Oststeinbek. Bürgermeister Jürgen Hettwer plant, Bürgern neuen Dienstwagen gegen Gebühr zur Verfügung zu stellen. Politik muss noch zustimmen.
Auf dem Rathausparkplatz in Oststeinbek gibt es eine Ladesäule für Elektroautos mit zwei Anschlüssen, installiert vom kommunalen Energieversorger E-Werk Sachsenwald, und zwei Stellplätze ausschließlich für Fahrzeuge dieser Antriebsart. Doch das reicht der Verwaltung nicht aus. Sie will das Thema umweltfreundliche Mobilität vorantreiben und einen neuen Dienstwagen auch der Allgemeinheit zugänglich machen, also E-Carsharing betreiben. „Den Versuch sollten wir auf jeden Fall starten“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer.
Konkret geht es um einen Renault Zoe mit 240 Kilometern Reichweite, den die Gemeinde geleast hat und der demnächst geliefert wird. Es ist das erste E-Auto für die Rathausmitarbeiter. Dieses wird an Abenden und Wochenenden jedoch nicht genutzt. Dann sollen die Oststeinbeker zum Zug kommen und den Pkw gegen eine Gebühr mieten. „Kollegen aus der Verwaltung haben schon Interesse signalisiert“, sagt Hettwer.
Als Vorbild dient das Dörpsmobil aus Klixbüll
Mitgebracht hat er die Idee aus der Aktivregion Sieker Land Sachsenwald, der die Kommunen Reinbek, Glinde, Wentorf, Oststeinbek, Barsbüttel, Braak, Brunsbek, Hoisdorf, Siek und Stapelfeld angehören. Hettwer ist Vorsitzender des Vereins, der das E-Werk Sachsenwald beim Aufbau eines Stromtankstellen-Netzes im Süden Stormarns und Teilen des Kreises Herzogtum Lauenburg finanziell unterstützt.
„Ich stelle mir vor, dass sich die Bürger über ein Online-System für die Fahrzeugnutzung anmelden“, sagt Oststeinbeks Verwaltungschef. Als Vorbild dient das Prinzip Dörpsmobil im nordfriesischen Klixbüll. Dort gibt es seit April 2016 ein E-Carsharing-Projekt, im August vergangenen Jahres wurde es um einen zweiten Renault Zoe erweitert. Träger ist ein Verein, der ehrenamtlich geleitet wird. Die Anzahl der Teilnehmer ist rasant gestiegen.
Im Haushalt ist Geld für zwei weitere E-Autos verankert
In Oststeinbek will die Verwaltung das Vermieten jedoch selbst organisieren und strebt dabei eine schwarze Null an, will somit keine Verluste machen. „Hier soll ein System aufgebaut werden“, sagt Hettwer. Im Haushalt ist Geld für zwei weitere Elektroautos verankert, die allerdings noch nicht bestellt sind.
Sollte das E-Carsharing entwickelt und erfolgreich sein, bringt Hettwer neben dem Rathausparkplatz weitere Standorte wie den Bauhof im Ortsteil Havighorst, Sportzentrum und das Gewerbegebiet ins Spiel. Die zusätzlich benötigte Ladeinfrastruktur könnte laut Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem E-Werk Sachsenwald entstehen oder auch als Projekt der Aktivregion mit der entsprechenden Förderung umgesetzt werden. Über die weitere Vorgehensweise berät der Umweltausschuss heute Abend. Hettwer möchte den Auftrag erhalten, die Voraussetzungen für die Einrichtung des E-Carsharings zu erarbeiten. Dazu gehört auch das sogenannte Nutzungsentgelt. Es darf nur einen Deckungsbeitrag in Höhe der tatsächlich entstehenden Kosten darstellen. Eine Gewinnabsicht verbietet sich aus steuerlichen und wettbewerbsrechtlichen Gründen. CDU-Fraktionschef Hans-Joachim Vorbeck steht dem Projekt positiv gegenüber. Er sagt: „Es ist sinnvoll, Bürger zu motivieren, in diesem Bereich etwas zu tun.“ Außerdem würde das Fahrzeug nicht so lange herumstehen.
Rudi Hametner, Fraktionsvorsitzender der Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG), ist zurückhaltend: „Vom Grundsatz ist das eine gute Idee. Die Frage ist nur, wie hoch der organisatorische Aufwand für die Verwaltung ist und ob sich Oststeinbek das leisten kann.“
Umweltausschuss, heute, 19.30 Uhr, Bürgersaal, Möllner Landstraße 22.