Oststeinbek. Sechs Einwohner roden 8000 Quadratmeter. Das Gewässer verschwand nach einem Unwetter am Himmelfahrtstag 2018.

Das Mühlrad und der Mühlenteich bilden das Gemeindewappen Oststeinbeks, die alte Wassermühle an der Uferstraße hielt 350 Jahre – bis zum verheerenden Unwetter am Himmelfahrtstag 2018. Damals strömte das Wasser aus allen Wolken auf die Gemeinde herab sowie von allen Seiten auf das alte Backsteingemäuer herein. Denn in den Teich mündeten Glinder Au und Forellenbach. Die Mühlen-Bewohner mussten per Schlauchboot herausgeholt werden. Schließlich brach die nördliche Gebäudemauer unter den Wassermassen ein.

Verschwinden des Teiches ließ Reisener keine Ruhe

Sönke Reisener verbrachte in seiner Kindheit viel Zeit am Mühlenteich. Für ihn hat der Bereich identitätsstiftenden Charakter. Deshalb packt er mit an.
Sönke Reisener verbrachte in seiner Kindheit viel Zeit am Mühlenteich. Für ihn hat der Bereich identitätsstiftenden Charakter. Deshalb packt er mit an. © Susanne Tamm

Das Mühlrad gab es schon länger nicht mehr, seit dem Unwetter am 10. Mai 2018 ist auch der Teich leer gelaufen: Der Oststeinbeker Sönke Reisener wollte für eine Gemeindebroschüre den Mühlenteich fotografieren. „Aber da, wo einmal der Teich war, stand plötzlich ein Wald“, erzählt er empört. Innerhalb von zwei Wachstumsperioden sind die Weiden voll durchgebrochen, wuchsen bis zu zwei Meter hoch. Der 69-Jährige hat dort beim Müller Hans Lahtz seine halbe Kindheit verbracht. „Ich bin hier unten quasi groß geworden. Besonders seine Karpfenzucht hat mich brennend interessiert“, erzählt Sönke Reisener. Immer nach dem Mittagessen sei er zur Mühle gelaufen, beim Abfischen regelmäßig dabei gewesen.

Das Verschwinden des Teiches ließ Sönke Reisener daher keine Ruhe. „So viele historische Stätten hat Oststeinbek schließlich nicht“, sagt er. Seine Freunde von der Traktor-AG konnte er sofort überzeugen, ehrenamtlich mit anzupacken. Und die Eigentümerin Regina Lahtz-Brockmann sitze bereits allein mit der Sanierung des Gebäudes, des Mühlendamms sowie des alten Wehrs. Die Mühle (Baujahr 1749) war nach dem Unwetter zuerst akut einsturzgefährdet und musste mit Stahlträgern gesichert werden. Mittlerweile ist sie gerettet und von außen saniert. Die Handwerker sind jetzt beim Innenausbau – und Regina Lahtz-Brockmann hat die Sanierung des Mühlendamms und des Wehrs beantragt.

Ehrenamtler sind jeden Sonntag im Einsatz

Eine Sanierung des historischen Wehrs und des Mühlendamms ist beantragt. Jetzt fließt die Glinder Au einfach ab.
Eine Sanierung des historischen Wehrs und des Mühlendamms ist beantragt. Jetzt fließt die Glinder Au einfach ab. © Susanne Tamm

Für die Unterstützung ist sie sehr dankbar. „Einfach großartig“, sagt sie. „Das stand mir schon bevor. Denn ich will den Teich wieder anstauen.“ Dies sei mit der Wasserbehörde abgesprochen. Wie viel sie bisher investiert hat und noch investieren muss, mag Regina Lahtz-Brockmann nicht beziffern. Seit 130 Jahren ist die Mühle im Besitz und das Zuhause der Familie Lahtz.

Doch auch für Sönke Reisener und seine Mitstreiter wie Heike und Reinhold Frohns, Gerd Blome oder Willi Sieberg ist die Mühle samt Teich identitätsstiftend. Sie arbeiten jeden Sonntagvormittag drei Stunden auf der 8000 Quadratmeter großen, matschigen Fläche. Es ist schweißtreibend „Noch schaffen wir es mit Astschere und Säge“, sagt Sönke Reisener. „Nächsten Winter hätten wir mit der Motorsäge kommen müssen.“