Glinde. Rainhard Zug spricht mit dem Abendblatt über Bauprojekte, Entwicklungsmöglichkeiten und die Sauberkeit der Stadt.
Rainhard Zug, der mit seiner Frau sowie den zwei Töchtern (18 und 14) in Groß Rönnau nahe Bad Segeberg lebt, ist seit April 2010 Glinder Bürgermeister und Vorgesetzter von rund 220 Mitarbeitern. Im April 2018 begann seine zweite Amtszeit. Viele Probleme in der Stadt begleiten den Verwaltungschef schon seit der Zeit davor. Wir haben mit ihm über mögliche Lösungsansätze gesprochen.
Der Verkauf der Reihen- und Doppelhäuser für das Projekt „Hinter den Tannen“ hat begonnen. Bezahlbarer Wohnraum ist in Glinde knapp. Warum werden dort keine geförderten Wohnungen gebaut?
Rainhard Zug Das ist ein für Glinde wichtiges Projekt. Der Eigentümer verpachtet es. Seit drei Jahren ist dort bereits eine Wohnbebauung im Gespräch, ursprünglich war eine Änderung des Bebauungsplans vorgesehen. Doch es hat bereits einen rechtskräftigen B-Plan dort gegeben. Als sich der Investor entschied, nach diesen Vorgaben zu bauen, hatte die Stadt keinen Einfluss mehr. Wir haben versucht, dort geförderten Wohnraum anzuregen. Aber der Investor hat sich für Reihen- und Doppelhäuser entschieden. Dies ist rechtskonform.
Wann geht es mit den anderen geplanten Projekten los, für die geförderte Wohnungen vorgesehen sind: Am alten Gleisdreieck und am Holstenkamp?
Unser Rechtsvertreter fragt regelmäßig nach einem Termin nach. Wir hoffen jetzt auf 2020. Der städtebauliche Vertrag für das Projekt ist mittlerweile einmal verlängert worden. Abgesehen davon ist es hochärgerlich, dass eine kleine Gruppe von Menschen diese für Glinde sehr wichtige Bebauung auf der Fläche am Alten Gleisdreieck durch ein Normenkontrollverfahren über einen langen Zeitraum blockiert. Die Richter am Verwaltungsgericht sind einfach überlastet.
Am Holstenkamp hat sich die Bebauung durch die dort erforderliche Ver- und Entrohrung verzögert. Für beide sind zwei unabhängige Planfeststellungsverfahren nötig. Jetzt will der Investor die Kita auf dem Gelände etwas nach vorn ziehen, um diese Verrohrung zu vermeiden. Ich hoffe für die Kita auf einen Baubeginn im Herbst 2019 und Fertigstellung am 1. August 2020. Unmittelbar danach, soll der Baustart für die Wohnungen erfolgen. Da ein Bauverkehr über den Schlehenweg nicht möglich ist, müssen wir erst die Fertigstellung der Kita abwarten. Durch die Verlagerung der Kita nach Westen verlieren wir maximal eine von 39 Wohnungen. Wir könnten auch bei der Zahl der Wohnungen bleiben und einfach zwei verkleinern. Aber wir werden größere geförderte Wohnungen brauchen.
Hat Glinde überhaupt noch Erweiterungspotenzial? Wenn ja, wo?
Ja, Glinde hat Potenzial: Die Nachverdichtung wie beispielsweise am Schröders Weg wird sich fortsetzen. Aber so lassen sich keine neuen, geförderten Wohnungen realisieren. Dafür bieten sich Flächen an wie die Am Sportplatz. Dort wollten wir bereits 1985 einen Bebauungsplan aufstellen. Auch am Golf Gut Glinde sieht der Flächennutzungsplan noch Wohnbebauung vor. Mit dem Wellness-Hotel hat dies nichts zu tun. Diese Projekte hängen aber von den Investoren ab.
