm, das über eine App oder online im Internet abgerufen werden kann, erläuterte Projektleiter Wiemann. Das Fahrzeug und die E-Ladestation würden zudem über das Netzwerk der Aktivregionen mit EU-Mitteln gefördert, und die Abrechnungssoftware sei für zwei Jahre kostenlos. Das Budget der Fördermittel reiche zurzeit für etwa 65 Gemeinden. „Die Begeisterung im ländlichen Raum für diese Dörpsmobil-Angebote ist überall groß“, sagte Wiemann.

Ein gemeinsames Projekt zweier Kommunen, wie es jetzt die Grünen und ihre Mitstreiter für Tangstedt und Kayhude anstreben, gebe es bislang in Schafflund/Nordhackstedt sowie in Medelby/Wallsbüll bei Flensburg.

„Vor allem für ältere Menschen, die wie ich bald nicht mehr allein Auto fahren können, wäre ein solches Dörpsmobil-Angebot die kostengünstigere und bequemere Alternative zum Taxi- oder Busfahren“, argumentierte Ingrid Schulz aus Kayhude. Sie wohne in der sogenannten Finn-Siedlung aus den 1960er- Jahren, sagte die Seniorin. Dort lebten viele alleinstehende ältere Damen, die gerne mal zum Arzt oder ins Konzert gefahren werden möchten. „Mein Enkel hat sich sich schon als Chauffeur bereiterklärt. Nur das Fahrzeug fehlt noch!“

Kayhudes Vizebürgermeister Krauß kennt sich mit Fahrdiensten eines geleasten öffentlichen Fahrzeuges aus. Drei Jahre lang habe er diese Fahrten in der Gemeinde Nahe, die einen Elektrobus für die Bevölkerung angemietet habe, für die Auferstehungs-Kirchengemeinde organisiert. Diese nutze das Fahrzeug, um Lebensmittel für die Tafel in Nahe aus Kaltenkirchen abzuholen. „Acht Fahrer wechselten sich dabei immer ab“, berichtet Krauß.

Dass die Gemeinde selbst ein solches Fahrzeug anschaffe, sei eher die Ausnahme und für Kayhude wohl auch politisch nicht durchsetzbar, sagte Krauß. „Der Gemeinderat hat sogar unseren Antrag abgelehnt, nur eine Umfrage in Auftrag zu geben, die den Bedarf für ein Dörpsmobil abklären sollte.“ Nun machten sie es eben gemeinsam mit Tangstedt und würden dafür demnächst einen Verein gründen.