Bargteheide. SPD fordert Videoüberwachung am Bahnhof und LED-Strahler fürs Schulzentrum. Bahn AG kontrolliert bisher Ahrensburg und Bad Oldesloe.
Die Bargteheider SPD möchte erreichen, dass sich die Einwohner in der Innenstadt nachts wieder sicherer fühlen. Im Mittelpunkt stehen das Bahnhofsareal und das Schulzentrum, die die Polizei nach Schlägereien, Sachbeschädigungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch früher zu „gefährlichen Orten“ erklärt hatte. Die Sozialdemokraten fordern, am Bahnhof Videoüberwachung und Notrufsäule zu installieren sowie am Schulzentrum LED-Strahler anzubringen.
„Auch wenn die Lage momentan vergleichsweise ruhig ist, dürfen wir nicht warten, bis wieder etwas passiert“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Mehmet Dalkilinc. „Die Menschen fühlen sich nicht sicher.“ Etliche Bürger mieden das Stadtviertel im Dunkeln und machten Umwege, um nicht durch die Straßen gehen zu müssen.
Mit Polizei beste Plätze für Überwachungskameras festlegen
Die SPD will mit ihren Vorschlägen, die sie diese Woche im Bauausschuss erläutert, vor allem das Sicherheitsgefühl erhöhen. „Videokameras schrecken zum einen mögliche Täter ab, zum anderen sind Verdächtige schneller zu identifizieren und die Straftaten rascher aufzuklären“, sagt Dalkilinc. Über den Notruf könnten zudem sofort Helfer alarmiert werden.
Wenn der SPD-Antrag eine politische Mehrheit findet, soll die Verwaltung die Kauf- und Unterhaltungskosten ermitteln. Mit der Polizei sollten die besten Plätze für Überwachungskameras und Notrufsäule festgelegt werden – unter Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Vorgaben. „Möglicherweise kann auch die Bahn mit ins Boot geholt werden“, sagt der SPD-Fraktionschef. Im nächsten Jahr könnte das nötige Geld im Etat bereitgestellt werden.
Länder können Vorgaben zum Sicherheitspersonal machen
Die häufigen Vandalismusschäden am Schulzentrum führt die SPD auch auf die „aktuell schlechte Beleuchtungssituation“ zurück. In Absprache mit den Schulen sollten Orte für helle LED-Strahler festgelegt werden. Weitere Sicherheitsmaßnahmen müssten mit der Polizei erörtert werden.
Die Deutsche Bahn AG überwacht auf der Strecke Hamburg–Lübeck im Kreis Stormarn bisher nur die beiden Umsteigebahnhöfe Ahrensburg und Bad Oldesloe. In Hamburg sind alle S-Bahn-Stationen mit Kameras ausgerüstet. „Die Aufnahmen werden in der Regel 72 Stunden gespeichert und sind nur für die Bundespolizei zugänglich“, sagt eine Bahnsprecherin.
Seit 2012 hat die Bahn die Zahl der Kameras bundesweit fast verdoppelt: Etwa 7400 Geräte sind an rund 1100 Bahnhöfen im Einsatz. Die Zahl der Videokameras in Regionalzügen und S-Bahnen wurde im selben Zeitraum nahezu verdreifacht auf fast 32.000. Die Auswahl treffen DB und Bundespolizei. Dabei spielen Fahrgastfrequenz, Zughalte und die Polizeistatistik eine zentrale Rolle. Gerade im Regionalverkehr hätten die Länder und Verkehrsverbünde große Einflussmöglichkeiten: So könnten in den Ausschreibungen Vorgaben zum Sicherheitspersonal gemacht werden.
Bereich war für die Polizei zeitweise „gefährlicher Ort“
Die für Stormarn zuständige Polizeidirektion bestätigt, dass sich die Situation in Bargteheide in den vergangenen Monaten entspannt hat. „Weder der Bahnhof noch das Schulzentrum bilden zum jetzigen Zeitpunkt einen Kriminalitätsschwerpunkt ab“, sagt Sprecherin Rena Bretsch.
Das sah im Sommer 2018 noch anders aus. Damals erklärte die Polizei den Bereich am Schulzentrum zum „gefährlichen Ort“. Damit durften die Beamten dort jeden Passanten und dessen Taschen auch ohne konkreten Anlass kontrollieren. Die Anordnung wurde im Frühjahr dieses Jahres aufgehoben.
Auch die Stadt reagierte auf die teils gewalttätigen Auseinandersetzungen. So wurde die Einsatzzeit der Straßensozialarbeiter auf 30 Stunden wöchentlich verdoppelt.
Notrufsäulen werden nicht von der Polizei betrieben
Am Bargteheider Bahnhof ist die Lage aus polizeilicher Sicht ähnlich wie an den anderen Stormarner Bahnhöfen in Ahrensburg, Bad Oldesloe oder Reinbek. „Es kommt vereinzelt zu Straftaten, aber es gibt keine Serie oder Schwerpunkte“, sagt Rena Bretsch. Ob Notrufsäulen sinnvoll seien, sei nicht zu beurteilen, da diese nicht von der Polizei betrieben werden.
Ihren bisherigen Höhepunkt erreichten die Bargteheider Krawalle im Sommer 2018. Immer wieder rückten Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt aus, um feiernde Jugendliche zu bremsen. Regelmäßig mussten Platzverweise wegen unerlaubten Alkoholkonsums, Drogen- und Waffenbesitzes ausgesprochen werden.
Anfang September eskalierte eine Open-Air-Feier mit vielen stark betrunkenen Jugendlichen. Als Sanitäter im Einsatz waren, wurden sie mit Flaschen beworfen und konnten nur unter Polizeischutz weitermachen. Die Beamten nahmen bis in die frühen Morgenstunden die Personalien von 117 jungen Leuten auf und sprachen Platzverweise aus.
Ausschuss für Bauen und Bauordnung Do 17.10., 18.30 Uhr, Ratssaal Bargteheide, Rathausstraße 24-26