Trittau. Mehrheit der Politiker lehnt Umsetzung des vorgeschlagenen Konzepts ab. Kaufleute hoffen auf Einsehen. Das sind die Gründe.

Bekommt das Ortsmarketingkonzept für Trittau eine zweite Chance bei den politischen Entscheidern? Das fragen sich nach der jüngsten gemeinsamen Sitzung von Finanz- und Wirtschaftsausschuss (FWA) sowie Sozial-, Sport und Kulturausschuss (SSK) viele Bürger, Vertreter von Vereinen und der Wirtschaft. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder hatte gegen den Vorschlag der Verwaltung zur Umsetzung des Konzepts gestimmt.

Besonders jene, die sich aktiv und mit viel Engagement an der Erarbeitung des Organisationsmodells beteiligt haben, reagierten enttäuscht. Sabine Paap, Fraktionsvorsitzende der Grünen, sagt: „Wenn Bürger und Gewerbetreibende sich veräppelt fühlen und sich Frustration breit macht, kann ich das gut verstehen.“ Als einzige Fraktion hatten die Grünen sowohl im SSK als auch im FWA einhellig für das vorgestellte Organisationsmodell und die Einstellung eines Ortsmanagers gestimmt. Trotz anfänglicher Skepsis sei sie nach zwei Jahren intensiver Mitarbeit am Ortsmarketing überzeugt, „dass Trittau dadurch sein Erscheinungsbild verbessern und mit dem Leitbild zu einem besseren Lebensort für alle werden kann“, so Paap.

Bürger konnten Ideen in den Prozess einbringen

Seit 2017 wird über das Thema beraten. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Fraktionen, der Gewerbegemeinschaft Trittau (GGT)und der Verwaltung wurde ins Leben gerufen. 2018 beschloss die Politik die Einführung eines Ortsmarketings und stellte als Startgeld 20.000 Euro im Nachtragshaushalt bereit. Die Beratungsfirma Cima erhielt den Auftrag, den Prozess zur Erarbeitung eines Leitbildes und eines Organisationsvorschlags zu begleiten. Die Bürger konnten sich mit ihren Ideen und Vorstellungen dabei einbringen.

Marc Möseler, Pressesprecher der Gewerbegemeinschaft Trittau (GGT)
Marc Möseler, Pressesprecher der Gewerbegemeinschaft Trittau (GGT) © www.image47.de | www.image47.de

Das Ergebnis stellte die Cima sowohl Gemeindevertretern und Ausschussmitgliedern als auch auf einer Einwohnerversammlung vor. „Aber in der Sitzung wurde dann der Beschluss zur Umsetzung des Ortsmarketings nicht gefasst, weil SPD und CDU noch viele offene Fragen haben und das Organisationsmodell anzweifeln“, sagt Paap. Für sie nur so erklärbar: „Die waren wohl zwei Jahre im Tiefschlaf und ohne Beratung.“

CDU sieht zusätzlichen Beratungsbedarf

Jens Hoffmann, Fraktionsvorsitzender der CDU, sieht das anders: „Bisher hatten wir den Sachstand, kannten aber nicht die Beweggründe und Meinungen der anderen Fraktionen.“ Erst in der Sitzung sei es möglich gewesen, sich davon ein Bild zu machen. Grund dafür, dass die CDU geschlossen gegen den Beschlussvorschlag gestimmt hatte, ist laut Hoffmann zusätzlicher Beratungsbedarf innerhalb der Fraktion. „Das Ortsmarketing ist damit nicht vom Tisch, sondern nur vertagt“, stellt er klar.

Klärungsbedarf besteht hinsichtlich der Stelle des Ortsmanagers. „Wir sprechen hier von 60.000 bis 70.000 Euro Personalkosten pro Jahr zusätzlich zur Arbeitsplatzausstattung und Budget“, so Hoffmann. Auf fünf Jahre hochgerechnet, gehe es um etwa eine halbe Million Euro. Hoffmann sagt: „Da darf man als Ortspolitiker schon einmal mehr darüber nachdenken, ob das so in Ordnung ist.“ Auch zum Organisationsmodell hat die CDU kritische Anmerkungen und stellt die Vorschläge zur Gründung eines Fördervereins und zu den vorgesehenen Zuständigkeiten des Ortsmanagers infrage. „Da muss noch an einigen Stellschrauben gedreht werden.“

SPD kritisiert die Strukturen

Christian Winter, der für die SPD im FWA das Wort ergriff, monierte, es fehle in Trittau an Strukturen, die Bürgern, Vereinen, Verbänden und Unternehmen „ein echtes Mitwirken am kommunalpolitischen Entscheidungsprozess ermöglichen“. Seine Fraktion sehe zwar dringenden Handlungsbedarf zur Steigerung der Lebensqualität in Trittau, sei bereit, die notwendigen Mittel bereitzustellen. Aber ein Ortsmanager könne die fehlenden Strukturen nicht „wie von Zauberhand überwinden“, wie das Modell glauben mache. Sein Antrag, 100.000 Euro für das Ortsmarketing in den Haushalt einzustellen und weiter über die Ausgestaltung einer tragfähigen Organisationsstruktur zu beraten, hatten die anderen Fraktionen abgelehnt.

Die Bürgergemeinschaft Trittau (BGT) will sich nach den Worten ihres Fraktionsvorsitzenden Michael Amann nach wie vor für das Ortsmarketingmodell und die Einstellung eines Ortsmanagers einsetzen. „Mit großer Enttäuschung mussten wir feststellen, dass die Abstimmung im Finanzausschuss nicht die erforderliche Mehrheit gefunden hat.“ Marc Möseler, Pressesprecher der Gewerbegemeinschaft Trittau, richtet einen Appell an die Politik. „Ich würde mir wünschen, die handelnden Politiker würden weniger an sich und ihren Machtspielen festhalten. Und mehr an die Trittauer Bürger denken und das umsetzen, was deren Großteil von Ihnen fordert.“ Er hoffe, dass die Fraktionen noch ein Einsehen hätten und sich dem Bürgerwillen beugen. Möseler: „Noch ist es nicht zu spät.“