Reinbek. Gotteshaus mit Namen Herz-Jesu wird für 100.000 Euro saniert. Förderverein steuert mindestens 25 Prozent der Summe bei.

Seit 50 Jahren spielt Ordensschwester Myrta (77) bei Gottesdiensten, Hochzeiten und Trauerfeiern Orgel in der Reinbeker Herz-Jesu-Kirche, bildet auch den Nachwuchs aus. Mit dem 1982 gebauten Instrument ist sie seit Langem nicht mehr zufrieden. Es ist von Schimmel befallen. „Das wirkt sich natürlich auf den Klang aus“, sagt die Katholikin. Doch Besserung ist in Sicht. Im kommenden Jahr steht die 13.000 Euro teure Sanierung an.

Finanzielle Unterstützung des Bistums reicht nicht aus

Hunderte Zinnpfeifen werden unter anderem entnommen und akribisch gereinigt. Davor werden drei andere Projekte angegangen. Das Investitionsvolumen aller Vorhaben liegt bei rund 100.000 Euro. Die finanzielle Unterstützung des Bistums deckt diese Summe nicht. Dass alles wie gewünscht umgesetzt werden kann, ermöglicht der Verein zur Förderung von katholischen Gemeinden im Süden Stormarns. Er steuert mindestens 25 Prozent bei.

„Reinbek ist eine sehr spendenfreudige Kommune“, sagt Rudolf Zahn. Der 78-Jährige trägt Verantwortung beim Förderverein seit dessen Gründung im Jahr 2013 als erster Vorsitzender. Damals hatte er elf Mitstreiter, inzwischen sind es 41. Um die Herz-Jesu-Kirche aufzuhübschen und Geld zu generieren, haben Rudolf Zahn und seine Helfer Flyer kreiert und in einem lokalen Anzeigenblatt geschaltet. Außerdem wurden sämtliche Katholiken in der Stadt sowie in den umliegenden Kommunen angeschrieben. Rund 2700 davon gibt es in Reinbek, weitere 800 in Aumühle und Wohltorf.

Neuer Innenanstrich erfolgt noch in diesem Jahr

Ordensschwester Myrta spielt seit 50 Jahren Orgel in der Herz-Jesu-Kirche.
Ordensschwester Myrta spielt seit 50 Jahren Orgel in der Herz-Jesu-Kirche. © Unbekannt | René Soukup


Für jene ist das auf einer Anhöhe liegende und von der Hamburger Straße über einen Fußweg erreichbare Gotteshaus ebenfalls Heimat. „Und Firmen haben wir ebenfalls mit Erfolg angesprochen“, so Zahn zum Abendblatt.

Der Förderverein hatte schon 2017 zur 150.000-Euro-Dachsanierung inklusive der Installation einer Entlüftungsanlage 50.000 Euro beigesteuert. Namen von Spendern sind in einer kleinen und aus Ziegelsteinen gemauerten Säule vor der Kirche eingraviert.

Noch in diesem Jahr erhält das Haus einen neuen Innenanstrich, Leuchten und Leitungen werden ausgetauscht zwecks Umrüstung auf LED. „So ist gewährleistet, dass den Menschen auch der lichttechnisch emotionale Raum gegeben wird, der einer Kirche würdig ist“, sagt Matthias Sacher, zweiter Vorsitzender des Fördervereins und Mitglied im Kirchenvorstand. Der 52-Jährige ist auch Mittler zwischen Bistum und Kirchengemeinde. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. In 2019 werden auch noch 26 Fenster mit einer Schutzverglasung ausgestattet. Derzeit gelangt durch sie Feuchtigkeit in die Kirche. Sacher sagt: „Die Finanzierung der Projekte ist zwar gesichert, aber wir müssen auch an Rücklagen für Unvorhergesehenes denken.“ Deshalb hofft er auf weitere Spenden.

75-Jähriger hat vierstelligen Betrag gespendet

Eng eingebunden ist auch Kirchengemeindemitglied Franz Rottmann (69). Der Maschinenbau-Ingenieur kümmert sich um die Angebote und beaufsichtigt die Bauarbeiten. „Erfahrungen aus meiner früheren Tätigkeit helfen mir bei dieser Aufgabe“, sagt er. Bernd-Ludwig Flören ist ehrenamtlicher Küster, Fördervereinsmitglied und bringt sich im Kirchengemeindeteam ein. Der 75-Jährige hat einen vierstelligen Betrag gespendet. Das Reinbeker Gotteshaus liegt ihm am Herzen. „Hier wird tolle Arbeit für ältere Menschen gemacht“, sagt Flören und meint damit zum Beispiel den monatlich organisierten Seniorengottesdienst mit anschließendem Frühstück. Besucher, die nicht mehr mobil sind, holt er mit einem Bus von zu Hause ab.

„Wir hatten bei Gottesdiensten früher auch schon mehr Besucher“, sagt der Rentner. An Sonntagen kämen im Schnitt rund 150 Personen, Heiligabend sei es jedoch brechend voll. „Da müssen wir zusätzlich Bänke ranschleppen. Das Fassungsvermögen der Herz-Jesu-Kirche liegt bei 300 Menschen.

Der Förderverein hat auch schon in Reinbeks Nachbarstadt Glinde Großes geleistet. 2015 wurde dort die katholische Kirche an der Möllner Landstraße für 880.000 Euro umgebaut, Rudolf Zahn, Matthias Sacher und ihre Mitstreiter sammelten dafür Spenden in Höhe von 150.000 Euro. Nun werden auf dem Areal, wo auch ein Kindergarten beheimat ist, die Außenanlagen neu gestaltet. Der Auftrag wurde vor Kurzem vergeben.

Gotteshaus wurde in sechs Monaten gebaut

Die Herz-Jesu-Kirche in Reinbek wurde 1953 nach rund sechs Monaten Bauzeit geweiht. Eigentlich sollte sie Maria Magdalena heißen, diesen Namen trug aber bereits die evangelische Kirche. 1955 entstand ein Gemeindehaus. Es wurde im Jahr 1984 teilweise abgerissen und durch ein größeres ersetzt. Bis Mai 2019 war die katholische Kirchengemeinde Reinbek Bestandteil der Pfarrei Seliger Niels Stensen. Auch die Standorte Glinde und Trittau gehörten dazu. Dann schlossen sich neun Gemeinden zu der Pfarrei Heilige Elisabeth mit etwa 26.500 Gläubigen zusammen – unter anderem als Reaktion auf weniger Gottesdienstbesucher.