Reinbek. Die Stadtteile Ohe und Schönningstedt sollen neue Wachen bekommen. Helfer planen andere Organisationsstruktur.
2020 oder im Jahr darauf ist Baustart für die Feuerwache auf dem Grandplatz am Mühlenredder in Reinbek. Es ist in absehbarer Zeit nicht das letzte Großprojekt in Stormarns zweitgrößter Kommune, um für die Retter bessere Bedingungen zu schaffen. Auch die beiden Gerätehäuser in den Stadtteilen Ohe und Schönningstedt sollen neu gebaut werden. Diese Projekte sind Bestandteil eines gemeinsamen Konzepts der drei Ortswehren, dass ein Arbeitskreis entwickelt hat. Zu dieser Gruppe zählen neben der Gemeindewehrführung und Bürgermeister Björn Warmer auch Politiker wie Bürgervorsteher Christoph Kölsch (CDU) und weitere Rathausmitarbeiter.
Sie hat sich in den vergangenen sechs Monaten mehrmals getroffen mit dem Ziel, die Organisation zukunftsfähig zu machen und ihr Strukturen zu verleihen, die auf 25 Jahre ausgelegt sind. Es geht unter anderem um eine bessere Verteilung der Einsatzgebiete zwecks Ausgleich der Belastungen, Verlagerung von Sonderaufgaben von Reinbek nach Ohe und Schönningstedt inklusive Material sowie die Reduzierung von Ausbildungsaufwand für Spezialgerät.
Auch gibt es die Idee, die beiden hauptamtlichen Gerätewarte, die nicht zu Einsätzen verpflichtet werden können, bei Versetzung oder Rente durch Berufsfeuerwehrleute zu ersetzen. Sie könnten neben ihrer Tätigkeit als Brandlöscher auch Aufgaben wie Sachbearbeitung übernehmen. Diese Änderung wäre für die Stadt kostenneutral.
Hanseatische Feuerwehrunfallkasse Nord wies auf Mängel hin
Das Konzept stellte Gemeindewehrführer Oliver Selke jetzt den Politikern im Hauptausschuss vor. Vorsitzender des Gremiums ist Bernd Uwe Rasch (FDP). Auch er hatte in der Arbeitsgruppe mitgewirkt, sagt über die Gespräche im kleinen Kreis: „Die Gerätehäuser sind einer der wichtigsten Punkte. Wir sind einmütig gewesen, dass Neubauten am sinnvollsten sind.“ Schließlich gehe es um die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Feuerwehr.
Der Arbeitskreis folgt mit seiner Einschätzung dem Rat der Hanseatischen Feuerwehrunfallkasse Nord (HFUK). Diese hatte beide Wachen im März dieses Jahres inspiziert und jeweils eine Mängelliste über mehrere Seiten im DIN-A4-Format verfasst. Im Fazit der Schreiben heißt es: „Es wird dringend empfohlen, ein neues Feuerwehrhaus an geeigneter und ausreichend dimensionierter Stelle zu errichten.“
Arbeitskreis schlägt Wache auf Recyclinghof-Fläche vor
Beide Wachen sind zu klein, in Ohe die Arbeitsbedingungen aber noch schlechter. Dort kreuzen sich zum Beispiel beim Verlassen der Hallen die Wege der Feuerwehrfahrzeuge. Einen eigenen Umkleideraum haben die Helfer nicht, ihre Spinde sind in der kleinen Fahrzeughalle und viel zu schmal. Auch Duschen fehlen. Zu eng und niedrig sind die Toreinfahrten der großen Halle. Werden im Innenbereich die Türen der beiden nebeneinanderstehenden Fahrzeuge geöffnet, schlagen sie zusammen.
Schulungsräume und die Funkzentrale befinden sich im Altbau, der 1864 erstellt wurde und nicht gedämmt ist. Bei strengen Wintern sitzen die Ehrenamtler mit dicken Jacken an ihren Plätzen. 1985 wurde die Wache erweitert. Selke berichtet von Beinahe-Unfällen ob der Mängel. Er sagt: „Ein Kamerad ist unter ein Fahrzeug bei laufendem Motor gefallen.“ Laut HFUK besteht auf dem Stellplatzboden erhöhte Rutschgefahr.
In Schönningstedt sind die Probleme ähnlich, Stauraum und Umkleide unzureichend. Den Eingangsbereich teilen sich Wache und eine Kita. Die Eltern holen die Kleinen auf jenem Parkplatz ab, wo auch die Ehrenamtler ihre privaten Autos abstellen.
Politik nimmt Vortrag positiv zur Kenntnis
Eine Kostenschätzung für die Neubauten gibt es noch nicht. Sicher ist: Die Projekte kosten mehrere Millionen Euro. Ergebnisse des Arbeitskreises sind geplante Fertigstellungen 2024 in Ohe und 2028 in Schönningstedt. Als Standort für das erste Vorhaben wird ein Areal an der Sonstkoppel vorgeschlagen, für die Schönningstedter Wache die Fläche, wo jetzt der AWSH-Recyclinghof beheimatet ist – und als Alternativen der Festplatz oder ein Feld an der Sachsenwaldstraße. „Die Projekte sollen sich nicht so lange hinziehen wie in Alt-Reinbek“, sagt Bürgermeister Björn Warmer. Dort hatten Politiker jahrelang über den Standort gestritten und sich dann doch auf den Mühlenredder geeinigt.
Gemeindewehrführer Oliver Selke über die neuen Vorhaben: „Wir wollen ganz sachlich vorgehen und die Probleme mit der Politik in Einklang lösen.“ Und wie beurteilt die den Vortrag? „Er ist von allen im Hauptausschuss sehr positiv zur Kenntnis genommen worden“, sagt der SPD-Vorsitzende Gerd Prüfer. Die HFUK hat Reinbek aufgefordert, ihr bis 15. August über die Mängelbeseitigung zu berichten. Und sie ist bereit, für erforderliche bauliche Veränderungen eine Übergangsfrist zu gewähren. Im Klartext: Die Feuerwehrunfallkasse duldet die schlechten Bedingungen.