Ahrensburg. CDU-Fraktion scheitert mit Umweltprüfung für eine neue Trassenvariante. Grüne würden das Geld lieber in Ampelanlagen investieren.

Der Antrag der Grünen-Fraktion für den jüngsten Bau- und Planungsausschuss in Ahrensburg ist denkbar kurz gefasst. „Die Verwaltung wird aufgefordert, die Planung der Südtangente nicht weiterzuverfolgen. Es sollen weder finanzielle noch personelle Mittel in Anspruch genommen werden.“ Dass er mit 6:4 Stimmen bei zwei Enthaltungen mehrheitlich angenommen wurde, bedeutet für die Verkehrsplanung der Stadt Ahrensburg indes eine Zäsur mit Langzeitwirkung.

Verkehrsexperte brachte neue Trassenvariante ins Spiel

Der Vorstoß der Grünen vom selben Tag war offenkundig eine Reaktion auf einen CDU-Antrag, der nur wenige Stunden zuvor im Rathaus eingegangen war. Darin hatte Eckehard Knoll, Verkehrsexperte seiner Fraktion, eine neue Trassenvariante ins Spiel gebracht, um das Thema Südumfahrung neu zu beleben.

„Ohne den Bau einer Südumgehung wird die Zerschneidung von Ahrensfelde und der Siedlung Hagen zementiert“, sagt der CDU-Verkehrsexperte Eckehard Knoll.
„Ohne den Bau einer Südumgehung wird die Zerschneidung von Ahrensfelde und der Siedlung Hagen zementiert“, sagt der CDU-Verkehrsexperte Eckehard Knoll. © HA

Es sei nicht hinnehmbar, so Knoll, dass Petitionen, Resolutionen und Demonstrationen der rund 3000 betroffenen Menschen bislang nicht zu einem engagierten Handeln von Verwaltung und Politik geführt hätten. „Ohne den Bau einer Südumgehung würde die Zerschneidung von Ahrensfelde und der Siedlung am Hagen sowie die Belastung der durchgrünten Wohngebiete durch starken Kfz-Verkehr zementiert“, formulierte Knoll in seiner Antragsbegründung. Die beträchtlichen Lärm- und Abgasemissionen seien ebenso Realität, wie die zunehmende Sicherheitsgefährdung für Schulkinder durch dauerhafte Geschwindigkeitsüberschreitungen. Das alles mindere die Wohnqualität, vor allem der Anwohner des Straßenzugs Brauner Hirsch/Dorfstraße, auf Dauer gravierend.

Alternativer Trassen-Entwurf ist weitgehend siedlungsfern

„Die verkehrsplanerische Sinnhaftigkeit einer südlichen Umgehungsstraße ist nicht zuletzt durch die jüngste Realisierungsabschätzung durch das Verkehrsministeriums in Kiel bestätigt worden“, sagt Knoll. Danach sei besagter Straßenzug aktuell durch rund 8500 Kraftfahrzeuge pro Tag und einen Durchgangsverkehrsanteil von bis zu 70 Prozent belastet. „Anfang der 80er-Jahre waren es noch 1000 Fahrzeuge. Keine andere Straße in Ahrensburg dürfte solch einen Zuwachs zu verzeichnen haben“, meint Knoll.

Als Ausweg hat er eine alternative, weitgehend siedlungsferne Trasse entworfen (siehe Karte). Sie beginnt im Westen in direkter Verlängerung der Eulenkrugstraße, läuft dann parallel zur Landesgrenze und mündet schließlich nordwestlich der A-1-Anschlussstelle Ahrensburg in den Verlängerten Ostring. Um den viel diskutierten Autobahnanschluss zu entlasten, hat Knoll sogar eine optionale A-1-Anbindung am Rastplatz Ellerbrook vorgesehen.

Projektkosten würden sich auf etwa 60 Millionen Euro belaufen

„Natürlich tangiert diese neue V-4-Variante, wie alle anderen bislang betrachteten Trassen für eine Südtangente, die Fauna-Flora-Habitate Stellmoorer Tunneltal, Höltigbaum und Dänenteich. Allerdings in einem deutlich geringerem Maße“, so Knoll. Dafür müssten die Naturschutzgebiete (NSG) Tunneltal und Dänenteich jedoch buchstäblich überbrückt werden.

Um die tatsächlichen NSG-Beeinträchtigungen genau zu ermitteln, beantragte seine Fraktion eine FFH-Verträglichkeitsprüfung für maximal 150.000 Euro. Das aber sei angesichts des finanziellen Gesamtumfangs des Projekts Südtangente von geschätzten 60 Millionen Euro viel zu wenig, so Bauamtsleiter Peter Kania: „Die FFH-Prüfung muss mindestens mit 350.000 Euro veranschlagt werden und dann auch noch europaweit ausgeschrieben werden.“

Geld sollte lieber in Ampelanlagen investiert werden

Spätestens hier schieden sich an diesem Abend endgültig die Geister. „Das ist sehr viel Geld, um nur mal zu schauen, ob da vielleicht was geht“, sagte Detlef Steuer von der Wählergemeinschaft Ahrensburg für Bürgerbeteiligung (WAB). Zumal bekannt sei, welche Halbwertzeit solcherart Gutachten hätten.

Stefan Gertz von den Grünen formulierte seine ablehnende Haltung noch deutlich drastischer. „Abgesehen davon, dass wir keine Straße wollen, die ein FFH-Gebiet überhaupt tangiert – vielleicht ist es jetzt doch an der Zeit, von einem geliebten Kindheitstraum Abschied zu nehmen“, so Gertz in Richtung CDU-Fraktion. Die 350.000 Euro sollten lieber in Ampelanlagen investiert werden. Davon hätten die Anwohner am Braunen Hirsch und in Ahrensfelde viel mehr und vor allem viel schneller. Michael Stukenberg (FDP) sprach von einem „totgerittenen Pferd“, für das kein Geld mehr ausgegeben werden sollte.

CDU-Antrag fiel mit acht Gegenstimmen durch

„Wenn es Alternativen gibt, sind Eingriffe in FFH- Gebiete aussichtslos. Damit würde man vor keinem Gericht durchkommen“, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach.
„Wenn es Alternativen gibt, sind Eingriffe in FFH- Gebiete aussichtslos. Damit würde man vor keinem Gericht durchkommen“, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. © Ralph Klingel-Domdey

Für das finale Knock-out-Argument sorgte schließlich Bürgermeister Michael Sarach: „Wenn es Alternativen gibt, sind Eingriffe in FFH-Gebiete aussichtslos. Damit würde man vor keinem ordentlichen Gericht durchkommen.“ Entsprechend deutlich fiel dann auch die Abstimmung über den CDU-Antrag aus: Mit acht Gegenstimmen fiel er durch.

„Das ist keine verantwortungsbewusste Entscheidung, weil sie die Realität ignoriert“, kommentierte Eckehard Knoll das Votum. So bleibe als einziger Hoffnungsschimmer die Überarbeitung des Flächennutzungsplans, der im Frühjahr nächsten Jahres ansteht. Da werde das Thema wieder eingebracht.