Oststeinbek. Baumeister Hans-Ulrich Erbslöh bringt das 53 Jahre alte Instrument in der Auferstehungskirche wieder auf Vordermann.
Auf der Empore der Oststeinbeker Auferstehungskirche sieht es derzeit eher aus wie in einer Tischlerwerkstatt. Hans-Ulrich Erbslöh und seine beiden Mitstreiter haben Werkzeugtische aufgebaut, Leitern und helle Baustrahler aufgestellt. Sie haben die Verkleidung der Orgel abgebaut, die 1132 Pfeifen des Instruments ausgebaut und fein säuberlich aufgereiht. Derzeit sanieren die drei Orgelbauer drei Wochen lang die Kirchenorgel. Bereits in der kommenden Woche soll das Instrument fertiggestellt sein. „Wir liegen bislang sehr gut im Zeitplan“, sagt Pastor Thorsten Kelm, der die Sanierung gemeinsam mit Kollegin Sabine Spirgatis betreut.
Experte hält Oststeinbeks Orgel für einen leichten Fall
Davor erwartet die drei Spezialisten noch einiges an Arbeit: „Wir müssen hauptsächlich im Inneren sauber machen und auch ein bisschen Schimmel beseitigen“, sagt Orgelbaumeister Erbslöh dazu. Kondenswasser und Staub seien ein guter Nährboden für Sporen. Er und seine Kollegen entfernen ihn mit einem Spezialsauger. Neben diesen normalen Reinigungsarbeiten ersetzen sie auch Verschleißteile im Inneren des Instruments, tauschen Filze und Leder aus, richten die Pfeifen. „Außerdem haben wir einen grundsätzlichen Fehler behoben“, sagt der 72-Jährige: Das Instrument stand bislang viel zu dicht an der Wand, war nur schwer zugänglich, um es zu pflegen. Vor allem war es kaum möglich, das Instrument zu stimmen. Wer sich dafür in das Innere zwängte, erwärmte automatisch die Metallteile. Ein exaktes Arbeiten war dadurch nicht möglich, die Orgel praktisch „unpflegbar“.
Für die Sanierung fallen Kosten in Höhe von rund 23.000 Euro an, finanziert wurde sie durch Spenden. Für Erbslöh ist das 1966 von der Firma Weigle aus Süddeutschland gebaute Modell in Oststeinbek aber trotzdem ein eher einfacher Fall. „Das hier ist eine kleine Variante mit 15 Registern auf zwei Manualen und einem Pedal.“ In seinen mehr als 50 Jahren, in denen er Orgeln baut und repariert, habe er schon ganz andere Fälle erlebt, völlig fehlgeplante Instrumente umgebaut oder die Fehler anderer bei der Pflege wieder ausgemerzt. Und als Spezialist für schwierigere Fälle ist er immer noch weltweit unterwegs.
Eine Konzertreihe ist für die Zeit nach Ostern geplant
Der gebürtige Hamburger, der beim hanseatischen Orgelbauer Beckerath gelernt hat, war schon im Auftrag von Kirchen, Universitäten und sogar Privatpersonen auf Hawaii oder in Australien. Schon im Mai geht es weiter und er macht sich zu einer Orgel nach Florida auf, die er schon öfter betreut hat. Selbst greift der 72-Jährige aber nur noch selten in die Tasten. „Dort, wo ich bin, gehen die Orgeln ja nun einmal gerade nicht“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Wenn er in rund zwei Wochen in Oststeinbek fertig ist, lässt er es sich wohl doch nicht nehmen, als einer der ersten den neuen Klang zu testen.
Die Kirchengemeinde kann am Sonntag, 31. März, den neuen Klang bestaunen, wenn zur Einweihung der sanierten Orgel um 10 Uhr Organist Jonas Kannenberg spielt. Er hat als Sachverständiger das Sanierungsprojekt begleitet. Nach Ostern soll es außerdem eine Reihe von Konzerten geben, die derzeit aber noch geplant werden.
Orgelsanierungen sind regelmäßig nötig
Instandsetzungsmaßnahmen an dem Instrument werden laut Pastor Kelm regelmäßig notwendig: „Experten schätzen, dass zumindest eine Reinigung alle 15 bis 20 Jahre notwendig ist.“ Bislang wurde das Instrument in seiner 53-jährigen Geschichte allerdings erst einmal saniert. Den Zeitpunkt für die aktuellen Arbeiten hat die Kirchengemeinde bewusst gewählt. Sie begeht damit das Orgeljahr, welches Hamburg 2019 feiert.