Günstige Wetterverhältnisse sorgen für Rekord-Nachwuchs von 69 Jungvögeln. Nabu warnt: Art bleibt gefährdet.
Steinburg. Perfektes „Storchenwetter“ und ein reichhaltiges Nahrungsangebot: 2019 schickt sich an, ein Rekordjahr für Stormarns Störche zu werden. 69 Junge brachten die 28 Paare im Kreis nach Angaben des Nabu erfolgreich durch – so viele wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen 1971. Nach zwei witterungsbedingten Krisenjahren für die Zugvögel lassen die Zahlen Storchenschützer aufatmen.
„Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren hat das wechselhafte und nicht zu kühle Wetter für optimale Aufzuchtbedingungen gesorgt“, freut sich Andreas Hack und spricht von einem „sensationellen Ergebnis“. Der Steinburger und Kollegin Kerstin Kommer sind Stormarns ehrenamtliche Storchenschutz-Gebietsbetreuer. „Die Jungen werden vorwiegend mit Regenwürmern gefüttert, da war das feuchte Frühjahr ideal“, sagt Hack. Die älteren Jungvögel steigen auf Mäuse um. „Im Sommer darf es dann nicht zu nass sein, damit sich Mäuse gut vermehren“, erklärt der Nabu-Experte.
Neuansiedlungen in Lütjensee und Jersbek
Die Saison hatte schon vielversprechend begonnen: Drei Storchenpaare mehr als im Vorjahr hatten sich auf Stormarner Horsten niedergelassen. „Neuansiedlungen gab es in Lütjensee, Großensee, Kronshorst und Jersbek. Nach Delingsdorf ist nach fünf Jahren ohne Störche ein Paar zurückgekehrt“, berichtet Hack. 2018 hatten nur 19 Erfolg bei der Aufzucht des Nachwuchses. „Die 69 Jungen bedeuten eine Verdopplung der Vorjahreszahl und übertreffen den langjährigen Durchschnitt um das Dreifache“, freut sich Storchenfreund Hack. Der für einen Bestandserhalt notwendige durchschnittliche Nachwuchs von 1,7 Jungen je Storchenpaar sei mit 2,0 deutlich überschritten worden. „Auf mehreren Horsten haben wir vier Junge gezählt.“ Das sei normalerweise eine absolute Ausnahme. „Es lässt hoffen, dass der Fortbestand der Störche in Stormarn gesichert ist“, sagt Experte Hack.
Organisiert in der landesweiten Arbeitsgemeinschaft Storchenschutz sorgen die Ehrenamtler nicht nur für die Bestandserfassung des heimischen Weißstorchs und sind Ansprechpartner für Horstbesitzer. Jedes Jahr gehen Hack und Kommer auf Instandhaltungstour. „Alle zwei bis drei Jahre tragen wir Nistmaterial ab und verdichten es mit Holzhackschnitzeln.“ Nässe werde so besser abgeleitet. „Außerdem werden eingeschleppte Fremdkörper wie Plastikfolie und Schnüre entfernt, die eine Gefahr für die Störche darstellen könnten“, sagt Hack. Die vergangenen Jahre hatten die Storchenfreunde in Alarmbereitschaft versetzt. „Die Dürre 2018 hat für steinharte Böden gesorgt, die Störche fanden kaum Regenwürmer, um ihre Jungen zu füttern.“ Bei Nahrungsknappheit ist die Natur grausam: „Die Eltern werfen ihre Küken aus dem Nest oder verfüttern sie, um wenigstens ein Junges durchzubringen.“ Viele Küken überlebten schon die ersten Wochen nicht.
Trockenlegung von Feuchtgebieten sei ein Problem
Es war das zweite Jahr in Folge, in dem Storchenpaare durchschnittlich nur etwas mehr als ein Junges durchbrachten. Zu wenig für den Bestandserhalt. „2017 war es zu feucht für die Mäuse, sodass sie als Nahrungsquelle knapp waren“, sagt Hack. Stormarn zählt gemeinsam mit dem Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg zu den Verbreitungsschwerpunkten der Störche in Schleswig-Holstein. „Die Landschaft ist besonders geeignet“, sagt Experte Hack. Auch gebe es in Stormarn mehr als genug Nistunterlagen. Aber: „Obwohl sich die Zahl der Störche in Stormarn seit den 1970er-Jahren verdoppelt hat, wird die heimische Art, der Weißstorch, auch auf der aktuellen Roten Liste der Brutvögel in Deutschland als ,gefährdet’ geführt.“
Hack: „Die intensive Nutzung landwirtschaftlicher Flächen lässt Nahrungsquellen versiegen. Störche meiden Ackerland, wenn es höher als 50 Zentimeter bewachsen ist, weil sie dort nicht jagen können.“ Auch die Trockenlegung von Feuchtgebieten sei ein Problem. Dabei profitierten Störche grundsätzlich sogar von der Bewirtschaftung: „ Weideland ist besonders für die Nahrungssuche geeignet.“ Problematisch werde es aber , wenn durch Umpflügen die Lebensräume der Beute zerstört würden.