Stapelfeld. Genehmigungsantrag für 150-Millionen-Euro-Projekt liegt bald aus. Einwendungen bis Oktober möglich. Erörterung im Dezember.

Der genaue Zeitplan für den Neubau der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld steht. Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), das dem schleswig-holsteinischen Umweltministerium angegliedert ist, legt den Genehmigungsantrag vom 1. August bis 2. September öffentlich aus. Einwendungen dazu sind vom ersten Tag an bis zum 2. Oktober möglich. Die Erörterung folgt im Dezember.

Jetzt haben also die Bürger das Wort. Sie können ihre Bedenken gegen die neue MVA und eine zusätzliche Klärschlammverbrennung in den kommenden beiden Monaten schriftlich vorbringen. Zum Antrag gehören auch etliche Untersuchungen. Darin geht es etwa um Lufthygiene, die Umweltverträglichkeitsprüfung und Artenschutz, aber auch um Baulärm und Explosionsschutz.

Komplexes Vorhaben benötigt Zeit

Der Neubau mit Restmüll- und Klärschlammofen soll Mitte 2022 stehen.
Der Neubau mit Restmüll- und Klärschlammofen soll Mitte 2022 stehen. © EEW Energy from Waste

„Insgesamt 14 entscheidungserhebliche Gutachten haben wir eingereicht“, sagt Morten Holpert, Technischer Geschäftsführer von EEW Stapelfeld. Auf dem Grundstück in direkter Nähe zur Autobahn 1 investiert der Betreiber EEW Energy from Waste, der im Jahr 2016 von der chinesischen Holding Beijing Enterprises übernommen wurde, nach Schätzung von Branchenkennern rund 150 Millionen Euro.

Im März 2018 hatte die Genehmigungsbehörde Naturschutzverbände wie den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und den Naturschutzbund (Nabu), Gutachter und EEW-Manager zu einem sogenannten Scoping-Termin eingeladen. Dabei wurde der Untersuchungsrahmen für die Genehmigungsanträge abgesteckt.

Vieles brauche bei einem so komplexen Vorhaben seine Zeit, so EEW-Projektleiter Holger Heinig. „Beispielsweise musste die Luftqualität über acht Monate gemessen werden, und in einem anderen Fall waren die Vegetationsphasen der Pflanzen zu berücksichtigen“, sagt er. Jetzt sei die Öffentlichkeit aufgerufen, sich in den Genehmigungsprozess einzubringen.

Ein eigener Ofen ausschließlich für Klärschlammverbrennung

Ziel von EEW sei es, eine „größtmögliche Akzeptanz“ zu erzielen. Auch deshalb habe es in den zurückliegenden Monaten mehr als ein Dutzend Veranstaltungen gegeben, bei denen mitunter auch hitzig diskutiert worden sei. „Diese Diskussionen waren zum weit überwiegenden Teil konstruktiv und fruchtbar“, so das Fazit des Projektleiters.

Zu den vehementesten Gegnern zählten bisher Vertreter der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Stapelfeld (BIG) und des Vereins „Das bessere Müllkonzept“. Sie befürchten eine höhere Schadstoffbelastung und bemängeln unter anderem, dass der Schornstein nur noch 63 statt jetzt 110 Meter hoch sein soll.

EEW will zum einen ein neues Müllheizkraftwerk als Ersatz für die MVA Stapelfeld bauen, die vor genau 40 Jahren in Betrieb gegangen ist. Es gibt dann nur noch einen Verbrennungsofen (derzeit zwei), die Kapazität sinkt leicht von 350.000 auf 320.000 Tonnen im Jahr. Dank modernerer Technik soll sich die Stromeinspeisung mit 200.000 Megawattstunden/Jahr mehr als verdoppeln. Zugleich kann die Fernwärmemenge von 250.000 auf bis zu 400.000 Megawattstunden steigen.

Zusätzlich soll eine Mono-Klärschlammverbrennung für bis zu 31.500 Tonnen Trockensubstanz entstehen, was etwa 135.000 Tonnen nassem Schlamm aus den Klärwerken entspricht. Das unbehandelte Abfallprodukt wird momentan größtenteils von Landwirten als Dünger auf den Äckern verteilt, was nach einer Verschärfung der Grenzwerte so nicht mehr erlaubt ist. Außerdem kann der zur Neige gehendende wichtige Rohstoff Phosphor beim Verbrennen zurückgewonnen werden. Das ist ab 2029 gesetzlich vorgeschrieben.

Betreiber möchte den Bau schon Mitte 2022 einweihen

Vom nächsten Jahr an soll das MVA-Grundstück an der an der Ecke Alte Landstraße/Ahrensburger Weg zur Großbaustelle werden. Noch können Mitarbeiter und Hallenbadbesucher auf dem dortigen Parkplatz ihre Autos abstellen. Die benachbarte Buggy-Interessen-Gemeinschaft Hamburg muss ihre Modellauto-Rennbahn aufgeben.

Die neuen Verbrennungsöfen sollen Mitte 2022 fertig sein. Nach einem kurzen Probebetrieb wird die alte Anlage abgeschaltet und zum großen Teil auch abgerissen. Die Verkehrsbelastung soll sich nach Betreiberangaben kaum verändern. 2016 fuhren werktags durchschnittlich 164 Lastwagen zur MVA, 2017 waren es 142. Wegen der geringeren Kapazität des Neubaus dürfte die Zahl weiter sinken. Für die Klärschlammanlage wird mit maximal 30 Transportern täglich gerechnet.

Die vor vier Jahrzehnten eröffnete MVA war ein Gemeinschaftsprojekt der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg mit der Stadt Hamburg. 1996 kaufte die Veba Kraftwerke Ruhr (VKR) AG die „Mülle“, die nicht nur von den Beschäftigten so genannt wird. 2003 trat die zu E.on gehörende EEW Energy from Waste die Nachfolge an. Der schwedische Investor EQT übernahm von 2012 bis 2015 alle Anteile. 2016 verkaufte er die gesamte EEW-Gruppe mit ihren 18 Verbrennungsanlagen in Deutschland sowie Luxemburg und den Niederlanden für 1,438 Milliarden Euro an Beijing Enterprises.

Hier können Sie die Unterlagen einsehen

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