Bad Oldesloe. Eltern mit kleinen Kindern sollen bei Bedarf unterstützt werden. Schutz vor Vernachlässigung ist das Ziel des Projekts.
Wenn unvorhergesehene Probleme auftreten, kann der anfängliche Zauber einer frischgebackenen Familie schnell zum Albtraum werden. Oft entsteht eine Negativspirale, die sich noch viel später auf die Entwicklung der Kinder auswirken kann. Um Bedarf frühzeitig zu erkennen und Hilfsangebote zielgerecht weiterzugeben, wurden nun an verschiedenen Stellen im Kreis Stormarn die „Netzwerke Frühe Hilfen“ eingerichtet. Im Mittelpunkt stehen Eltern zusammen mit ihren Kindern im Alter von null bis drei Jahren. „Wir wollen helfen, bevor Probleme entstehen und den Kindern dadurch bessere Bedingungen zum Aufwachsen bieten“, sagt Ludger Sträter, Netzwerkkoordinator in Bad Oldesloe. „Frühzeitige Hilfe ist der beste Schutz vor Vernachlässigung.“
Auch Kinderärzte wurden eingeladen
Im Bundeskinderschutzgesetz wurden die Frühen Hilfen bereits 2012 verankert. Sieben Jahre später zieht nun auch Stormarn nach – als letzter Kreis in Schleswig-Holstein. Um das Projekt anzuschieben, wurde dafür die Stelle des Koordinators auf 19,5 Stunden aufgestockt. „Das ist eine realistische Größe, um mit der Arbeit beginnen zu können“, sagt Sträter. „Wir haben das Netzwerk flächendeckend angeschoben.“ Im vergangenen Jahr fiel der Startschuss in Bad Oldesloe, jetzt waren Stormarn-Mitte und Südstormarn an der Reihe.
Um einen ganzheitlichen Blick auf die Familien- und Belastungssituationen gewährleisten zu können, wurden neben Mitarbeitern von Beratungszentren und Tagespflegepersonen auch Kinderärzte und das Gesundheitsamt eingeladen. Generell sei die Angebotslandschaft in Stormarn gut aufgestellt, sagt Sträter. Von der Schwangeren- und Konfliktberatung über Familienhebammen bis hin zu Schreiambulanz hätten die Familien viele Möglichkeiten, sich zu informieren.
Bei Hebammen gibt es momentan Engpässe
Damit die Hilfe auch ankomme, müsse jedoch ein funktionierendes System dahinterstehen, beobachtet Sträter. „Die Belastung durch schlaflose Nächte, Schreibabys aber auch gesundheitliche und finanzielle Bürden ist in der ersten Zeit enorm. Eltern müssen an die Hand genommen werden, weil ihnen oft die Kapazitäten fehlen, allein das passende Programm herauszusuchen.“
Engpässe gibt es derweil bei den Hebammen, die Folge sind lange Wartezeiten auf einen Termin. Die Hebammenpraxis in Ahrensburg muss sogar ganz schließen, weil nicht genügend Personal vorhanden ist. Schuld sind unter anderem die hohen Versicherungskosten, die von den freien Hebammen in Eigenregie getragen werden müssen.
„Wir brauchen dringend Leute, die an dieser Stelle einspringen und auch Fördermittel von Kreis und Land“, sagt Ludger Sträter. „Das Netzwerk kann etwas bewirken, indem es auf das Problem hinweist. Es muss daher ebenfalls in der Kreispolitik verankert sein und gehört deswegen in den Sozial- und Gesundheitsausschuss.“