In Ahrensburg sorgt ein eingespieltes Team für den Aufbau. Wenn die Kunden kommen, haben die Händler einen Großteil der Arbeit schon erledigt.
Ahrensburg. Um fünf Uhr morgens liegt der Ahrensburger Rathausplatz im Halbdunkel. Wo in zwei Stunden rund 60 Marktbeschicker ihre frischen Waren anbieten, herrscht noch weitgehend Ruhe. Einige wenige Händler sind schon da, bauen ihre Stände auf. Bevor der Verkauf beginnen kann, ist noch viel zu tun.
Zu den Ersten zählt Marktmeister Rolf Heise. Der Rathausmitarbeiter sorgt dafür, dass die Händler Strom und Wasser bekommen. Dazu schließt er drei überirdisch gelegene Kästen auf, die auf dem Rathausplatz verteilt sind. Mit einem Gummischlauch füllen die Händler mehrere Kanister mit Wasser.
Danach hängt Heise blaue Mülltüten über die Parkautomaten. "Unsere Kunden können sonnabends in der ersten Reihe kostenlos parken", sagt er. Für diesen Service rückten die Marktbeschicker vor zwei Jahren enger zusammen.
Rolf Heise ist erst seit Kurzem in der Verwaltung beschäftigt. Das frühe Aufstehen - immer mittwochs und sonnabends - ist für den 52-Jährigen kein Problem. Bis Juni vergangenen Jahres führte der Bäcker den Traditionsbetrieb Hoisbütteler Mühle. Da musste er jeden Tag um vier Uhr morgens aufstehen. Der Bäckermeister stand jahrelang selbst mit seinem Wagen auf dem Ahrensburger Wochenmarkt, verkaufte Brötchen, Brot und Kuchen. In diesem Jahr wäre er 25 Jahre dabei gewesen und hätte Jubiläum gefeiert. "Die Leute kennen mich hier. So habe ich auch meinen Job erhalten", sagt Heise.
Ein am Vorabend abgestelltes Auto muss schnell abgeschleppt werden
Doch jetzt muss er zunächst ein Problem lösen: Ein auf dem Rathausplatz abgestelltes Auto blockiert den Stellplatz eines Händlers. Heise greift zum Handy und ruft einen Abschleppdienst an. "Auch das zählt leider zu meinen Aufgaben", sagt der Ammersbeker. An fast jedem Markttag müsse mindestens ein Auto abtransportiert werden. Der Besitzer bekommt eine Rechnung über rund 130 Euro - zuzüglich Mehrwertsteuer.
Derweil stauen sich die Lastwagen der Marktbeschicker auf der Manfred-Samusch-Straße. Sie warten darauf, auf den Rathausplatz zu fahren. Viele der Frauen und Männer sind schon seit Stunden auf den Beinen, waren bereits auf den Großmärkten für Blumen, Obst, Gemüse oder Fisch in Hamburg. Zwischen zwei und drei Uhr nachts sind sie aufgestanden.
Um kurz nach halb sechs gibt der Marktmeister das Zeichen, dass der Rathausplatz befahrbar ist. Eine Kolonne von Fisch-, Fleisch-, Gemüse-, Obst- und Blumenhändlern macht sich auf den Weg. "Wer als Erster fahren darf, ist nicht genau festgelegt", sagt Heise. "Wichtig ist, dass niemand mit seinem Wagen die Zufahrt eines anderen versperrt."
Das meiste ist Routine, schnell stehen die Wager und Anhänger auf ihren Stammplätzen. Bis zu 60 Händler verkaufen an jedem Mittwoch und Sonnabend ihre Ware. Neben den alteingesessenen Anbietern sind immer auch freie Händler dabei. Ihnen teilt Heise bei ihrer Ankunft einen Platz zu.
Der Imbiss wird zum "Stammtisch" mit Kaffee und belegten Brötchen
Nachdem das erledigt ist, führt Heises Weg zum Imbiss von Claudia und Sven Fümel. "Das ist der Stammtisch", sagt er lächelnd und begrüßt bekannte Gesichter. Der Imbisswagen steht sonnabends immer als Erster auf dem Platz. Das Ehepaar versorgt die Kollegen mit Brötchenhälften - belegt mit Schinken, Käse und Fleischsalat - und frischem Kaffee. Viele der Händler kommen noch vor dem Aufbauen zusammen und frühstücken gemeinsam. "Unter den Marktbeschickern herrscht eine sehr nette Atmosphäre", sagt Sven Fümel. Es wird ausgiebig gescherzt und gelacht. Fast jeder hat einen Spitznamen, vom "Gurkenpeter" bis zum "Ossi".
Während seine Kollegen noch ihren Kaffee genießen, ist Norbert Gawenda fast fertig mit seinen Vorbereitungen. Der Fischhändler ist nicht nur einer der Ersten auf dem Rathausplatz, sondern auch einer der treuesten Anbieter. Im vergangenen Jahr feierte er sein 40-jähriges Jubiläum und verteilte auf dem Rathausplatz kostenlose Fischbrötchen an seine Kunden. Seine Ware hat der heute 59-Jährige wie immer frisch vom Hamburger Großmarkt geholt. Zwischen 50 und 150 Kilogramm Fisch verkauft Gawenda an den Markttagen. "Im Sommer ist Matjes besonders begehrt", sagt er.
Ein paar Meter weiter lädt Hannes Hähle Blaubeeren aus einem Lieferwagen. Kistenweise sind diese übereinandergestapelt. Der Abiturient hat sich einen Aushilfsjob gesucht, weil er sich Geld für eine Reise nach Thailand dazuverdienen möchte. Dass er nun noch früher aufstehen muss als zu Schulzeiten, stört den 19-Jährigen nicht. "Die Arbeit macht mir Spaß", sagt er. "Und man bekommt ja Geld."
Um kurz vor sieben sind schon die ersten Kunden unterwegs
Während die Marktbeschicker aufbauen, wird der Rathausplatz immer weiter in Sonnenlicht getaucht. Neben den Marktbeschickern sind nun noch weitere Frühaufsteher unterwegs. Um kurz vor 7 Uhr treffen die ersten Kunden ein. Irmtraut und Bernt Gorzitzke erledigen jede Woche um diese Zeit ihre Besorgungen. Die beiden Ahrensburger haben gute Gründe. "Wir bekommen immer einen Parkplatz, können gemütlich und in Ruhe einkaufen, und die Ware ist nie vergriffen", sagt Irmtraut Gorzitzke. Knapp Hundert Euro gibt das Ehepaar durchschnittlich für Markteinkäufe aus.
Vor den Händlern liegen weitere sechs Stunden Arbeit. Um 13 Uhr beginnt für sie der Abbau. Marktmeister Rolf Heise muss so lange warten, bis der letzte Marktbeschicker den Rathausplatz verlassen hat. "Das gleiche Spiel rückwärts", sagt er.
In unserer Serie "Stormarns Wochenmärkte" lesen Sie morgen: Das hat Barsbüttel zu bieten.