Eine Idee, die aus dem nichtöffentlichen Teil des Bauausschusses bereits an die Öffentlichkeit gedrungen war: Statt der Friedhofserweiterung ein Grundstück mit dem TSV zu tauschen. Das war ja nur einer von vielen Vorschlägen.
Zum Teil ist dieser Vorschlag doch auch beim TSV recht gut angekommen. Welche anderen Flächen kamen denn als Ideen für Wohnbebauung auf?
Nein, dazu äußere ich mich nicht. Diese Flächen haben wir nicht öffentlich beraten. Aber wenn wir die Stadtmitte so weiterentwickeln, wie wir es in unseren Workshops angedacht haben, haben wir dort noch Potenzial für 300 weitere Wohnungen im Zentrum.
Stichwort Stadtmittengestaltung: Öffnung des Marktplatzes zum Engelspark, ein zentraler Busbahnhof im Westen des Marktplatzes, breitere Radwege, mehr Wohnbebauung und mehr Geschäfte im Zentrum. Wie realistisch sind diese hochgesteckten Ziele und wann kann welches Projekt tatsächlich umgesetzt werden?
Da sind Sie jetzt etwas zu schnell. Wir haben erst im Juli eine ganze Reihe von Workshops abgeschlossen. Die Architekten und Verkehrsplaner haben ihre Vorschläge und Ideen vorgestellt. Erst jetzt beginnt die politische Beratung darüber, die in einen Rahmenplan mündet, der voraussichtlich bis Ende 2019 beschlossen wird. Danach – möglicherweise gibt es bereits vorher einige Gespräche – versuchen wir Investoren und Eigentümer zusammenzubringen. Erst muss das Planungsrecht stehen. Also wird vor drei bis fünf Jahren nichts begonnen werden.
Wie weit ist der Umbau des Bürgerhauses in Sachen Brandschutz? Ab wann kann das Theoter ut de Möhl dort wieder proben? Dieses Thema schwelt ja schon seit 2018 ...
Es gibt dort leider immer noch kein abgestimmtes Brandschutzkonzept und somit auch keine Baugenehmigung. Denn der Kreis Stormarn bedient sich dort einer beauftragten Fachfirma, die alles sehr gründlich prüft. Dass das so lange dauert, ist zwar ärgerlich. Aber beim Brandschutz gilt Qualität vor Geschwindigkeit. Da lässt sich nichts improvisieren. Proben kann das Ensemble im Bürgerhaus allerdings schon lange, nur nicht am Bühnenbild arbeiten.
Wie ist es um die Sauberkeit der Stadt bestellt? Glinde sollte doch die sauberste Stadt im Kreis Stormarn werden, wie es in Ihrem Wahlkampf hieß. Wann stellen Sie das versprochene Konzept vor?
Ja, das stimmt, ich habe versprochen, innerhalb von drei Jahren ein Konzept vorzulegen. Und es gibt auch eine Arbeitsgruppe, die bereits damit begonnen hat. Allerdings hatten wir so viele Sonderthemen in den vergangenen Monaten, dass wir dieses erst einmal wieder zurückstellen mussten: das Ortsmittenkonzept, die Entwicklungen bei der Freiwilligen Feuerwehr, der Umbau der Bio-Räume im Schulzentrum, die Neubesetzung der Bauamtsleitung, die Vorplanung für die Grundschule Tannenweg – mit diesen Aufträgen sind stets dieselben Mitarbeiter beschäftigt, die auch zur Arbeitsgruppe gehören. Ich hoffe, dass sich die Bauamtsleiterin so schnell einarbeitet, dass wir das Konzept im Herbst neu angehen können.
Gibt es noch Hoffnung für die historische Suck’sche Kate? Wenn ja, wie könnte ihre Zukunft aussehen?
Hoffnung gibt es immer. Ich kann dazu nur berichten, dass Gespräche auf allen Ebenen geführt werden. Mehr möchte ich dazu im Moment nicht sagen.