Ahrensburg. Luxus-Klo am Rathaus hatte es ins Steuerzahler-Schwarzbuch geschafft und wurde abgebaut. Neue Lösung ist nicht in Sicht.

Wer in Ahrensburg nachts auf eine barrierefreie öffentliche Toilette angewiesen ist, muss weiter auf einen Nachfolger der sogenannten Luxus-Toilette warten. Dabei war es erklärtes Ziel der Verwaltung, diese spätestens bis zum Stadtfest Anfang Juni zu installieren. Wann sie nun kommt, steht nach wie vor nicht fest. Bauamtsleiter Peter Kania sagt auf Anfrage des Abendblattes: „Uns fehlen dazu die Kapazitäten.“

Stadt muss sich um viele Großprojekte kümmern

Im Anbetracht von Großprojekten wie der Schulerweiterung an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule und der Rathaus-Sanierung sei das Vorhaben aufgeschoben worden. Zum Hintergrund: Bis Anfang 2018 hatte Ahrensburg eine auch für Rollstuhlfahrer zugängliche Toilette angemietet und vor dem Rathaus aufgestellt. Doch das formschöne Häuschen im englischen Stil kostete die Stadt vor einer Nachverhandlung bis zu 44.000 Euro im Jahr. Umgelegt auf die Nutzerzahlen spülte die Stadtkasse damit rund 60 Euro pro Besucher im wahrsten Sinne des Wortes im Klo herunter. Das reichte für einen Eintrag im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. Was folgte, war eine kontrovers geführte politische Diskussion über die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung. Behindertenbeirats-Vorsitzender Gerhard Bartel sprach sich für eine entsprechende Toilette aus: „Die Anlage ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer inklusiven Stadt“, die meisten Politiker stimmten ihm zu. Lediglich FDP-Fraktionsvorsitzender Thomas Bellizzi sagte: „Ahrensburg hat genug barrierefreie Toiletten.“ Für Sonderfälle, in denen nachts so eine Einrichtung benötigt werde, könnten den Veranstaltern zum Beispiel beim Stadtfest entsprechende Auflagen für temporäre Anlagen gemacht werden. Für die große Mehrheit in der Politik damals kein Argument. CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen sagte: „Es gibt Dinge im Leben, die nicht mit Geld zu bezahlen sind. Wir haben eine Fürsorgepflicht für unsere Mitbürger, müssen diese Kosten tragen, selbst wenn die Toilette nur ein Mal am Tag genutzt wird.“

Politiker stimmten 2018 für Neuanschaffung

Letztendlich einigten sich die Stadtverordneten im September 2018 mit großer Mehrheit auf die Neuanschaffung einer Toilette, die mit Aufbau einmalig 150.000 Euro und dann 15.000 Euro im Jahr kosten sollte. Neuer Standort sollte die Große Straße etwa auf Höhe der Raiffeisenbank werden. Bei gleichbleibender Nutzung von etwa zwei Personen pro Tag und einer Abschreibung über 20 Jahre betragen die Kosten jedoch auch mit der neuen Anlage knapp 31 Euro pro Klogang. Für Rainer Kersten vom Bund der Steuerzahler Schleswig-Holstein ist das immer noch zu viel. „Jedes private Klo wird häufiger benutzt.“ Eine entsprechende Einrichtung sei nach wie vor Luxus für eine Stadt mit 34.500 Einwohnern, sagte er damals.

„Nette Toilette“ fand bei Gastronomen keinen Zuspruch

Alternativen wie die Aktion „nette Toilette“, bei der Gastronomen für die Bereitstellung ihrer WCs einen Zuschuss von der Stadt erhalten, waren jedoch an der mangelnden Akzeptanz der Geschäftsinhaber gescheitert. Sie wollten ihre Toiletten auf Nachfrage gern zur Verfügung stellen, aber nicht extra mit einem Schild darauf hinweisen. David Wolfkuhl, Betriebsleiter vom Block House in Ahrensburg, befürchtete sonst zu viel Durchgangsverkehr. „Unsere Gäste sollen nicht gestört werden“, sagte er zum Abendblatt.