Stapelfeld. Bislang keine Einigung, wer für die Ausgleichsmaßnahmen in der Großen Heide aufkommen soll. Nächste Runde am 10. Januar.
Die Erweiterung des Rahlstedter Merkurparks zum ersten grenzübergreifenden Gewerbegebiet der Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg ist längst beschlossene Sache. In den kommenden Jahren wird es um die Areale Minervapark diesseits und Victoriapark jenseits der Ländergrenze wachsen. „Fragen wie Klimaschutz und Ökologie sind aber ebenso wichtig“, sagte Stapelfelds Bürgermeister Jürgen Westphal jetzt bei der Vertragsunterzeichnung.
Mit dem Projekt sei beiden Ländern ein „perfekter Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie“ gelungen. Diese Einschätzung mag der Naturschutzbeirat des Kreises aktuell jedoch nicht teilen.
„Uns wurde signalisiert, dass die Gemeinde Stapelfeld die im flankierenden Landschaftskonzept der Großen Heide entwickelten Maßnahmen nur teilweise oder gar nicht umsetzen will“, sagt der Beiratsvorsitzende Dieter Ohnesorge. Es könne nicht sein, dass Stapelfeld zwar finanziell von der massiven Gewerbeansiedlung profitiere, davon aber zu wenig in die Belange des Naturschutzes reinvestieren wolle.
Das Schutzgebiet Stapelfelder Moor umfasst 28 Hektar
Parallel zur Gewerbeentwicklung soll der umgebende Landschaftsraum für die Naherholung und den Naturschutz aufgewertet, gestärkt und langfristig gesichert werden. Das stehe bisher allerdings allenfalls auf dem Papier. Ohnesorge macht seine Kritik insbesondere am Umgang mit dem Stapelfelder Moor fest. „Moorschutz ist praktischer Umweltschutz und für das Binden schädlicher Emissionen viel effektiver als eine Aufforstung“, erklärt Ohnesorge.
Das Stapelfelder Moor liegt im Süden der so genannten „Großen Heide“, die sich über mehrere Hektar bis zum Naturschutzgebiet Höltigbaum im Norden erstreckt. Den Namen haben die Planer der Vahrendorfschen Karte von 1796 entlehnt, in der das betreffende Planungsgebiet ebenso bezeichnet worden ist. Heide stehe hier als Synonym für Allmenden. Also für Flächen, die gemeinschaftlich genutzt werden.
Das 28 Hektar große Naturschutzgebiet Stapelfelder Moor wird von der Ländergrenze fast mittig durchschnitten. Es besteht zu großen Teilen aus Wald mit Erlen, Birken und Weidendickicht und hat zwei größere Teichflächen. Auf den umgebenden Grünlandflächen werden extensiv Rinder gehalten.
Wirtschaftsförderer erwerben Ackerfläche als Pufferzone
Aus Sicht der Naturschützer wird das Kleinod aber durch einen Wanderweg belastet, der quer durchs Moor führt. „Den Weg praktisch unpassierbar zu machen, ist ein zentraler Projektbestandteil und für uns deshalb von besonderer Bedeutung“, erläutert Ohnesorge. Auf diese Weise könne die ruhige Moorfläche vergrößert werden. Um so unter anderem störungsempfindliche Arten wie den Kranich anzusiedeln und dem Wasser freien Lauf zu lassen.
Alternativ sollte der Wanderweg nördlich und östlich um das Moor herum geführt werden. Samt Einblicksmöglichkeiten durch Bänke, erhöhte Aussichtspunkte und Anschluss an den autobahnparallelen Feldweg Richtung Barsbüttel. „Da im Zusammenhang mit der Gewerbegebietsentwicklung ohnehin Ausgleichsflächen vorgehalten werden müssen, war zudem vorgesehen, eine benachbarte Ackerfläche als zusätzliche Pufferzone für das Moor zu erwerben und in extensives Grünland umzuwandeln“, erläutert Dieter Ohnesorge. Genau das ist inzwischen geschehen. Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) hat östlich des Moors 3,5 Hektar erworben.
„Den Weg künftig über diese Fläche zu führen, wäre jetzt also prinzipiell möglich“, sagt WAS-Geschäftsführer Detlev Hinselmann. Allerdings sei bislang noch nicht abschließend geklärt, wer was übernehme. Zumal im Moor noch deutlich mehr Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen anstehen.
Westphal widerspricht Kritik des Naturschutzbeirats
Diskutiert worden sind insbesondere wasserbauliche Maßnahmen sowie die Entfernung von Drainagen, Steinschüttungen und Einfriedungen. Das alles kostet Geld. Ebenso wie die anderen, unter breiter Bürgerbeteiligung entwickelten Maßnahmen zur Aufwertung des Naturraums südlich der Gewerbeparks. Dazu zählen etwa der Schutz der Biotope, Feldgehölze und Knicks, die Einrichtung von Obst- und Hundewiesen sowie Gemeinschaftsgärten, die Aufwertung des Spielplatzes am südlichen Ortsrand von Stapelfeld, der naturnahe Umbau des Schulwalds und neue, durchgängiger gestaltete Wander- und Radwege.
Stapelfelds Bürgermeister Jürgen Westphal widerspricht der Kritik des Naturschutzbeirats. „Wir wollen, dass möglichst alles umgesetzt wird, was da in der Großen Heide geplant ist. Es muss aber erst einmal geklärt werden, wer es finanziert“, sagt er zum Abendblatt. Die Tatsache, dass viele der Maßnahmen auf dem Gebiet der Gemeinde geplant seien, könne nicht automatisch bedeuten, dass sie auch das Gros der Kosten trage.
Deshalb müsse in den nächsten Wochen festgestellt werden, welche Fördermittel eingeworben werden könnten. „Da es sich um ein gemeinsames Gewerbegebiet handelt, stehen hier auch Hamburg und das Land Schleswig-Holstein in der Pflicht“, so Westphal. Am 10. Januar soll es die nächste Verhandlungsrunde auf Kreisebene geben.