Barsbüttel . Planungsausschuss in Barsbüttel will im Regionalplan Flächenausweisung für Windräder installieren. Bürgermeister ist skeptisch.
Geht es nach dem Willen von Barsbütteler Kommunalpolitikern, werden in der Gemeinde bis zu sechs Windräder gebaut. Damit möchten die Entscheidungsträger einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und versprechen sich zugleich hohe Gewerbesteuereinnahmen. „Uns ist bewusst, dass es insbesondere Vorbehalte gegenüber Windkraftanlagen gibt, die als störend im Landschaftsbild und bei zu großer Nähe sogar als Beeinträchtigung der Lebensqualität empfunden werden“, sagt Rainer Eickenrodt, Fraktionschef der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). „Gleichwohl darf nicht vergessen werden, dass der Wirkungsgrad der Energiegewinnung aus Windkraft sieben Mal größer ist als aus Fotovoltaik.“
In der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses ging es um eine sogenannte Vorabstellungnahme der Gemeinde zum Regionalplan, den das Land Schleswig-Holstein bis 2022 neu aufstellen will. Eigentlich sollte nur daraufhingewirkt werden, dass im Ortsteil Willinghusen mehr Wachstum möglich ist – also eine größere Zahl an Wohnungen als im jetzigen Plan entstehen darf und Gewerbeflächen entwickelt werden können. Das befürwortete der Ausschuss. Dann aber legte die BfB noch einen Antrag vor zwecks Ergänzung der Vorabstellungnahme. In diesem heißt es: „Weiterhin beantragt die Gemeinde, als Beitrag zu den dringend erforderlichen Klimaschutzmaßnahmen geeignete Flächen für Wind- und Solarenergie im Gemeindegebiet auszuweisen.“
Wählergemeinschaft hatte schon 2011 nahezu identischen Antrag gestellt
Grüne, FDP und ein Mitglied der CDU votierten mit der BfB, das reichte für eine Mehrheit. Nur die SPD war geschlossen dagegen. Heike Brost, die stellvertretende Ausschussvorsitzende, begründet das so: „Wir stehen zum alten Beschluss, keine Windanlagen in Barsbüttel bauen zu lassen. Man muss es womöglich neu bewerten, wenn mehr Informationen zur Verfügung stehen.“ Die Sozialdemokratin fürchtet zu viel Lärm durch die Windräder. „Und die Gesundheit der Bürger liegt uns schließlich am Herzen.“
Die BfB hatte schon vor Jahren versucht, Windkraft nach Barsbüttel zu holen und 2011 einen nahezu identischen Antrag in Sachen Regionalplan gestellt. Am 6. Oktober jenes Jahres entschieden sich jedoch alle anderen Mitglieder des Planungsausschusses dagegen. Damit war das Thema vom Tisch, denn zu einer Abstimmung in der Gemeindevertretung kam es nicht mehr. Inzwischen haben sich die Machtverhältnisse in dem Gremium aber grundlegend geändert. Die BfB ist stärkste Kraft mit acht von 23 Sitzen, hat mit Grünen und Liberalen eine Mehrheit.
Rainer Eickenrodt kann sich noch gut an die Diskussionen um Windanlagen in der Vergangenheit erinnern: „Bereits 2010 hatte das E-Werk Sachsenwald ein Gutachten erstellen lassen mit optimalen Standorten in Barsbüttel. Ein Ergebnis war, dass sechs Windräder den Jahresstrombedarf der Gemeinde abdecken würden.“ Eigner von landwirtschaftlichen Flächen seien damals aufgeschlossen gewesen, diese zu verpachten. Eickenrodt spricht konkret über ein Gebiet zwischen der Autobahn 1 und dem Ortsteil Stellau. Und er sieht dort keine Probleme mit einer geplanten Vorschrift der Bundesregierung, wonach Windräder mindestens 1000 Meter von Wohnbebauung entfernt sein müssen.
Genauso wie Eickenrodt wünscht sich auch Grünen-Fraktionschef Joachim Germer einen Bürgerwindpark. Dahinter steckt die Idee, die Bevölkerung am wirtschaftlichen Erfolg eines Windradbetreibers zu beteiligen. „Es wäre ideal, wenn man Anteile kaufen könnte“, sagt Germer. Er hat allerdings als besten Standort eine Fläche ausgemacht, die sich im Ortsteil Stemwarde sowie in Kronshorst befindet. „Das Areal ist weit von Siedlungen entfernt und das Gelände relativ eben. Dort gibt es keine Lärmbelästigung.“
Bürgermeister räumt dem Vorhaben kaum Chancen ein
Für Rainer Eickenrodt sind solche Projekte „ungemein wichtig“ im Kampf gegen den Klimawandel. Er sagt: „Neben der Erzeugung sauberer Energie erwirtschaften Windparks auch beträchtliche Gewerbesteuereinnahmen und Pachten für die Grundeigentümer.“
Was sagt Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller zu den Plänen der Politiker? „Ich sehe kaum Chancen für solche Anlagen, weil die Landesplanung Windeignungsflächen nach sachlichen Kriterien aufzustellen hat. Diese erfüllen wir meiner Meinung nach nicht.“
In Stormarn gibt es rund 40 Windräder. Anlagen sind unter anderem in Lasbek, Westerau, Bad Oldesloe, Rethwisch und Tralau aufgestellt. In Bargteheide scheiterte 2015 ein Bürgerwindpark mit drei 196 Meter hohen Rädern. Von Anfang an protestierte eine Bürgerinitiative gegen das 14-Millionen-Euro-Projekt.