Reinbek. Polizei findet nach einem Hinweis den beschädigten Wagen in Wentorf und fasst den Halter. Doch geklärt ist der Fall nicht.

Ermittlungserfolg für die Polizei: Die Beamten haben einen BMW-Fahrer gefasst, der im Verdacht steht, für den Tod eines 42 Jahre alten Hamburgers in Reinbek verantwortlich zu sein. Der Hamburger war am vergangenen Wochenende bei einem Spaziergang mit seiner Ehefrau (41) und zwei Verwandten an der L 223 von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden.

Der Fahrer war nach dem Unfall nahe der Landesgrenze einfach weitergefahren, ohne sich um das Opfer zu kümmern. Am Montag hatten sich Polizei und Staatsanwaltschaft mit einem Zeugenaufruf an die Öffentlichkeit gewandt, über den auch das Abendblatt sofort berichtete. Die Ermittler hatten an der Unfallstelle Trümmerteile sichergestellt, die von einem 1er-BMW der Baureihe E87 oder einem 3er-BMW der Baureihen E90 und E91 stammen könnten.

BMW-Fahrer erhält einen Pflichtverteidiger

Dann ging alles ganz schnell: Nur wenige Stunden nach dem Aufruf, am späten Montagnachmittag, meldete sich aufgrund der Berichterstattung ein entscheidender Zeuge bei der Polizei. Dem Hinweisgeber war auf einem Großparkplatz im benachbarten Wentorf ein BMW aufgefallen, der an der Beifahrerseite und im Frontbereich frisch aussehende Beschädigungen aufwies.

Die Polizei hat den Halter dieses Autos inzwischen ermittelt. Es handelt sich den Angaben zufolge um einen 36 Jahre alten Mann aus dem Süden Stormarns. Wegen der Schwere des Tatvorwurfs soll dem Beschuldigten zunächst ein Pflichtverteidiger bereitgestellt werden, bevor er vernommen wird.

Dem Täter drohen bis zu fünf Jahre Haft

Ermittelt wird wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort und fahrlässiger Tötung. Für Letzteres droht laut Paragraf 222 des Strafgesetzbuches eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Der BMW wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Lübeck beschlagnahmt. Kriminaltechniker untersuchen nun, ob die Beschädigungen an dem Auto von dem tödlichen Zusammenstoß in Reinbek stammen.

Was war passiert? Der Hamburger war am Sonnabend, 21. Dezember, mit den drei Begleitern auf dem Seitenstreifen der L 223 in Richtung Reinbeker Redder unterwegs gewesen. Nur eine weiße Linie trennt den Weg ebenerdig von der Fahrbahn ab, er ist auf Höhe des dortigen Waldstücks unbeleuchtet.

Polizisten sicherten nach dem Unfall in Reinbek Spuren. Dabei entdeckten sie auch Fahrzeugteile eines BMW.
Polizisten sicherten nach dem Unfall in Reinbek Spuren. Dabei entdeckten sie auch Fahrzeugteile eines BMW. © HA | Michael Arning

Der 42-Jährige starb noch an der Unfallstelle

Gegen 21.25 Uhr kam ein Auto, das in dieselbe Richtung unterwegs war, aus bislang ungeklärten Gründen von der Fahrbahn ab und erfasste den Fußgänger auf dem Seitenstreifen. „Dieser wurde durch den Zusammenprall in den angrenzenden Graben geschleudert“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der Mann starb noch an der Unfallstelle.

An den Weihnachtsfeiertagen haben Trauernde dort Blumen abgelegt. Direkt neben einem Baum, an dem noch Reste des weiß-roten Absperrbandes der Polizei flattern. Mehrere Sträuße mit roten Rosen liegen auf dem Waldboden, daneben brennen Grablichter. „Warum?“ hat jemand in roten Buchstaben auf eine weiße Karte geschrieben. Sie ist mit kleinen goldenen Weihnachtssternen verziert. Um einem Blumentopf ist eine Trauerschleife gebunden. „Als letzten Gruß“ steht dort in goldener Schrift.

Verdacht gegen Mazda-Fahrer erhärtete sich nicht

Wann der BMW-Fahrer zum Tatvorwurf befragt wird, ist unklar. „Über das Ergebnis der weiteren Ermittlungen wird berichtet, sobald neue Erkenntnisse vorliegen“, heißt es dazu von der Polizei. Der blaue Mazda ist dagegen nach Abendblatt-Informationen nicht mehr im Fokus der Ermittlungen. Das Auto mit Ratzeburger Kennzeichen hatten Polizisten kurz nach dem Unfall auf dem Rewe-Parkplatz in Hamburg-Lohbrügge entdeckt. Auch der Mazda wies frische Unfallspuren auf. So registrierten die Ermittler zum Beispiel eine verdächtige Beschädigung der Windschutzscheibe.

Der Wagen wurde noch am Sonnabend sichergestellt und später kriminaltechnisch untersucht. Bei dem Halter handelt es sich um einen in Hamburg lebenden Mann, der bereits von den Ermittlern befragt wurde. Den anfänglichen Tatverdacht konnten die Beamten dabei nicht erhärten.